Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2417 - Sklave der Maschinen

Titel: 2417 - Sklave der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
mochte, konnte der tödlichste Gegner für diejenigen sein, die er nicht wollte ...
    Ich warf mich ins sich schließende Dickicht hinein. Dornenranken peitschten vor mein Gesicht, hungrige Tentakel griffen nach mir. Das lebendig gewordene Moos klebte an meinen Stiefeln und ließ mich nicht los. Ich musste mich freireißen, stürzte hinter der Kartanin her und erreichte sie, als sie zwischen den fleischigen Blättern einer Pflanze lag, deren Fangarme sie bereits umschlossen hielten und auf einen tiefen, blutroten Schlund zu zogen.
    Es konnte nicht wahr sein. Ich sagte mir, dass ich träumte, aber dann war es ein verdammt wirrer und schlechter Traum.
    Nur war es keiner. Wir waren hier und die blaugrüne Hölle real.
    Ich machte einen Hechtsprung und konnte mich endlich vom Moos losreißen, das hungrige Fühler hinter mir herschickte.
    Es war verrückt!
    Der Wald um uns herum schwappte und schaukelte wie eine betrunken gewordene Welt. Ich musste an eine riesengroße Amöbe denken, die nach Belieben ihre Form veränderte und die schrecklichsten Gestalten aus sich selbst herausbildete. Es war nicht wirklich, konnte nicht sein, aber es war so.
    Der Wald, der Kontaktwald, der – wenn ich mich nicht verteufelt täuschte – Sohn des Sohnes des Pflanzenvaters Arystes, hatte sich in ein rasendes Ungeheuer verwandelt und wollte uns töten.
    Ich bekam einen Arm zu fassen und schrie Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann. Dao brüllte ebenfalls. Ich zerrte an ihrer Hand, wühlte mich regelrecht in die sie umschlungen haltenden Tentakel und die dicken Blätter ein, die sie zu ersticken drohten, und versuchte sie freizubekommen.
    Mir brach der Schweiß aus, ich spürte, wie mein Herz raste. Tausendmal entglitt mir die Gefährtin, und tausendmal holte ich sie wieder zurück.
    Dao-Lin kam frei und auf ihre Beine.
    Wir liefen, suchten die Lücken im rasenden Dickicht und fanden sie mit dem Instinkt eines gejagten Wildes.
    „Der Wald greift nicht uns an!", rief die Kartanin mir zu. „Er kämpft, er wehrt sich!"
    „Aber wir tun ihm doch nichts!", schrie ich zurück. „Wir sind nicht seine Feinde!"
    „Er kämpft um sein Leben!"
    Ich wusste es, aber das nützte uns herzlich wenig.
    Wir liefen, wir boxten uns durch sich schließendes und nach uns greifendes Dickicht. Dornen peitschten nach uns und zogen Striemen aus blutigem Sekret über die Scheiben unserer Helme, die sich längst selbsttätig geschlossen hatten – Blut des Waldes. Er tobte und raste. Er konnte nicht wissen, was er tat.
    Unsere Füße rutschten aus und fanden wieder Halt, irgendwo, irgendwann und irgendwie. Wir liefen und schlitterten von Licht zu Licht, Lücke zu Lücke. Äste und Zweige bogen sich vor und über uns, schlugen herab, lagen am Boden und stellten uns Fallen. Wir sprangen darüber, duckten uns, rannten, wehrten uns und taten dem Wald ganz bestimmt auch weh, aber wir konnten nicht anders und mussten uns wehren ...
    Ich hatte Dao im Arm, dann wieder sie mich. Wir stolperten hintereinander her, verloren und fanden uns wieder. Immer blieben wir irgendwie zusammen, zwei verlorene Zellen in einem unglaublichen, fremden Überorganismus, Fremdkörper, auf die er seine Antikörper hetzte, um selber zu überleben.
    Irgendwie schafften wir es, am Leben zu bleiben, und irgendwann war es vorbei.
    Wir lagen auf einer kleinen Lichtung, kaum vier Meter groß. Dao-Lin war an meiner Seite, beide auf dem Rücken im violetten Licht, das nicht mehr blitzte, und Moos, das nicht mehr versuchte, uns umzubringen.
    Es war still.
    Kein Lüftchen ging, kein Blatt raschelte, keine Ranke beugte sich vor, um mit augenlosen Blicken nach uns zu sehen.
    „Es ist vorbei", sagte Dao, als sie sich neben mir aufrichtete. Ich konnte die Wärme ihres Körpers durch das Material unserer Anzüge hindurch fühlen. Wir waren wie zwei Dinge, die zusammengehörten – und einfach sich hatten, in einer unglaublichen Umgebung, in die sich nicht hineingehörten.
    „Ja." Ich stemmte mich ebenfalls hoch.
    Es waren keine Geräusche zu hören, aber die Stille schien zu uns zu flüstern und zu sagen: „Vergebt mir, es tut mir leid ..."
    „Der Wald hat sich beruhigt", murmelte Dao-Lin. „Der Angriff ist vorbei, er hat ihn überlebt – und wir auch."
    Es war stiller als still. Ich sah keine Bewegung mehr.
    „Bist du sicher?", fragte ich, und selbst der Klang meiner eigenen Worte schien mir ein Sakrileg an diesem „Geschöpf" zu sein, das mir die Gnade erwiesen hatte, mich in sich

Weitere Kostenlose Bücher