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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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hatten das Gefühl, als ob auch Lauren mit ihnen im Zimmer sei, sie war überall, in jedem Möbelstück, jedem Detail.
    »Was sollen wir tun?«, sagte Mike und warf einen Blick zum Flur, in dem Tim und Austin verschwunden waren.
    »Am besten lassen wir sie eine Zeit lang allein«, meinte Simon.
    Als es an der Tür läutete, schossen Mike und Simon gleichzeitig dorthin, um zu öffnen. Kurz darauf standen Frannie und Giometti in Laurens Wohnzimmer. Sie strahlten Selbstvertrauen und Mitgefühl aus, die perfekte, unzählige Male bei Verbrechen und Krisen erprobte Mischung. Alice sah die beiden Ermittler auf einmal in neuem Licht und fühlte sich durch deren Verhalten sicher und beschützt wie ein Kind.
    »Wir müssen mit Ihnen reden«, erklärte Giometti in einem Tonfall, der traurig und entschlossen zugleich klang. »Wo ist Tim? Er sollte das auch hören.«
    »Ich gehe ihn holen«, erwiderte Simon. Er lief in den Flur und kam kurz darauf mit Tim zurück, der Austin auf dem Arm trug. Tim setzte sich in den roten Sessel und strich dem schluchzenden Kind über den zuckenden Rücken. Simon stellte sich hinter die beiden und fuhr mit den Fingern leicht durch Austins Haare. Giometti und Mike holten noch zusätzliche Stühle vom Esstisch.
    Frannie setzte sich neben Alice auf die Couch. Ein leichter Rosmarinduft umgab sie.
    »Es tut uns Leid«, sagte Frannie leise zu Tim. »Wir wissen, wie furchtbar das alles für Sie ist. Für Sie alle. Wir hatten gehofft, sie zu finden…«
    Lebend, dachte Alice und begann zu weinen. Sie spürte immer noch Laurens Wärme auf der Bank neben sich. Hörte, wie präzise sie ihre Sätze formulierte. Allen traten die Tränen in die Augen, während Frannie sprach, auch den Männern.
    »Sie waren Laurens Familie«, fuhr Frannie fort. »Wir respektieren die Liebe, die Sie für sie empfunden haben.«
    Giometti warf vorsichtig ein: »Wir möchten Ihnen mitteilen, was wir herausgefunden haben. Wir haben festgestellt, dass es der Familie helfen kann, wenn sie die Fakten kennt.«
    Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort: »Die Autopsie ist abgeschlossen, und ich werde Ihnen jetzt sagen, was der Pathologe herausgefunden hat. Sind Sie bereit?« Er blickte Tim an.
    Tim nickte und streichelte unablässig über Austins Rücken.
    »Den Jungen sollte man vielleicht in ein anderes Zimmer bringen«, schlug Giometti vor.
    »Ich mache das.« Maggie sprang auf. Ihre Augen waren geschwollen, und Alice wusste, dass sie im Moment nicht mehr ertragen konnte. Sie nahm Austin auf den Arm, und als sie mit ihm zur Tür hinausging, hörten sie sie flüstern: »Schscht, mein Kleiner, schscht.«
    Draußen glitt ein Schatten über die Sonne. Im Zimmer wurde es kurz dunkel, und Frannie legte Alice den Arm um die Schultern.
    »Es ist wichtig für die Ermittlungen, dass Sie alle Details erfahren. So können Sie uns sagen, ob Ihnen dabei noch etwas einfällt. Wir werden Laurens Mörder finden und Sie alle können uns dabei helfen.« Giometti achtete sorgfältig darauf, dass sein Bedauern darüber, sie mit den Fakten konfrontieren zu müssen, zu spüren war. »Es gibt Dinge, die einem die Leiche mitteilt, letzte Botschaften sozusagen. Sind Sie bereit?«
    Niemand antwortete. Wie sollten sie jemals für so etwas bereit sein?
    »Lauren wurde mit einer .22er-Kugel in den Schädel geschossen, die hier eindrang.« Er drehte sich um und drückte seinen Finger hinten unten an seinen Kopf. »Die Kugel blieb vorn im Schädel stecken, was darauf schließen lässt, dass Lauren sofort tot war. Sie hat keinen Schmerz empfunden, nur…« Er brach ab.
    Der Augenblick der Angst.
    »Nach ihrem Tod hat der Täter ihr das Kleid ausgezogen.« Tim zuckte zusammen und sprudelte hervor: »Oh, nein.«
    »Es gibt keinen Hinweis auf sexuelle Handlungen.«
    Einen Moment lang schwieg Giometti, dann fuhr er fort. Frannie nahm Alice fester in den Arm.
    »Ein primitiver Kaiserschnitt wurde durchgeführt. Die Plazenta blieb im Körper. Es wurde der Versuch gemacht, den Schnitt mit Klebeband zu schließen. Nach dem Vorgang wurde ihr das Kleid wieder angezogen, was wir mit Bestimmtheit aus dem Zustand des Kleides schließen können. Zu irgendeinem Zeitpunkt, wahrscheinlich jedoch unmittelbar danach, wurde sie zum Kanal überführt.«
    Alices Aufmerksamkeit richtete sich auf das Wort überführt. Es hatte eine technische Qualität, frei von jeder Emotion, und war bei weitem nicht gewalttätig genug, um das zu beschreiben, was Lauren widerfahren war. Weggeworfen.

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