2408 - Krieg der Prozessoren
Wochen. Wenn Astuin und Myhr eine derartige Machtübernahme geplant hätten, wäre uns das nicht entgangen.
Wir haben ihren Weg kreuz und quer durch das Schiff verfolgt, und das nicht nur auf herkömmlichem Weg, sondern auch mit Startacs Ortergabe.
Wir hatten eher den Eindruck, dass die beiden Avatare etwas suchen."
„Etwas suchen", wiederholte Savoire. „Das ist für mich ein weiterer Beweis. Nun bin ich endgültig sicher, dass meine Theorie der Wahrheit entspricht. Das erklärt, warum ESCHER keine Kommunikation in der Gedankenkammer mehr ermöglicht. Alles passt zusammen! Astuin und Myhr sind auf der Suche nach dem Prozessor, der einen Avatar-Körper ausgebildet hat und sich irgendwo in der BURTON versteckt."
„Eine gewagte Theorie", wandte ich ein. Sie hatte einiges für sich, schien mir aber doch weit hergeholt.
„Sie deckt sich mit allen Messdaten, die ich in den letzten Wochen gewonnen habe. Ich konnte diese Daten nur nicht in richtiger Weise interpretieren, weil mir das entscheidende Puzzlestück fehlte. Es gab bisher keinen Präzedenzfall. Ich weiß jedoch, dass in ESCHERS Hyperdim-Matrix schon lange ein kaum wahrnehmbares Ungleichgewicht besteht, das durch keine der vorgenommenen Neuverkoppelungen ausgeglichen wurde. Ich habe es für mich damit erklärt, dass die Parapositronik nach wie vor am Werden ist und sich ständig entwickelt. Aber in Wirklichkeit hat sich einer der Prozessoren abgekoppelt und aus eigener Kraft, ohne ESCHERS Wissen, einen Avatar-Körper ausgebildet. Er ist unser eigentlicher Feind. Anhand meiner Messanalysen gibt es keine andere Erklärung."
Seine Theorie überzeugte mich von Sekunde zu Sekunde mehr, wenn mir auch noch nicht jedes Detail klar war.
Savoire war allerdings der beste und einzige Experte für die Parapositronik. Mir blieb keine andere Wahl, als seiner Interpretation der Fakten zu vertrauen. „Was hat das damit zu tun, dass ESCHER nicht mehr ansprechbar ist?"
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Hoffen wir auf die erste. Entweder hat ESCHER beschlossen, sein Problem selbst zu erledigen ..."
„Und ist damit geradezu grandios gescheitert", warf Dr. Indica bissig ein.
„... oder der Renegat hat die Herrschaft über ESCHER bereits übernommen und sich deshalb separiert."
Savoire lehnte sich mit dem Rücken gegen den Container. Dadurch stand er in einem anderen Winkel zur Leuchtröhre; im grellen Licht warf seine Nase nun einen scharfen Schatten auf sein Gesicht, das um Kinn und Mund herum noch immer mit Resten von vertrocknetem Blut verschmiert war. Der Anblick erinnerte mich daran, in welcher Geschwindigkeit sich die letzten Ereignisse abgespielt hatten.
„Das allerdings", fuhr der Erste Kybernetiker fort, „wäre eine Katastrophe. In diesem Fall hätte Indica recht und die Parapositronik als Ganzes wäre unser Gegner, weil ESCHER nicht mehr er selbst wäre."
„Wenn deine Theorie stimmt", sagte ich, „kennen wir nun die Hintergründe, aber das hilft uns nicht weiter. Wir müssen handeln. Die Beeinflussten werden längst damit begonnen haben, das Schiff nach uns zu durchsuchen. Wir müssen uns bereit machen, die Lagerhalle zu verteidigen. Zumindest so lange, bis Startac uns erneut in Sicherheit teleportieren kann."
Falls er dazu in Kürze überhaupt schon wieder in der Lage sein würde.
Es kam darauf an, wie tief seine Erschöpfung reichte.
Wie auf ein Stichwort regte er sich in diesem Moment, schlug die Augen auf, entdeckte uns und kam herüber.
Seine Müdigkeit schien wie weggewischt, und wilde Entschlossenheit stand in seinem Gesicht zu lesen.
Trim brachte ihn mit knappen Worten auf den neusten Stand unserer Überlegungen.
Ich nutzte die Gelegenheit, alles zu durchdenken. Der Logiksektor kam zum selben Ergebnis. „Es gibt momentan zwei Optionen, um aktiv zu werden. Zum einen könnte ich das Roboterheer der BURTON gegen die Beeinflussten einsetzen, aber das käme einem Blutbad gleich, das ich um jeden Preis vermeiden will. Es bleibt wohl keine andere Wahl, als die BURTON vorübergehend unserem Feind zu überlassen."
„Ich kenne die andere Möglichkeit, von der du sprichst", sagte Savoire.
„Nun, da die HÜ-Schirme wieder desaktiviert sind, könnte Startac mit mir in ESCHERS Hardware springen, damit ich die Parapositronik dort abschalte. Mich genau daran zu hindern war schließlich der einzige Grund, warum die Beeinflussten versucht haben, mich umzubringen."
Ich stimmte zu. „So gesehen sind Startac und du momentan die wichtigsten Personen
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