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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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vergangenen Jahr, also seit dem Unfall, hatte sie aus purer Angst das Leben passiv vorüberziehen lassen. Jetzt regte sich die Wissenschaftlerin in ihr, und sie lauschte aufmerksam allen Einzelheiten. »Ich verstehe«, sagte sie und nickte.
    »Ich auch«, sagte Angelis.
    Aber Finnerty und Boulter schüttelten ratlos den Kopf.
    Chester Norton nahm seine Brille ab und wischte sie an seinem verschwitzten Polohemd ab. »Der Punkt ist, dass bis vor ein paar Jahren Supraleiter nur bei schauerlich kalten Temperaturen funktionierten. Nur das Nonplusultra – die Energieübertragung mit Nullwiderstand bei Raumtemperatur – war und blieb ein unerreichbarer Traum.«
    Swain warf dem jungen Mann einen kritischen Blick zu. »Erzählst du nun die Geschichte oder ich?«
    Norton duckte sich unterwürfig. »Tut mir Leid, Onkel Jeff.«
    »Onkel?«, fragte Angelis.
    Swain verzog schmerzlich das Gesicht. »Ja, Onkel, und mein ungestümer Neffe hat vollkommen Recht. Schließlich bin ich dem Traum selbst nachgejagt. Genau wie Carson MacPherson, mein verstorbener Partner. Wir waren Materialforscher. Wir gründeten gemeinsam ein Labor an der Universität von Tennessee. Wie Tausende anderer Wissenschaftler, die versuchten, Supraleitfähigkeit bei Zimmertemperatur herzustellen, experimentierten Carson und ich meist mit verschiedenen ausgefallenen Keramikmischungen.«
    Norton lachte. »Er tut so, als wäre das Wissenschaft in Reinform gewesen. Aber wie die meisten anderen Forscher gingen sie nach dem Zufallsprinzip vor. Sie warfen Pfeile auf das Periodensystem, das an der Wand des Labors hing, und stellten dementsprechend eine Mischung der zufällig getroffenen Elemente zusammen und prüften deren Supraleitfähigkeit.«
    Swain machte ein ärgerliches Gesicht. »Stimmt. Aber im Jahr 2004, nach fast zehnjähriger Arbeit, hatten wir immer noch kein Glück gehabt, und unsere Finanzierung geriet in Gefahr. Da betrat Robert Gregor die Bühne.«
    Whitney sah, dass Finnerty plötzlich hellhörig wurde, und beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorn, während der Professor fortfuhr.
    »Carson und ich hatten Gregors Karriere seit mehreren Jahren verfolgt«, sagte Swain. »Er machte in Tennessee seinen Doktor in Materialwissenschaften, dann bekam er eine Assistentenstelle am Planetarisch-Geowissenschaftlichen Institut, ein weiteres Forschungslabor an der Universität, das sich auf die Untersuchung von Asteroiden und Mondgestein konzentrierte. Im Frühjahr 2004 bewarb sich Gregor bei Carson um einen Job, weil er sich mehr für angewandte als für theoretische Wissenschaft interessierte und auf dem Gebiet der Supraleiter arbeiten wollte.«
    Bei der Erinnerung daran verzog sich Swains Gesicht zu einem säuerlichen Lächeln. »Carson zögerte. Er hatte den Eindruck, Gregor sei zwar gescheit, aber nicht brillant. Hinzu kam, wie er aussah und wie er auftrat: seine Kleidung, die fehlende Körperhygiene, das Stottern. Aber Carson wusste über Gregors Kindheit Bescheid, deshalb gab er ihm eine Chance und stellte ihn ein.«
    Whitney verlor die Geduld. Sie hatte das Gefühl, das alles sei irrelevant. Tom und Cricket wurden in der Höhle als Geiseln festgehalten. »Was spielt das für eine Rolle?«, rief sie.
    »Eine ziemlich große Rolle«, gab Swain schnippisch zurück.
    Norton griff ein. »Mein Onkel will auf Folgendes hinaus, Mrs. Burke. Nach ein paar Wochen war nicht mehr zu übersehen, dass Dr. MacPherson Gregor auf dem Kieker hatte. Wie viele andere erfolgreiche Physiker hat er andere, die er für intellektuell unterlegen hielt, gern drangsaliert.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Swain empört.
    »Natürlich stimmt es«, schoss Norton zurück und warf seinem Onkel einen wütenden Blick zu, der Whitney in Erstaunen setzte. »Gregor hat alles geschluckt, und wenn er sich verteidigen wollte, dann wurde es mit seinem Stottern noch schlimmer und er lief vor Scham puterrot an.«
    »Ich sehe immer noch keinen Zusammenhang«, sagte Whitney.
    Swain seufzte. »Der Zusammenhang, Mrs. Burke, besteht darin, dass sich Gregors Doktorarbeit mit Mondgestein befasste, das die Apollo-Astronauten mitgebracht hatten. Im Oktober, nachdem er etwa zehn Wochen für Carson gearbeitet hatte, erklärte Gregor bei einer Mitarbeiterbesprechung, er wolle sich mit der möglichen Supraleitfähigkeit seltener Erze in Asteroiden und Mondgestein befassen.«
    »Klingt absolut vernünftig«, meinte Angelis.
    »Dr. MacPherson war anderer Ansicht«, erklärte Norton. »Onkel Jeff war auf einer

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