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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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sie sagte sich, dass sie nicht abstürzen würde, nicht wegen so einem kranken Kerl wie ihm. Sie drehte sich so weit um, bis sie das Nylonseil von der Decke baumeln sah. Unter ihren Füßen brach ein Stück von dem Felsband ab.
    Cricket drückte sich flach gegen die Wand und lauschte, ob der ganze Absatz nachgab. Er hielt. Sie blickte auf und blinzelte, als ihr die Stirnlampe ihres Vaters ins Gesicht schien.
    »Du schaffst das«, sagte er.
    »Der Absatz ist brüchig.«
    »Ich weiß. Es kommt aber nur auf das Seil an.«
    Cricket nickte, suchte einen sicheren Tritt, holte todesmutig Luft und griff nach dem Seil. Sie packte es, und 15 Sekunden später war sie bei ihrem Vater. »Er hat mich begrapscht, Dad«, schluchzte sie. »Zwischen den Beinen.«
    Mann steckte immer noch in der Felsspalte, sein Gesicht war dreckverkrustet, sein Helm saß schief, und er grinste höhnisch. Doch dann fiel der Lichtstrahl seiner Lampe auf die Turbinenschaufeln in der Tiefe, und sein Lächeln erstarb.
    »Ich hasse ihn«, flüsterte Cricket. »Ich möchte, dass er stirbt.«
    Tom sah zuerst sie an, dann Mann. Er deutete auf die Schlinge, die von der Decke baumelte. »Gehen Sie auf die Stufe. Fassen Sie das Seil.«
    Mann zögerte, dann hörte man Stimmen aus dem Kriechgang hinter ihm – Kelly und Lyons, die ihn drängten. Schließlich zwängte er sich durch die Öffnung und trat auf das schmale Felsband. Zitternd drückte er sich an die Wand.
    »Greif nach dem Seil«, rief ihm Gregor zu. »So schlimm ist es nicht.«
    »Ich stürze ab«, sagte Mann.
    »Mach schon«, befahl Kelly, der nun den Kopf durch die Öffnung des Höhlengangs streckte.
    Mann zögerte, dann bewegte er sich nach links. Wieder brach ein Stück von dem Felsband ab. Gesteinsbrocken polterten in die Tiefe und schlugen gegen die Schachtwand.
    »Hoffentlich bröckelt es ab«, murmelte Cricket. »Hoffentlich bröckelt es ab.«
    Aber Mann bewältigte den schwierigsten Abschnitt und gelangte auf ein stabileres Stück des Felsbands. Er grinste erleichtert, dann richtete er sich auf und hielt nach dem Nylonseil Ausschau. Cricket wusste mit Sicherheit, dass Mann es schaffen würde, um sie in den nächsten Stunden zu quälen und sie zu vergewaltigen, wenn er nur die Gelegenheit dazu hätte. Mit einem Mal fühlte sie sich ohnmächtig und aller Möglichkeiten beraubt. Doch plötzlich vernahm sie eine Stimme in ihrem Innern, die sie noch nie zuvor gehört hatte, eine wütende Stimme, die Stimme einer Frau, die Stimme ihrer Mutter. Dann bildete sie sich ein, ihre eigene Stimme zu hören, die ihr befahl zu handeln.
    Mann beugte sich vor, bereit, nach dem Seil zu greifen. Cricket spitzte die Lippen. Sie begann das Lied zu pfeifen, mit dem er sie drangsaliert hatte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihr Vater zusammenzuckte, ihr einen Blick zuwarf und dann in die Melodie einfiel.
    Als Mann das Pfeifen hörte, hatte er sich bereits vorgewagt. Er reckte den Oberkörper über den Abgrund, um nach der Schlaufe zu greifen, die einen halben Meter vor ihm herunterbaumelte. Für den Bruchteil einer Sekunde war seine Aufmerksamkeit abgelenkt, und sein Blick suchte Cricket und ihren Vater. Dann riss er mit einem Ausdruck des Entsetzens den Kopf zurück und wandte sich wieder der Schlaufe zu.
    Doch es war zu spät. Er hatte sich zu weit und im falschen Winkel vorgebeugt. Hilflos griff er nach der Nylonschlaufe und verfehlte sie. Er machte hektische Ruderbewegungen und stürzte dann mit einem panischen Aufschrei kopfüber in die Tiefe.
    Sein ausgestreckter Arm streifte eine Felszacke, dann prallte Mann gegen zwei weitere Zacken und landete schließlich mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Mann erschauderte, gepfählt von schroffen Felszacken, dann sank er in sich zusammen und lag reglos da. Blut besudelte den nassen Kalkstein, und Cricket verspürte ein Triumphgefühl.

11.30 Uhr
Munk-Kamm
Labyrinthhöhle
    Whitney, Finnerty, Two-Elk und Sanchez betraten einen Höhlenraum mit niedriger Decke, dessen Wände einen Abstand von 30 Metern hatten. Der Boden sah aus wie ein tiefer See aus Öl, das im Höhlenwind zu schimmern schien. Die Decke wies ein Wellenmuster auf.
    Sie hatten einen sechsstündigen Marsch hinter sich und waren nun mit feinem grauen Staub bedeckt. Trotz der hervorragenden Kondition der Beteiligten merkte Whitney, dass das Selbstvertrauen der Polizisten während der Expedition durch die Höhlengänge gelitten hatte. Sie hatten nicht geahnt, wie erbarmungslos die Höhle war. Und sie

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