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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Nächte zu Ende gegangen, die mit ein paar Bier angefangen hatten. Er kletterte auf den Tisch, verlagerte das Gewicht auf das linke Bein, gab sich einen Ruck und stellte den rechten Fuß aufs Fenstersims. Dann, mit beiden Füßen auf dem Fenstersims, drehte er sich um. Bückte sich, bis er sich mit den Händen an der Fenstersimskante festhalten konnte, tastete sich, erst mit einem Fuß, dann auch mit dem anderen, die Außenwand entlang immer tiefer, bis er frei hing.
    Aarón schloss die Augen, ließ los. Auf dem Weg zu Héctor Mirabal fühlte er einen leichten Schmerz in einem Knöchel.

22
    AARÓN
    Montag, 12. Juni 2000
    »Aarón.«
    Jemand ohrfeigte ihn. Etwas wurde ihm in den Rücken gerammt.
    »Aarón, wach auf.«
    Als sich ihm ein paar Finger in den Kiefer bohrten und ihn am Kopf rüttelten, spürte er etwas Feuchtes am Kinn hinunterrinnen. Das Ding im Rücken begann nun wirklich zu schmerzen. Was war das? Dann fiel es ihm wieder ein. Es war der Türrahmen von Héctor Mirabals Wohnung.
    »Héctor?«
    Aarón sprach den Namen noch im Traum, an irgendeinem Dämmerort, in einer Welt, die lediglich aus zwei Dimensionen bestand, aus der Feuchtigkeit am Kinn und dem Keil im Rücken. Das Wort war zu einer Frage geworden, von der Héctor nur die letzten Buchstaben hören konnte.
    »Héctor!« Diesmal schrie er.
    Ganz plötzlich öffnete Aarón die Augen, war innerhalb kürzester Zeit hellwach. Der spitze Ziegelstein unten am Türrahmen, wo er sich hingesetzt und auf Héctor gewartet hatte, hatte ihm hinten die Seite aufgescheuert. Mit dem Handrücken wischte er sich den Speichel vom Mund. Er blinzelte, bis er Héctors Gestalt scharf vor sich sah.
    Der hockte vor ihm, den Unterarm auf dem Knie, in der Hand die Uniformmütze, in einer Pose, die gleichzeitig freundschaftlich und offiziell wirkte. Die andere Hand spürte Aarón an seinem Gesicht. Sie war warm. Héctors Umriss zeichnete sich vor einem schwarzen Himmel ab, es war schon wieder Abend. Hinter der Tür war jetzt ein lautes Wimmern zu hören.
    »Mensch, bist du okay?«
    Aarón blickte nach rechts und nach links, fand allmählich zurück in die Wirklichkeit und versuchte, die Beine anzuzwinkeln. Er legte sie überkreuz und rieb sich dann das Gesicht.
    »Was machst du hier?«, fragte Héctor.
    »Bin ich eingeschlafen?«
    »Sag du’s mir.«
    Leichtfüßig stand Héctor auf. Aarón blickte nun auf seine Uniformstiefel. Die dickliche Hand tauchte diesmal direkt vor seinem Gesicht auf. Hector streckte den Arm aus, um ihm hochzuhelfen. Als Aarón auf den Beinen war, schloss er, gegen einen plötzlichen Schwindel ankämpfend, kurz die Augen. Aus der Wohnung drang das Geräusch von Pfoten, die gegen die Tür kratzten.
    »Ich wollte heute Morgen zu dir«, erklärte Aarón. »Ich habe mir gedacht … habe mir gedacht, dass du im Dienst bist, also habe ich mich hingesetzt und auf dich gewartet. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Kein Wunder, ich habe heute Nacht kein Auge zugemacht.«
    Héctor bog kleinen Finger und Daumen einer Hand weit auseinander, führte diese so ans Ohr und riss fragend die Augen auf.
    »Ich hab das Handy zu Hause liegen lassen. Ich hatte es …« Er zögerte kurz. »… eilig.«
    »Es geht um meinen Bruder, stimmt’s?« Héctor schob den Gummiknüppel zur Seite und zog einen riesigen Schlüsselbund aus der Hosentasche.
    »Um Davo?«, fragte Aarón, um Zeit zu schinden. Zeit, die er gut hätte gebrauchen können, um diese Frage nicht zu stellen.
    »Klar, du weißt gar nichts.« Er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Du rufst ja seit einer Woche nicht mehr an …«
    Den Fuß zu Hilfe nehmend, stieß Héctor die Tür zu seiner Wohnung auf. Als Erstes erschien Fidos Schnauze, dann sprang der Hund seinem Herrchen freudig um die Beine. Aarón wusste nicht, was er erwidern sollte, bis es bei ihm Klick machte.
    »Um Davo!« Es sollte aufgeregt klingen, ähnelte aber mehr der korrekten Antwort, die einem Quizteilnehmer im letzten Augenblick in den Sinn kommt. »Das meinst du. Oder? Es geht ihm besser. Ich weiß. Drea hat es mir heute Morgen erzählt. Darum …« Die Lüge kam ihm über die Lippen, bevor er sie zurückhalten konnte. »Darum bin ich hier. Darum habe ich auf dich gewartet.«
    Er zeigte mit der Hand auf die Stelle am Boden, wo er gesessen hatte. Vor seinen Augen tauchte das Bild auf, wie er heute Morgen hier geklingelt hatte, bis Fido auf der anderen Seite der Tür sich heiser gebellt hatte und bis hinter ihm ein Fenster im Nachbarhaus

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