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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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kein Wunder, wenn man sich die Familie und das Umfeld ansah, in dem sie groß geworden war. Seine Tochter erinnerte ihn in diesem Augenblick stark an Whitney. Aber da war noch etwas, das er zunächst nicht benennen konnte. Dann plötzlich dämmerte es ihm: Er betrachtete sie als einen erwachsenen Menschen, als jemanden, auf den er sich verlassen konnte, der ihm gleichrangig und mit ihm verbündet war.
    Lyons trottete hinter ihnen her, gefolgt von Kelly, der Cricket nicht aus den Augen ließ. Gregor bildete den Schluss des Zuges. Trotz seiner bleichen Haut und seiner hageren, gebückten Gestalt wirkte der Physiker hellwach, als hätte er ausgiebig geschlafen und zwei Tassen starken Kaffee getrunken.
    Tom blinzelte und gähnte. Dann machte er sich erneut bewusst, wo er sich befand, und wurde hellwach. Die Nachricht, die er im ersten Vorratslager auf dem Computer hinterlassen hatte, besagte, dass man heute um Mitternacht hier, am Zusammenfluss des Vergessenen Flusses und des Flusses ohne Wiederkehr, auf ihn warten sollte. Falls diese Nachricht oben angekommen war, hatte man außer dem Rettungsteam, das sie im Munk-Kamm gehört hatten, sicher eine zweite Rettungsmannschaft losgeschickt, die vielleicht von Westen her in die Höhle eingedrungen war. Er spähte in die Dunkelheit, aber er sah nicht die Spur von einem Menschen.
    »Wohin jetzt?«, fragte Gregor.
    »Cricket muss sich ein Weilchen ausruhen«, sagte Tom. Er musste versuchen, Zeit zu gewinnen, falls das erste Rettungsteam hinter ihnen war. »Und ich brauche ebenfalls eine Pause.«
    »Ich auch. Zwanzig Minuten«, meinte Lyons. Er kletterte über die Säulen hinweg in eine niedrigere Ebene. Drei Meter vom Fluss entfernt setzte er seinen Schleifsack ab und bettete seinen Kopf darauf, die Pumpgun neben sich. »Ich mach ein kurzes Nickerchen.«
    »Wie kannst du jetzt an Schlaf denken, Lyons«, rief Gregor. Er war sichtlich aufgeregt. »Wo wir dem Ziel so nahe sind. Ich spüre es in den Knochen.«
    »Das erzählst du schon seit zwei Tagen«, gab Kelly mürrisch zurück.
    »Das Mädchen hat dir ja ganz schön zu schaffen gemacht«, meinte Gregor höhnisch. »Was du durchgemacht hast, zählt nicht. So wenig wie das, was ich durchgemacht habe. Einige der größten Geister der Menschheit haben den Stein gesucht – Aristoteles, Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Francis Bacon, ja sogar C. G. Jung. Verstehst du denn nicht? Nur noch wenige Stunden trennen uns von dem Stein.«
    »Mich interessiert einzig und allein das Gold«, sagte Kelly.
    Lyons schwieg. Er schloss die Augen, und Sekunden später war ein tiefes Schnarchen zu hören. Tom sah zu ihm hin. Menschen, die einfach so die Augen zumachen und schlafen können, dachte er, müssen an Stress gewöhnt sein. Vielleicht war Lyons Soldat gewesen, ehe er Gefängniswärter wurde. Oder war er einfach derart erschöpft, dass sein Körper sein Recht forderte?
    Cricket setzte sich neben ihren Vater und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich bin so müde, Daddy«, sagte sie.
    »Schlaf ein wenig«, erwiderte er. »Wenn du aufwachst, bin ich bei dir.«
    Sie schmiegte sich in seine Arme und schloss die Augen.
    Tom blickte sich um. Noch immer deutete nichts auf die Ankunft einer Rettungsmannschaft hin. Er musste ihnen Zeit geben. Diese Höhle war im gesamten Höhlensystem für einen Hinterhalt am besten geeignet. Wenn er seine Entführer von hier wegführte, musste er sie wieder hierher zurückbringen. Er wandte den Blick flussabwärts in Richtung auf das zweite Vorratslager und den Verbindungsweg, der durch den Fluss Pluto zum Tower-Kamm führte. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Überhang, aus dem die beiden Zuflüsse des Flusses ohne Wiederkehr strömten. Im Lauf der Jahre hatte Tom hier mehrere Tiefenmessungen mit Echolot durchgeführt, aber erforscht hatte er diesen Teil der Höhle bisher nicht. Ob er es wagen konnte, seine Peiniger in dieses unbekannte Gelände zu führen? Was, wenn der Weg in einer Sackgasse endete?
    Cricket zuckte im Schlaf zusammen. Tom sah sie nachdenklich an. Dass er sie wieder gefunden hatte, nahm er als ein Zeichen der Hoffnung, dass sie diese Tortur überstehen würden. Dann dachte er daran, wie er in der Schierlingsschlucht unterhalb der Hütte Whitney zum ersten Mal geküsst hatte. Er erinnerte sich an das Mondlicht in ihrem Haar, an den Duft ihrer Haut, als er sie liebkost hatte, an ihre weichen Lippen und an den Schauder, der seinen Körper durchzuckte, als sie sich aneinander

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