Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
19 Minuten

19 Minuten

Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
sie hatte sich gefragt, was sie Peter da womöglich angetan hatte. Immerhin hatten sie sich im Copyshop unterhalten, wenn keine Kundschaft da war, sie hatten zusammen gelacht. Er war eigentlich ganz in Ordnung - bloß niemand, mit dem sie in der Öffentlichkeit gesehen werden wollte. So etwas zu empfinden war doch noch lange keine Schikane. Sie war schließlich nicht wie Drew und Matt und John, die Peter fast umstießen, wenn sie auf dem Gang an ihm vorbeikamen, oder ihm die Lunchtüte weggrapschten und hin und her warfen, bis sie zerriss und alles rausfiel - oder doch?
    Sie wollte nicht mit Mr. Cargrew sprechen. Sie wollte nicht, dass Peter glaubte, sie hätte Lust mit ihm befreundet zu sein.
    Aber sie wollte auch nicht so sein wie Matt, dessen Bemerkungen über Peter sie manchmal widerlich fand.
    Peter saß neben ihr und wartete auf eine Antwort. Und dann saß er auf einmal nicht mehr da. Er fiel die Steinstufen hinunter, und Matt baute sich vor ihm auf. »Lass meine Freundin in Ruhe, du Homo«, sagte Matt. »Such dir irgendein Jüngelchen, mit dem du spielen kannst.«
    Peter war mit dem Gesicht auf dem Pflaster gelandet. Als er den Kopf hob, blutete seine Lippe. Er sah zuerst Josie an, und zu ihrer Verblüffung wirkte er nicht empört oder wütend - sondern einfach nur müde. »Matt«, sagte Peter und rappelte sich mühsam auf die Knie. »Hast du einen großen Schwanz?«
    »Das wüsstest du wohl gerne«, sagte Matt.
    »Nein, ist mir piepegal.« Peter stand schwankend auf. »Ich hab mich nur gefragt, ob er so lang ist, dass du dich ins Knie ficken kannst.«
    Josie spürte, wie die Luft zwischen ihnen vibrierte, und dann stürzte Matt sich wie ein Tsunami auf Peter, schlug ihn ins Gesicht, stieß ihn hart zu Boden. »Das gefällt dir, was?«, zischte Matt, als er Peters Arme auf den Boden presste.
    Peter schüttelte den Kopf, Tränen strömten ihm übers Gesicht, verschmierten das Blut. »Geh ... runter ...«
    Inzwischen hatte sich um die beiden ein Pulk gebildet. Josie blickte sich hektisch um, aber es war nach Schulschluss und weit und breit kein Lehrer zu sehen. »Hört endlich auf«, rief sie, als Peter sich Matt zu entwinden versuchte. »Matt, hör doch auf.«
    Er schlug ein letztes Mal zu und wandte sich dann ab, ließ Peter einfach liegen. »Du hast recht. Reine Zeitverschwendung«, sagte Matt. Er ging los, blieb dann stehen und wartete, bis Josie bei ihm war.
    Sie gingen zu seinem Auto. Josie wusste, dass sie in der Stadt einen Kaffee trinken und anschließend zu ihr nach Hause fahren würden. Dort würde Josie Hausaufgaben machen, bis es unmöglich wurde, weil Matt ihr die Schultern streichelte oder den Hals küsste, und dann würden sie rumknutschen, bis sie den Wagen ihrer Mutter kommen hörten.
    In Matt brodelte es noch immer. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Josie nahm eine, öffnete sie und schob ihre Finger zwischen seine. »Kann ich dir was sagen, ohne dass du wütend wirst?«, fragte sie.
    Als er nicht antwortete, nahm Josie ihren ganzen Mut zusammen. »Ich versteh nicht, wieso du dauernd auf Peter Houghton rumhacken musst.«
    »Der Homo hat angefangen«, knurrte Matt. »Du hast doch gehört, was er gesagt hat.«
    »Aber erst, nachdem du ihn die Stufen runtergestoßen hattest.«
    Matt blieb stehen. »Seit wann spielst du dich als sein Schutzengel auf?«
    Sein Blick ging ihr durch Mark und Bein. Josie fröstelte. »Tue ich gar nicht«, beteuerte sie rasch und holte tief Luft. »Ich meine nur... warum musst du die anderen, die nicht so sind wie wir, immer so schlecht behandeln? Du willst nichts mit Losern zu tun haben, okay, aber deshalb musst du sie doch nicht gleich tyrannisieren, oder?«
    »Doch«, sagte Matt. »Ohne die anderen kann es nämlich auch kein wir geben.« Seine Augen verengten sich. »Das solltest du eigentlich am besten wissen.«
    Josie spürte, wie ihre Finger taub wurden. Die Angst, die Coolen könnten merken, dass sie die ganze Zeit uncool gewesen war, schnürte ihr die Kehle zu.
    Sie würde nicht mit Mr. Cargrew sprechen. Sie würde nie wieder mit Peter reden. Und sie würde sich auch nichts mehr vormachen und so tun, als wäre sie weniger schlimm als Matt, wenn er Peter lächerlich machte und zusammenschlug. Oben blieb man am besten, wenn man auf andere trat.
    »Was ist jetzt?«, fragte Matt. »Kommst du mit?«
    Sie fragte sich, ob Peter noch weinte. Ob seine Nase gebrochen war. Ob das das Schlimmste war.
    »Ja«, sagte Josie und folgte Matt, ohne sich noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher