1948 - An den Grenzen der Macht
gern auf mich verzichtet, wenn er die Wahl gewinnt. Ich vermute, daß er das Amt des LFT-Kommissars abschaffen wird."
„Keine Sorge. Du und Paola, ihr werdet es scharfen."
Aus dem Mund des Unsterblichen klang es, als stünde das Wahlergebnis bereits fest.
Ehe Cistolo eine entsprechende Bemerkung machen konnte, war der Arkonide durch den Transmitter verschwunden. Augenblicke später beschleunigte die RICO und raste in die Sternenfülle der Milchstraße hinein.
Aus der Medoabteilung meldete sich erneut Lance Gromaver. Solder Brant hatte eine Beschwerde vorzubringen.
„Nimmst du sie an?" erkundigte sich der Chefmediker.
„Ja."
Gromaver wich zur Seite. Das blasse Gesicht des Liberalen tauchte im Erfassungsbereich des Optikfeldes auf.
„Ich protestiere!" rief Brant. „Statt auf direktem Weg nach Terra zu fliegen, hüpfst du mit dem Schiff kreuz und quer durch das All."
„Es war nicht geplant und dennoch notwendig", antwortete Khan.
„Es ist einem fairen Wahlkampf abträglich, wenn du mich länger als nötig von Terra fernhältst."
„Ich bleibe bei meiner Zusage, dich nach Terra zu bringen. Wir sind dorthin unterwegs.
In wenigen Stunden wirst du deinen Fuß auf den Boden Terras setzen."
Solder Brant gab keine Antwort. Er starrte auf den Fußboden vor sich und wartete, bis das Hologramm sich aufgelöst hatte.
Khan wandte sich an den Syntronverbund.
„Ich möchte, daß künftig jeder seine Schritte überwacht wird. Ergibt sich auch nur der geringste Anhaltspunkt, daß er etwas im Schilde führt, ist er sofort in ein Fesselfeld zu hüllen."
Prett Boemer sah ihn erstaunt an. „Du glaubst, daß er mit Garron unter einer Decke steckt?"
„Nein. Ich will ihn vor allem vor sich selbst schützen. Solange es keine Beweise gibt, daß er in Garrons Machenschaften verwickelt ist, gilt er als unschuldig." .
Sie erreichten Terra zehn Stunden später und ohne Zwischenfälle. Solder Brant glaubte es offensichtlich erst, als er einen Blick durch die Bodenschleuse ins Freie warf und Georg Zima entdeckte, der ihn mit einem Gleiter abholte.
, „Angenehmen Aufenthalt", wünschte Cistolo Khan dem Kandidaten und trat zur Seite, um ihm Platz zu machen. „Eine Frage noch. Solder, wenn du erlaubst."
Solder Brant sah ihn stumm und irgendwie hilflos an.
„Fühlst du dich wirklich fit, um den Wahlkampf fortzusetzen? Oder anders ausgedrückt: Was war wirklich los? Zwischen dir und Garron, meine ich."
Der Spitzenmann der Liberalen Einheit schluckte mehrfach. Sein stark ausgeprägter Adamsapfel ruckte wie ein eigenständiges Wesen hin und her.
„Danke fürs Herbringen", kam es über seine Lippen. Mit einer heftigen Bewegung stieg er in das Antigravfeld, das ihn hinunter zum Boden beförderte.
„Ich wünsche dir trotz allem eine gute Zeit!" rief Khan dem Kandidaten nach. „Vielleicht haben wir nach der Wahl Zeit, darüber zu sprechen."
Brant reagierte nicht. Bleich und mit gesenktem Kopf marschierte er auf den Gleiter zu, der auf dem Boden stand. Zima starrte ihn entgeistert an und begrüßte ihn ziemlich verdattert.
Etwas wie eine vage Hoffnung stieg in Cistolo Khan auf. Wenn Brant die Erlebnisse in Mirkandol nicht verarbeiten konnte, fiel er vielleicht für die Endphase des Wahlkampfs aus.
Es juckte den LFT-Kommissar in den Fingern, entsprechende Hinweise in den Medien zu lancieren. Dann jedoch siegte sein Gewissen. Es war nicht fair. Und wenn sich Paola Daschmagans Wahlkampf bisher durch etwas ausgezeichnet hatte, war es Fairneß gewesen. Und das sollte auch so bleiben.
Gleichzeitig war Cistolo sicher, daß sich am Wahlausgang nichts ändern würde, wenn es Brants Parteifreunden gelang, den Zustand ihres Spitzenkandidaten die letzten vier Tage lang geheimzuhalten.
Die Crew der PAPERMOON hatte in der Folge „Landgang" und verteilte sich in der riesigen Stadt. Cistolo Khan ließ sich mit dem Gleiter zum Außenbezirk Magdarein bringen, wo das provisorische Regierungsviertel lag.
Dort wartete Paola Daschmagan bereits ungeduldig auf ihn.
*
Paola sah man schon seit Wochen an, daß sie unter der Hektik und dem Streß des Wahlkampfes litt. Sie kämpfte an allen Fronten und mußte gleichzeitig ihren Pflichten als Erste Terranerin nachkommen. Niemand fragte danach, wie sie das schaffte.
Wenn nicht, verlangte schließlich keiner, daß sie erneut. kandidierte.
Daß es sich nicht um eine Wahl nach Abschluß der üblichen Wahlperiode handelte, kam erschwerend hinzu. Solder Brant hatte im Parlament die
Weitere Kostenlose Bücher