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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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behalten?«
    »Ja«, gab sie ehrlich zu.
    Sie wusste selbst nicht, warum. Das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug, konnte sowohl von Zugel als auch von Giovanni sein. Aber das war nicht wichtig – sie wollte nur, dass es lebte. Das Kind würde ihre letzte Rettung sein. Es fühlte sich an, als wolle das Schicksal ihr eine zweite Chance geben, und für nichts auf der Welt wollte sie darauf verzichten – selbst wenn sie dafür mit ihrem Leben bezahlen müsste.
    »Dann hör’ mir zu. Diesen Mistkerl darfst du nie wieder sehen. Ich kenne diese Typen. Die sind am schlimmsten und am gefährlichsten.«
    Du weißt gar nicht, wie recht du hast, dachte Elena.
    »Ich würde dich ja auch länger hier behalten, aber ich muss arbeiten«, sagte Arcangela. »Wenn es dir schlecht gehen sollte, könnte ich dir nicht einmal helfen. Lass es uns deshalb so machen, wie ich gesagt habe. Es wird schon alles gutgehen, meine liebe Elena.«
    Als Arcangela sie wie eine Tochter umarmte, ließ Elena ihren Emotionen freien Lauf – sie lachte und weinte gleichzeitig.
    * * *
    Eine Stunde später saß Elena in einem Auto mit einem Mann, der bedeutend jünger als Arcangela und äußerst attraktiv war. Er sah aus wie die Fischer von Capri aus der Werbung, und betrachtete sie mit Neugierde. Der Fiat Topolino holperte auf und ab – Elenas Magen ebenso. Es hatte zu regnen begonnen, und das Hin und Her der Scheibenwischer verstärkte ihre Übelkeit nur noch mehr.
    »Fühlen Sie sich nicht gut? Soll ich anhalten?«
    »Nein, danke, Sie sind sehr freundlich.«
    »Wissen Sie, ich bin ein ernsthafter junger Mann, und entschuldigen Sie, dass ich mich einmische. Ich möchte nicht, dass Sie schlecht über mich denken, nur weil ich vor ein paar Tagen ein bisschen ungehalten war. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Ich habe mir Sorgen gemacht. Arcangela ist wichtig für mich … Sie verstehen mich, nicht wahr?«
    »Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen. Vielmehr muss ich mich bei Ihnen entschuldigen. Und wenn Sie meinetwegen einen Verdienstausfall hatten, bin ich gerne bereit, ihn zu ersetzen.«
    »Auf gar keinen Fall, Sie beleidigen mich. Es ist mir eine Ehre, Ihnen helfen zu können; außerdem ist mir ein Wunsch von Arcangela Befehl. Und sollten Sie eines Tages etwas brauchen, einen Gefallen oder eine Arbeit oder sonst irgendetwas – dann gehen Sie in die Bar Napoletano und fragen Sie nach Antonio, dem Schönen. Das bin ich, mit Verlaub.«
    »Danke, Antonio«, sagte Elena und konnte sich diesen jungen Burschen beim besten Willen nicht als Arcangelas Verlobten vorstellen. »Ich werde dran denken.«
    »In einem Jahr eröffne ich mein eigenes Etablissement. Ich werde mir gute Mitarbeiter suchen, und Arcangela wird wie eine Dame behandelt werden. Sie wird an der Kasse sitzen und das Geld zählen.«
    Auf seine Weise liebte dieser Antonio seine Arcangela wirklich; außerdem war er gutaussehend und wohlerzogen – und er kam aus einer ganz anderen Welt – einer Welt, die mit Sicherheit besser war als die ihre.
    In der Nähe von Pistoia fuhren sie eine Seitenstraße hinauf, die sich zwischen den Villen und langen Steinmauern entlangschlängelte. Elena fürchtete noch immer, dass sie sich übergeben müsste.
    »Wir sind da. Der Eingang liegt hinter dieser Kurve. Es ist besser, wenn ich mich nicht blicken lasse, Sie verstehen schon. Alles Gute.«
    Elena dankte ihm und ging in die Richtung, die ihr Antonio gezeigt hatte. Als das Auto, das sich bereits entfernt hatte, noch einmal im Rückwärtsgang zurückkam, drehte Elena sich lächelnd um.
    »Im Falle eines Falles«, rief er ihr zu, »vergessen Sie nicht: Antonio, der Schöne, steht Ihnen immer zu Diensten.«
    Über dem Holztor war ein Herz angebracht, an dem eine Eisenglocke hing. Elena zögerte einen Moment, dann zog sie kräftig an der Kette. Kurz darauf öffnete ihr eine junge Nonne. Elena hatte sich eine mächtige Gestalt in Nonnentracht vorgestellt; vor ihr stand nun jedoch nur eine Schwester mit einem kleinen Häubchen und einer weißen Schürze über der blauen Kutte, die ihr bis zu den Knöcheln reichte.
    »Was suchst du, meine Gute?«, sagte sie. »Hast du dich verirrt?«
    Elena schluckte, bevor sie antwortete.
    »In gewisser Weise ja, Mutter.«
    »Ich bin keine Mutter, sondern Schwester Camilla. Komm herein und nimm etwas zu dir.«
    Die Schwester schloss das Tor hinter ihr und nahm sie am Arm, während sie ihr sofort von den Kindern ihrer Schwester und ihren Eltern erzählte, die sie jeden Sonntag

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