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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Ich warte hier. Ruf sofort
an, wenn du raus bist.«
    Ich sah ihr nach, wie sie den
Gang hinunterging, auf die Schwingtür zu. Ihre Beine waren allein den Einsatz
wert.
    Ich schloß die Tür. Im
Augenblick blieb nur Warten. Tessa würde tun, was sie konnte, ohne zu zittern.
Kalt wie die Brust eines Toten. Trotzdem konnte es schwer ins Auge gehen.
    Ich mixte mir einen Gin mit
viel Zitrone. Am Fenster saß ich und trank in kleinen Schlucken. Die Straße war
kaum belebt, aber ich brauchte nicht viel Gesellschaft. Ich schmeckte den Gin
und dachte nach. Risiko. Nichts auf der Welt ging ohne Risiko.
    Als ich den letzten Schluck
hinunterkippte, packte mich das Entsetzen so jäh und unbarmherzig, daß ich
schlaff wurde.
    Tee.
    Heißer Tee.
    War das Zeug hitzebeständig
oder war es das nicht? Man sollte die Blättchen herunterschlucken, das
Löschpapier mitsam dem LSD. Etwas Alkohol hinterher. Rotwein oder Schnaps. Man
konnte es bestimmt in Alkohol auflösen, im Magen kam es ja auch damit zusammen,
und es wurde erwärmt auf siebenunddreißig Grad. Aber kochendes Wasser?
    Und noch was. Wenn der Stoff in
der Kanne zum Teufel ging, schön, Versager, nichts zu ändern. Der gute Wille
war dagewesen. Wenn nicht, dann trank Tessa mit. Die Dosis war lausig hoch.
Allerhand Anlage zum Verrücktspielen steckte in Tessa. Wie würde sie reagieren?
Was konnte der Zucker bremsen und was nicht?
    Mein Darm machte ein paar
Krampfbewegungen, als ich aufstand und mir das nächste Glas holte.
    Nicht durchdrehen. Eins nach
dem anderen. Ich rief Thorndyke, den Verteiler, an.
    »Paul Holland«, sagte ich. »Ich
bin es wirklich.«
    »Glaub’ ich«, antwortete er.
»Am Telefon hört man deinen verdammten deutschen Akzent noch mehr heraus.«
    »Wunderbar. Lesley — ich weiß
mit euren komischen Inselmedikamenten nicht so genau Bescheid. Die
Schlafpillen, die du mir vorhin mitgegeben hast für Tessa — wirken die auch,
wenn man sie in heißem Tee auflöst? Oder sind sie dann zum Teufel?«
    Ich hörte, wie Lesley ausatmete
und den Hörer in die andere Hand nahm. »Heißer Tee? Hm. Noch nie probiert. Mit
Alkohol geht’s, jede Menge.«
    »Weiß ich.«
    »Könnte mir aber vorstellen,
daß Schwitzen nicht gut ist für die Pillen.«
    »Genau weißt du’s nicht?«
    »Nein. Warum sollte ich es
probiert haben? Wer schlafen will, trinkt vorher keinen Tee.«
    »Du hast vollständig recht.
Blödsinniger Einfall. Wir bleiben beim Whisky. Danke. So long.«
    Ich hänge auf. Whisky.
Wahrscheinlich zog Tessas Tee schon fröhlich in der Wedgewood-Kanne.
    Ich hob noch mal ab und wählte.
Richardson meldete sich. Verstellen hatte keinen Sinn. Hatte Lesley meine
teutonische Aussprache erkannt, würde Richardson sie auch erkennen, ich hatte
oft genug mit ihm telefoniert.
    »Tag, Mister Richardson«, sagte
ich nachlässig, »Holland hier. Paul Holland. Ich wollte fragen, ob ich Miß
Tessa kurz sprechen kann. Ist eine Nachricht für sie gekommen. Weiß nicht, ob
es wichtig ist.«.
    Richardson räusperte sich,
bevor er ansetzte. »Ich bin beauftragt, Mister Holland, Ihnen mitzuteilen, daß
Miß Tessa in diesem Hause für Sie nicht zu sprechen ist. Mister Strong
verbittet sich jede Belästigung. Ich habe die Ehre, Ihnen einen guten Tag zu
wünschen.«
    »Guten Tag«, antwortete ich wie
ein Tonband von der Post. Richardson hatte schon eingehängt.
    Ja. Was hatte ich erwartet? Es
blieb nur mehr Gin und heiteres Gottvertrauen. Und das auf Tessas Intelligenz.
Das wichtigste war schließlich, daß sie nicht erwischt wurde mit ihrem
Spezialwhisky. Wenn es klappte und der alte Strong tat uns nicht den Gefallen,
von hinnen zu scheiden, und lebte weiter wie bisher, dann war das gleiche
Ergebnis erreicht, als hätte sie keine Gelegenheit gehabt, ihm die Blättchen zu
servieren.
    Vieles ging mir durch den Kopf,
während ich saß und wartete, nicht nur der Gin.
    Tessa liebte mich. Tat sie das
wirklich? Sie war meine Partnerin. War sie es? Wenn sie umfiel und mich
verriet? Ich schloß die Augen und sah den Teetisch vor mir. Tessa saß da,
rührte lässig in der Tasse. Sie sah ihren Vater, sah das mühelose Leben, das
vor ihr lag, wenn sie mich auf gab und verließ. Sie würde nachdenken, abwägen,
die Blättchen weder in den Tee noch in den Whisky tun. Sie könnte sie aufheben
für mich und sie mir beibringen, wann immer sie wollte. Vielleicht würde ich es
sein, der eines Tages aus dem Fenster sprang.
    Aber wozu? Gar nicht nötig. Sie
konnte es einfacher haben. Mich fallenlassen von

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