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logisch anhört, gehst du sofort in den Bunker, weil irgendjemand, der dich weghaben wollte, die Geldstrafe dafür bezahlt hat.
Ich sag staunend: »Krass, die sind ja wie so kleine Ameisen.«
Und Andi: »Darfst dich nur nicht anpissen lassen von denen.«
Wir sitzen am Tisch, auf dem seit zwei Tagen die Schreibmaschine steht, von der Hausleitung genehmigt, aus Knastbeständen ausgesucht. Keine Ahnung, wer da alles schon dran gesessen hat, aber damit klopp ich jetzt jeden Abend meine Briefe in die Tastatur. Das Scheißgeklacker, sagt der Andi, er hört es bis in seine Zelle, und es geht ihm tierisch auf den Sack, aber das ist mir vollkommen egal. Ich habe mich um meinen neuen Job zu kümmern.
Andi grinst: »Na, dann bewirb dich mal schön.«
Das erste Anliegen setze ich an Herrn Wetzel von der Metzgerei auf. Ich tippe so los, dass ich doch jetzt im Geschlossenen gelandet sei und mich hier als Essenausgeber bewerben wolle und darum wäre es sehr nett, wenn er mir bestätigen würde, dass ich gut mit Lebensmitteln umgehe und insgesamt ein ordentlicher Arbeiter bin. Jetzt noch ein »Sehr geehrter Herr« oben drüber und ein »Mit freundlichen Grüßen« drunter und fertig ist die Laube.
»Das ist ja irre«, sagt Andi. »Woher kannst’n das so gut?«
Das zweite Anliegen geht an Herrn Karl, den Leiter unseres Hauses. Ich schreibe ihm, dass ich gern Essenausgeber werden wolle, aufgrund der Tatsache, dass ich drüben schon in der Metzgerei gearbeitet hätte und mich da so gut auskenne. Ich hätte auch den Gesundheitscheck bereits absolviert und würde als Essenausgeber damit sozusagen in einer Branche bleiben, wo mir die Arbeit auch echt Spaß gemacht hätte. Ich preise den verdammten Job an, als wäre er das Einzige, was ich im Leben überhaupt noch machen wolle. Der Andi sitzt daneben und staunt sich einen weg, mit welchem Drive ich immer die richtigen Worte finde.
Der Andi ist total aus dem Häuschen: »Dicker, solche Sachen musst du mir in Zukunft auch mal schreiben.«
Die Kunst, ein Anliegen zu schreiben, besteht darin, bloß nie zu sagen, was du nicht willst, sondern nur zu schildern, was du willst, und gute Begründung dafür zu finden, warum man es dir nicht ablehnen kann. Die Beamten wollen, dass du mitmachst, also lässt du es so aussehen, als machst du mit. Du musst leichten Druck aufbauen, aber nicht so viel, dass es nach ’ner Forderung klingt und sie bockig werden oder misstrauisch. Immer schön naiv bleiben und sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Der Andi und ich beömmeln uns richtig über die beiden Anliegen, da geht drüben so ganz langsam die Tür auf, und der Abu kommt aus der Zelle. Würde ich’s nicht besser wissen, müsste ich sagen, der Typ ist oberstoned. Da steht ein krass bekiffter, zwei Meter großer, spargeldürrer Arab mit ’ner Hakennase auf dem Gang. Kiffen ist im Knast logischerweise total verboten, und ich sage zum Andi nur, es sehe ja so aus, dass Abu auch gut an Tabak kommt, ob er denkt, dass der mir was geben würde. Ich hab zu dem Zeitpunkt vielleicht noch Tabak für fünf Zigaretten, ich hatte ja nichts gebunkert im Regelvollzug, weil mir Dragan die Stangen immer von draußen mitgebracht hat und ich noch nichts von draußen schicken lassen konnte.
Sagt der Andi: »Klar, wir können ihn fragen.«
Wir gehen zum Abu rüber, und der Andi stellt mich vor, aber der Abu weiß natürlich, wer ich bin.
Und Andi: »Du, der Oli fragt, wie’s mit Tabak aussieht.«
Darauf der Abu: »Können wir schon was machen. Aber wie sieht denn das aus, kommt da bei dir was? Kannst du bezahlen?«
Ich erklär ihm schnell, dass ich null vorbereitet aus dem Regelvollzug kam, aber mir in den nächsten Tagen ein komplettes Tabak-Paket von meiner Freundin reinschicken lasse, und darauf meint er, ja, alles gut, er checkt mal was aus. Dann geht er nach vorn zur Zentrale, winkt dem Beamten, der drückt ihm die Tür auf und Abu spaziert eine Treppe hoch auf die nächste Station. Der bekiffte Tabak-Pate von der Zelle gegenüber läuft einmal durchs Haus. Was für eine Show. Fassungslos guck ich hinterher.
Ich sag zum Andi: »Wie kann das denn sein?«
Ich bin in Haus A noch nie auf ’ner anderen Station gewesen, ich dachte immer, das sei absolut verboten. Du kannst die andere Seite nur durch die kugelsichere Glasscheibe der Zentrale sehen, aber der Andi meint, nee, der Abu sei doch schon ’n halbes Jahr da, der sei voll akklimatisiert. Die Aussicht, dass es hier für mich irgendwann mal ein
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