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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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sah auf seine Uhr. Es war genau 7.20 Uhr.
    »Das ist ungeheuerlich«, rief der Physiker aus. »Das Leben dieser Menschen ist Ihnen offenbar nichts wert.«
    »Haben denn nicht Sie selbst dem Präsidenten versichert, der Stein sei die wichtigste Entdeckung seit der Kernspaltung?«, schoss der General zurück.
    »Aber diese Menschen …«, setzte Swain erneut an.
    »Sie sind nur eine Fußnote der Geschichte«, erwiderte Hayes. »Es kommt einzig und allein darauf an, dass die Vereinigten Staaten in den Besitz dieses Steins kommen.«
    Swain wollte protestieren, doch dann drehte er sich um und ging. Er fühlte sich ausgenutzt und besudelt. Dann spürte er Chesters Hand auf seiner Schulter. »Das konntest du nicht wissen, Onkel Jeff«, sagte er.
    »Ich hätte es wissen müssen, Chester, das ist ja das Schlimme«, erwiderte Swain bitter. »Wenn ich nicht so fixiert gewesen wäre auf den wissenschaftlichen Wert dieser außergewöhnlichen Entdeckung und geblendet von dem Ruhm, hätte ich ahnen können, was die Politiker daraus machen würden. Ihnen geht es nur um die Macht. Um nichts weiter.«
    Ein kalter Wind fegte über den Hang. Wenige Kilometer weiter südwestlich entlud sich ein Gewitter. Blitze zuckten am Himmel, und über dem Jaulen des Bohrers war Donnergrollen zu hören.
    Die Arbeiter und die Techniker vom Katastrophenschutz weiter flussaufwärts hörten das Gewitter nicht. Denn das Donnergrollen wurde vom Krachen des berstenden Erddamms übertönt, der das Wasser des Hermes-Stausees zurückgehalten hatte. Millionen Liter Wasser, eine reißende nickelfarbene Flut, ergoss sich stromabwärts und walzte alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte.

7.21 Uhr
Verbindungsweg zwischen Nyren- und Tower-Kamm
Labyrinthhöhle
    Cricket kroch den rutschigen Gang entlang, der tief ins Innere des achten der neun Bergkämme führte. Gregor bewegte sich vor ihr auf allen vieren, ihr Vater führte den Zug an. Ihr Knie tat höllisch weh, aber sie zwang sich mit eiserner Entschlossenheit weiterzumachen, damit der Abstand zwischen ihr und Kelly, der hinter ihr kroch, nicht kleiner wurde.
    Auf einmal stieg die Höhlendecke auf zweieinhalb Meter an, und sie befanden sich in einem rechteckigen Höhlenraum. Wände und Decke waren gelblich und porös und wiesen Anastomosen auf. Die kleinen, weit verzweigten Röhren auf der Schichtfläche machten den Eindruck, als wäre der Stein von Termiten befallen. An der Verbindungsstelle der linken Höhlenwand zur Decke war die Maserung am stärksten. Dort sah es aus, als habe ein Bildhauer ein Gittermuster als Basrelief eingemeißelt.
    Als Cricket aufstand, hatte sie das Gefühl umzuknicken. Ihr Vater fing sie auf und stützte sie. Sie stöhnte laut auf vor Schmerz.
    »Nur keine Müdigkeit vorschützen«, sagte Gregor.
    »Sie muss sich ausruhen«, erwiderte Tom mit tonloser Stimme, die Cricket überraschte. »Geben Sie ihr eine Viertelstunde.«
    »Fünfzehn Minuten, was soll’s«, nuschelte Kelly, und ein müdes Grinsen huschte über sein schmutziges Gesicht. »Kurz den Schleifsack absetzen, Gregor. Und etwas essen.«
    Kellys Pupillen waren erweitert, seine Iris wässrig. Er öffnete ein Plastikdöschen, schüttelte zwei weiße Pillen heraus und schluckte sie. In der Nacht hatten sie das zweite Vorratslager erreicht und ihren Proviant aufgefüllt. Im Arzneikasten hatte Kelly fünfunddreißig Tabletten des Schmerzmittels Percoset gefunden und schluckte seither ständig Pillen – nicht nur wegen der betäubenden, sondern vor allem wegen ihrer Durchfall hemmenden Wirkung.
    »Zehn Minuten, keinen Augenblick mehr«, entschied Gregor schroff. »Der Stein ist ganz in der Nähe, Kelly.«
    Auf ihren Vater gestützt, ließ sich Cricket auf einem großen Felsblock in der Mitte der Höhle nieder. Tom setzte sich neben sie und starrte hinunter auf den pockennarbigen Stein zu seinen Füßen. Wie er so dasaß, erinnerte er Cricket an ihre Mutter nach einem ihrer albtraumhaften Wachträume, völlig entgeistert und apathisch in sich versunken. Cricket war entsetzt.
    »Alles in Ordnung, Dad?«, flüsterte sie. »Du siehst schrecklich aus.«
    »Ich sehe dich immer noch vor mir, als Kelly am Fluss diesen Knopf gedrückt hat«, murmelte er. »Und ich musste ohnmächtig zusehen, Cricket. Ich sehe Lyons vor mir, wie ihm das Blut aus dem Kopf sickert. Ich frage mich, warum niemand am Zusammenfluss der beiden Flüsse war. Diese Bilder und Gedanken lassen mich nicht los. Wenn wir erst bei diesem Stein sind, werden

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