2279 - Zeit der Schatten
Empfangsvorbereitungen zu tun, für die du verantwortlich bist?"
Sasstre nickte. „Allerdings. Es freut mich, dass du mein Ressort bereits kennst. Wir Gouverneure arbeiten gleichberechtigt nebeneinander, und die ständige Erwähnung der Zuständigkeiten sorgt nur für Verwirrung. Die meisten wollen es sowieso nicht so genau wissen." Er stand auf. „Aber du willst sicherlich nun weitere Details wissen. Speise mit mir, auch wenn dir vielleicht nicht so sehr nach Feiern zumute ist wie mir. Ich habe dreiundzwanzig lange Jahre auf diesen Moment warten müssen. Dreiundzwanzig Jahre, in denen ich unter schlechtem Gewissen gelitten habe."
Seltsamerweise nahm Drüben ihm das sogar ab.
6.
Hoffnung und Schock Als Drüben geendet hatte, sagte Eidoa lange Zeit nichts. Sie sah abwechselnd ihn und ihre Hände an.
Zweimal bewegten sich ihre Lippen, bevor sie endlich die Sprache wiederfand. „Und du hast wirklich geglaubt, ich sei von Sasstre geschickt worden?", fragte sie. „Bitte!", sagte er. „Ich habe mich dafür entschuldigt. Ich hatte es nicht ernsthaft geglaubt, aber ... ich musste die Möglichkeit doch in Erwägung ziehen."
„Ja", hauchte sie. „Ich verstehe dich."
Sie drehte den Kopf und sah aus der Scheibe des Lokals nach draußen, in dem sie sich getroffen hatten, gleich nach Drubens Feierabend. „Wirklich?", fragte er. „Mir liegt sehr viel daran, dass es zwischen uns kein ... Misstrauen gibt; keine falschen Töne. Ich mag dich, Eidoa." Damit war es gesagt.
Er hatte den ganzen Tag mit sich gekämpft. In der Nacht hatte er keinen Schlaf gefunden. Viel zu viel war ihm im Kopf herumgegangen. Die Eröffnungen, die Orgid Sasstre ihm gemacht hatte, über sich selbst und über ARCHETIM ... Es war zu viel auf einmal gewesen.
Er hatte bei seinen Kollegen Antworten suchen wollen, sich dann aber doch nicht getraut. Der einzige Schohaake, mit dem er reden konnte - und wollte! -, war Eidoa. Er hatte sie in einer Pause angerufen und sich mit ihr verabredet.
Und dabei hatte er festgestellt, dass es geschehen war. Was er nie gewollt hatte, was nie Platz in seinem Leben gefunden hatte, war eingetreten. Er liebte Eidoa. Er hatte sich dagegen gesträubt, anfangs, aber nun, als er wusste, wer er war, konnte er es nicht länger von sich weisen.
Sie drehte den Kopf zurück und sah ihn ernst an. „Meinst du das ehrlich, Drüben?"
Er streckte die Hand aus und legte sie sanft auf die ihre. „Es ist noch mehr als das."
Sie lächelte, ein wenig verlegen und zugleich das spitzbübische, unbeschwerte Lachen, das ihn von Anfang an an ihr fasziniert hatte. „Und wie geht es jetzt weiter?", fragte sie. „Ich meine, mit Sass... mit deinem ... Vater? Wirst du dich an den Gedanken gewöhnen können?"
„Vermutlich", sagte er und nickte. „Ja. Er hat wirklich bereut, und aus seiner Sicht war es das Beste, was er damals hatte tun können. All die Vorurteile, die ich gegen ihn hatte, waren wahrscheinlich ganz falsch, Eidoa. Er mag nicht der sympathischste Zeitgenosse sein, aber er trägt eine große Verantwortung. Vielleicht ist auch sein Gehabe nur ein Schutz; eine Mauer, die er um sich errichtet hat."
„Die Empfangsvorbereitung", sagte sie leise. „ARCHETIM ..."
„Nachdem er mir alles gesagt hatte, verstand ich einiges", sagte Drüben. „Das Schweigen der Offiziellen, die allgemeine Unwissenheit - ich glaube, dass es unter den gegebenen Umständen besser von der Regierung war, die Öffentlichkeit in Unwissenheit zu lassen."
„Du meinst, wir hätten uns zu sehr beunruhigt?"
„Natürlich!" Er nickte heftig. „Oder wie hättest du reagiert, wenn du erfahren hättest, dass ARCHETIM diese Galaxis und seine ganze Mächtigkeitsballung schon vor Jahrhunderten verlassen hat, um an der Retroversion einer Negasphäre teilzunehmen, in einer 45 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis?"
„Ich hätte mir meine Gedanken gemacht. Was eine Negasphäre überhaupt ist beispielsweise."
„Und dann hättest du Angst um ARCHETIM gehabt. Wenn man bedenkt, was in der Galaxis Tare-Scharm, rund 45 Millionen Lichtjahre von hier, geschieht. Die Entwicklung einer Negasphäre steht dort bevor und ..."
„... eine Negasphäre ist eine von Chaos und Willkür gekennzeichnete Region des Universums", unterbrach Eidoa. „So viel hast du mir ja bereits erklärt. Das bedeutet, dass in einer Negasphäre keine Informationen durch Kosmische Messenger übertragen und wirksam werden. Die Naturgesetze verlieren ihre Gültigkeit, und Chaos kehrt
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