2446 - Die Negane Stadt
ausdrücken.
Das Locken wurde stärker. Immer mehr Angehörige der Karawane trieben zu ihm, als spürten sie, dass er kein normales sterbliches Wesen war. Reagierten sie auf seinen Zellaktivator?
Auf die Aura der Ritter der Tiefe?
Der Terraner blockte ab. Er stellte fest, dass er den unverständlich flüsternden Lockungen problemlos widerstehen konnte. Vielleicht, weil er mentalstabilisiert war, vielleicht auch, weil er als ehemaliger Ritter der Tiefe geistig gefestigt genug war. Die Chorale Karawane hatte keine Chance, ihn zu überreden, seine körperliche Existenz aufzugeben und sich ihr anzuschließen.
Rhodan sah zu Gucky hinüber, dann zu Icho Tolot und Ekatus Atimoss. Keiner seiner drei Begleiter schien Schwierigkeiten zu haben, sich der Choralen Karawane zu widersetzen. Aber einige andere Passagiere warfen sich gegen die durchsichtige Hülle des Zugs, als wollten sie sich an Ort und Stelle in den Tod stürzen.
Dem Terraner wurde klar, wie die Karawane neue Mitglieder rekrutierte.
Er fragte sich, was geschehen würde, wenn sie in eins der Quartiere eindrang.
Der Schwebezug flog unbeeindruckt weiter, und die flimmernden Lichter blieben allmählich hinter dem Zug zurück.
Rhodan fragte sich, was er davon halten sollte. Die Chorale Karawane war nicht nur eine erstaunliche Attraktion der Neganen Stadt. Sie war für ihn auch der Beweis, dass die Terminale Kolonne über einen schier unerschöpflichen Nachschub an Lebewesen verfügte und sich erlauben konnte, einige von ihnen zur Erbauung des Chaotarchen Xrayn zu opfern.
Kurz darauf setzte der Schwebezug wieder auf dem Landefeld auf, auf dem sie ihn betreten hatten.
*
„Wie kommen wir nun von hier aus weiter?" Icho Tolot hatte die Stimme zwar gedämpft, doch zahlreiche Passanten drehten sich zu ihm um.
„Ich würde vorschlagen, dass wir einen Vertreter dieses ›Neganen Beamtenkorps‹ ausfindig machen und befragen", sagte Rhodan. „Wenn uns jemand mehr verraten kann, dann einer von ihnen."
„Sie wurden mehrfach als federführend in der Stadt bezeichnet, aber mehr habe ich nicht herausfinden können", sagte der Ilt nachdenklich, drehte sich um, ließ Rhodan einfach stehen und watschelte los.
„Keine Extratouren!", rief Rhodan ihm hinterher; wohl wissend, dass er ebenso gut der Luft befehlen konnte, zu Erde zu werden, oder Flammen, sich in Wasser zu verwandeln.
Er sah dem Mausbiber nach, bis er in der Menge verschwand. Sollte der Kleine Erfolg haben und etwas über dieses Beamtenkorps herausfinden, würde er ohne jeden Verweis davonkommen.
Rhodan wurde wieder deutlich klar, dass ihnen die Zeit davonlief. Ihre Ermittlungen durften nicht mehr allzu lange dauern. Wenn Xrayn erschien, mussten sie verschwunden sein. Vielleicht mussten sie die Negane Stadt sogar viel früher verlassen. Sobald ARCHETIM die Finale Schlacht einläutete, mussten sie wieder zurück im KORRIDOR DER ORDNUNG sein, um bei Margin-Chrilox die Retroversion zu dokumentieren. Sonst wäre ihre gesamte Mission gescheitert.
Und bislang hatten sie nicht die geringste Spur von Generalin Kamuko gefunden ... Er konnte nur hoffen, dass die Laosoor mehr Erfolg gehabt hatten.
Gucky kam zu ihnen zurückgewatschelt. Er hatte den Bauch eingezogen und die Brust herausgestreckt, und den Ausdruck auf seinem Gesicht konnte Rhodan nur als Grinsen deuten. „Dann kommt mal mit, Jungs", sagte er. „Was würdet ihr nur ohne mich anstellen?"
„Du hast etwas herausgefunden, Kleiner?"
„Natürlich. Deshalb hast du mich doch mitgenommen, oder, Großer? Ich habe nicht nur den Namen eines Mitglieds des Neganen Beamtenkorps, ich weiß auch, wo es wohnt. In einer Kabine im Untergrund des Quartiers. Er ist allerdings nicht zu Hause. Wir müssten also auf ihn warten."
„Wie hast du das gemacht?"
Gucky sah ihn treuherzig an. „Ich habe einfach Passanten auf der Straße gefragt."
„Und problemlos Antwort bekommen?"
„Das nicht gerade, aber einer hat zumindest an seinen Bekannten aus der Beamtenschaft gedacht. Und damit war’s ein Klacks für mich."
Rhodan verbiss sich jede Bemerkung.
„Ich habe ganz in der Nähe Ruheräume entdeckt", fuhr der Ilt fort. „Vielleicht sind es auch öffentliche Hygienezellen. Dort können wir jedenfalls ungestört teleportieren."
„Toiletten, meinst du?"
Gucky zuckte die Achseln. „Glaube ich nicht. Geld stinkt nicht, wie es so schön heißt, und man muss nichts bezahlen, um die Räumlichkeiten zu betreten."
Der Terraner lächelte schwach und seufzte
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