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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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- nur dass er getötet hatte.
    Jordan kniff sich den Nasenrücken. »Du hast Schusswaffen gesammelt«, wiederholte er. »Ich nehme an, du hast sie nur unter deinem Bett verstaut, weil du noch keine hübsche Glasvitrine hattest.«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Wer Schusswaffen sammelt, versteckt sie nicht. Wer Schusswaffen sammelt, führt keine Todeslisten mit umkringelten Fotos.«
    Schweißperlen standen Peter auf der Stirn, und sein Mund wurde zu einer dünnen Linie.
    Jordan beugte sich vor. »Wer ist das Mädchen, dass du durchgestrichen hast?«
    »Welches Mädchen?«
    »Auf den Fotos. Du hattest sie umkringelt, und dann hast du drunter geschrieben LEBEN LASSEN.«
    Peter blickte weg. »Eine alte Bekannte.«
    »Wie heißt sie?«
    »Josie Cormier.« Peter zögerte, dann blickte er Jordan wieder ins Gesicht. »Ihr geht's doch gut, oder?«
    Cormier, dachte Jordan. Er kannte nur eine Cormier, die Richterin, die in Peters Fall den Vorsitz hatte.
    Das konnte doch wohl nicht sein.
    »Wieso?«, fragte er. »Hast du ihr wehgetan?«
    Peter schüttelte den Kopf. »Die Frage ist vieldeutig.«
    War da irgendwas passiert, wovon Jordan nichts wusste?
    »War sie deine Freundin?«
    Peter lächelte, aber es erreichte seine Augen nicht. »Nein.«
    Jordan hatte ein paar Fälle unter Richterin Cormiers Vorsitz gehabt. Er mochte sie. Sie war hart, aber fair. Ja, eigentlich konnte Peter von Glück sagen, dass er sie bekommen hatte - und nicht die Alternative, Richter Wagner, der schon sehr alt war und der Staatsanwaltschaft nach dem Mund redete. Josie Cormier war bei dem Amoklauf von keiner Kugel getroffen worden, aber das war nicht das einzige Szenario, das Richterin Cormiers Vorsitz in dem Prozess gefährden würde. Plötzlich dachte Jordan an Zeugenbeeinflussung, an die unzähligen Dinge, die falsch laufen konnten. Er überlegte, wie er herausfinden könnte, was Josie Cormier über die Schießerei wusste, ohne dass jemand merkte, dass er Erkundigungen einholte.
    Er fragte sich, ob sie irgendwas wusste, das für Peters Verteidigung hilfreich wäre.
    »Red mit niemandem außer mit mir«, wies Jordan Peter an.
    »Ich würd lieber mit einer Wand reden«, knurrte Peter.
    »Weißt du was, ich könnte dir zig Sachen aufzählen, die ich lieber täte, als mit dir in einem brütend heißen Besprechungszimmer zu hocken.«
    Peters Augen verengten sich. »Na denn, lassen Sie sich nicht aufhalten. Sie hören mir ja doch nicht zu.«
    »Und ob ich dir zuhöre, Peter. Ich höre jedes Wort aus deinem Mund, und dann denke ich an die vielen Kisten, die die Staatsanwaltschaft mir vorbeigebracht hat, allesamt voll mit Beweismaterial, das dich aussehen lässt wie einen kaltblütigen Mörder. Und währenddessen höre ich dich sagen, dass du aus reiner Liebhaberei Schusswaffen gesammelt hast.«
    Peter zuckte zusammen. »Na schön. Wollen Sie wissen, ob ich die Knarren benutzen wollte? Ja, wollte ich. Ich hatte alles geplant. Ich hatte die ganze Sache genau durchdacht. Haarklein, bis in jede Einzelheit. Ich wollte den Menschen töten, den ich am meisten gehasst habe. Aber dann bin ich nicht mehr dazu gekommen.«
    »Die zehn Menschen -«
    »Sind mir bloß in die Quere gekommen«, sagte Peter.
    »Wen wolltest du denn töten?«
    Hinter Jordan sprang plötzlich quietschend das Klimagerät an. Peter wandte sich ab. »Mich«, sagte er.

Ein Jahr zuvor
    »Ich weiß ja nicht, ob die Entscheidung so gut war«, sagte Lewis, als er die Heckklappe des Vans öffnete. Dozer, der Hund der Houghtons, lag auf der Seite und atmete schwer.
    »Du hast doch gehört, was der Tierarzt gesagt hat«, erwiderte Lacy, während sie dem Retriever den Kopf streichelte. Braver Hund. Sie hatten ihn, seit Peter drei war. Jetzt war Dozer zwölf und litt an akutem Nierenversagen. Wenn sie ihn mit Medikamenten am Leben hielten, dann ihretwegen, nicht seinetwegen.
    »Ich meinte nicht, ihn einschläfern zu lassen«, stellte Lewis klar. »Ich meinte, dass wir alle mitgekommen sind.«
    Die Jungen stiegen aus dem Wagen, blinzelten im Sonnenlicht, die Schultern hochgezogen. Sie hatten beide dieselbe Art, den linken Fuß beim Gehen leicht nach innen zu drehen. Lacy wünschte, sie hätten sehen können, wie ähnlich sie sich waren.
    »Musstet ihr uns unbedingt mitschleppen?«, sagte Joey.
    Peter kickte in den Schotter auf dem Parkplatz. »Echt bescheuert.«
    »Jetzt benehmt euch«, sagte Lacy. »Ich versteh nicht, dass ihr euch nicht von einem Familienmitglied verabschieden wollt.«
    »Das hätten wir

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