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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Schelwokat
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Lö­sung.
    Als der al­te Wolf die letz­te Ket­te klir­rend ge­gen die Wand warf, sah er, daß sich sein Sohn auf die Hin­ter­läu­fe ge­stellt hat­te, den Lauf des Re­vol­vers auf die Tür­klin­ke stütz­te und mit ei­ner Pfo­te fest­hielt. Mit der an­de­ren Pfo­te mach­te er sich am Ab­zug zu schaf­fen.
    Ro­bert, der al­te Wer­wolf, er­faß­te die La­ge schnell. Er wuß­te, daß es für Ar­no kei­ne an­de­re Mög­lich­keit gab, un­er­kannt zu blei­ben, als den Va­ter zu tö­ten. Der Wer­wolf ver­wan­del­te sich nach dem To­de in sei­ne Men­schen­ge­stalt zu­rück. Für die un­ter­su­chen­de Be­hör­de wür­de es dann ein­fach sein, ei­ne Er­klä­rung zu fin­den. Ein Fa­mi­li­en­dra­ma, in dem un­glück­li­cher­wei­se auch ein un­schul­di­ges Mäd­chen das Le­ben ver­lor; wahn­sin­ni­ge Frau mar­tert ih­ren Gat­ten, und nach­dem ihn ein Mäd­chen von sei­nen Ket­ten be­freit hat, bringt er in ei­nem Blut­rausch sei­ne Frau mit­samt sei­ner Ret­te­rin auf bes­tia­li­sche Wei­se um.
    Viel­leicht mach­ten die Zei­tun­gen so­gar ei­ne Drei­ecks­ge­schich­te dar­aus. Aber wie die Mei­nun­gen auch lau­ten moch­ten, das Kind, das auf so tra­gi­sche Wei­se sei­ne El­tern ver­lo­ren hat, wür­de man be­dau­ern. Wahr­schein­lich wird Ar­no die ers­te Nacht als Wolf im Wal­de ver­brin­gen, und Such­strei­fen wer­den ihn am nächs­ten Mor­gen fin­den.
    Einen ver­stör­ten zehn­jäh­ri­gen Jun­gen, der die Ge­scheh­nis­se ver­mut­lich mit an­ge­se­hen hat und auf und da­von ge­rannt ist. Schock! Und sie wer­den ihn be­mit­lei­den, um­sor­gen und um­he­gen.
    Aber in den Voll­mond­näch­ten soll­ten sie sich vor ihm in acht neh­men, denn in sei­nen Adern fließt schwar­zes Blut!
    Das Mün­dungs­feu­er blitz­te auf, die Ku­gel bohr­te sich in das Herz des al­ten Wer­wolfes und lösch­te sein Le­ben aus.

 
Frank Ro­bin­son Herrscher der Nacht
     
    Ich saß da und sah dem auf­stei­gen­den Zi­ga­ret­ten­rauch nach. Mei­ne Fin­ger spiel­ten auf den Tas­ten der Schreib­ma­schi­ne. Heu­te nacht fiel mir ein­fach nichts ein; ich konn­te mich nicht kon­zen­trie­ren. So­bald ich einen Ge­dan­ken hat­te, sträub­te sich mein Ver­stand, als ob er des Ar­bei­tens über­drüs­sig wä­re, sich aus­ru­hen und an das Ki­no- oder Fern­seh­pro­gramm oder ans Abendes­sen den­ken woll­te.
    Der Bo­gen Pa­pier in der Schreib­ma­schi­ne sah ent­mu­ti­gend leer aus. Bis auf die Über­schrift: Chi­ca­go bei Nacht von Nick Go­la­ta. Wei­ter stand nichts drauf, und ich hat­te auch nicht die lei­ses­te Ah­nung, was ich schrei­ben soll­te.
    Ich zog an der Zi­ga­ret­te, öff­ne­te das Fens­ter einen Spalt und schnipp­te das glü­hen­de En­de hin­aus. Das win­zi­ge ro­te Pünkt­chen se­gel­te durch die Nacht, vor­bei an zwan­zig Stock­wer­ken bis auf die stil­le Stra­ße. Für ge­wöhn­lich war es leicht, Ide­en für die Spal­te zu fin­den. Was ge­schieht in Chi­ca­go nach An­bruch der Dun­kel­heit, wenn die Tag­schicht zu Bett ge­gan­gen ist, und die an­de­ren sich in der klei­nen Bar an der Ecke oder in den großen Ki­no­pa­läs­ten in der Ci­ty tref­fen, oder ein­sam ki­lo­me­ter­lan­ge Kor­ri­do­re in ver­las­se­nen Bü­ro­häu­sern schrub­ben?
    Ich füll­te mei­ne Lun­gen mit der kal­ten, rei­nen Luft und blick­te über die nacht­dunkle Stadt, die wie ein schwar­zer Ozean un­ter mir lag, in dem hier und da ein Ne­on­licht flamm­te, und durch den sich die schim­mern­den Fä­den der Stra­ßen­be­leuch­tung zo­gen. Im Lau­fe der Zeit ge­winnt man die Stadt lieb – wie ei­ne al­te Schreib­ma­schi­ne oder ein treu­es Au­to. Man ist ver­liebt in die strah­len­den Lich­ter, in das Rum­peln der al­ten Hoch­bahn und in die Men­schen der Nacht­schicht.
    All das ge­hört mir, dach­te ich. Die Dun­kel­heit und die Schat­ten und die ver­ein­zel­ten Men­schen auf den Bür­ger­stei­gen.
    Noch ein letz­ter Blick, dann schloß ich das Fens­ter. Das ver­sprach ei­ne von je­nen Näch­ten zu wer­den, in der ich Sam­my Ba­xa um Ma­te­ri­al bit­ten muß­te. Ich wähl­te sei­ne Num­mer, lausch­te dem Sur­ren, dem Kli­cken und der ble­cher­nen Stil­le, als er den Hö­rer ab­hob.
    »Hal­lo, Sam­my«,

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