Abgehakt
Gewissens?«
»Vielleicht habe ich das, aber würde das eine Rolle spielen?«
»Es würde dir dann leichter fallen, die Sache zu beenden.«
»Ich sehe nicht, warum ich Schluss machen sollte.«
»Natürlich! Warum auch? Du bist die ehrgeizige, egoistische Karrierefrau, die Mark ganz schön zielstrebig erobert hat. Warum also die Beute wieder laufen lassen? Wo du ja gerade so viel Spaß mit ihr hast.«
»Netter Vortrag!« Sie griff nach ihrer Handtasche, die über der Armlehne hing. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser.«
»Warte!« Er nahm ihre Hand.
»Worauf? Hast du noch mehr solch netter Komplimente?«
»Ich wollte dich nicht verletzen.« Bernd redete besänftigend weiter. »Anne, du bist eine tolle Frau. Du kannst doch jeden Mann haben. Warum Mark?«
Sie lächelte geheimnisvoll. »Manche Dinge im Leben passieren einfach.«
»Okay, jetzt ist es passiert. Aber als klar denkende Frau musst du zugeben, dass es sinnvoll wäre, einen Schlussstrich zu ziehen. Du hattest doch deinen Spaß. Wie schon gesagt, ich glaube nicht, dass du Probleme haben wirst, einen anderen zu finden.«
»Hast du schon mit Mark darüber gesprochen? Er ist doch dein bester Freund. Er hört sicher auf dich. Das wäre auch viel billiger als deswegen mit mir essen zu gehen.«
»Mark reagiert in Hinblick auf dich doch eher schwanzgesteuert, wenn ich das mal so sagen darf. Ich wollte an deine Vernunft appellieren.«
»Gut, das hast du ja jetzt getan.« Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Vielen Dank für das Essen. Es war ausgezeichnet. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.«
»Anne!« Auch er erhob sich. »Wirst du darüber nachdenken?«
Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn.
»So etwas geht nie endlos gut. Mach es nicht kaputt. Bitte!«
Fast tat er ihr leid, wie er da stand und sie mit jeder Faser seines Körpers bat. Er versuchte doch nur seinen Freunden zu helfen. Und was er sagte, machte sicher auch Sinn, aber sie wollte das alles eigentlich nicht hören, nicht darüber nachdenken. So, wie es war, war es doch gut.
Schweigend reichte sie ihm die Hand, nickte und ging.
In dieser Nacht schlief Anne schlecht. Das Gespräch mit Bernd beschäftigte sie mehr, als ihr lieb war. War sie die ganze Zeit zu egoistisch gewesen? Hatte sie Mark benutzt, um sich ab und zu ein wenig besser zu fühlen? Weniger einsam? Dieser Gedanke bereitete ihr Unbehagen. Außerdem wäre es dumm zu glauben, es könnte ewig so weitergehen und niemand würde je davon erfahren. Wahrscheinlich sollten sie wirklich einen Schlussstrich ziehen, bevor das Ganze ein unschönes Ende nahm. Sie wollte gleich am Mittwoch mit Mark darüber reden.
Das war jedoch nicht so einfach. Mark ließ sie kaum zu Wort kommen und räumte alle Bedenken mit seinen Blicken aus. Nächstes Mal, sagte sie sich. Oder zumindest bald.
Am Ende der Woche meldete sich Kelly und erinnerte Anne daran, dass sie kommenden Freitag mit Patrik für vier Wochen nach Südafrika fliegen würde. Wie immer würde Anne inzwischen ihren Vierbeiner Sunny hüten, worauf sie sich schon freute.
»Und was ist mit Mark?«, wollte Kelly wissen.
»Was soll mit ihm sein?«
»Du weißt genau, was ich meine. Seht ihr euch noch?«
»Kelly … ich weiß nicht, ob du das wirklich wissen willst.«
»Keine Antwort ist auch eine Antwort.«
Schweigen.
»Anne, was soll das? Du benimmst dich wie ein kleines Kind, das ein Spielzeug nicht hergeben will, obwohl es einer anderen gehört. Such dir endlich einen eigenen Mann.«
»Der Kommentar. Es sprach die Vorsitzende der Eheschützer.«
»Es gibt keinen Grund, Witze darüber zu machen. Offensichtlich willst du Saskia den Mann ausspannen. Das ist schäbig, egoistisch und dumm.«
»Danke für so viele Komplimente auf einmal. Bist du jetzt fertig?«
»Ich könnte dir noch einiges sagen, aber ich halte dich für so intelligent, dass du selbst weißt, wie bescheuert du dich benimmst. Wach langsam mal wieder auf, oder das Lachen wird dir bald vergehen.«
»Du hast gut reden mit deiner perfekten Ehe. Hättest du mich nicht zu dieser Wette angestachelt, wäre nie was passiert. Du erwartest ja auch nicht von deinem Hund, dass er nur am Fressen schnüffelt und es aus lauter Vernunft dann stehen lässt.«
»Dein Vergleich hinkt ganz schön. Du warst schon mal besser.«
»Weißt du was? Lasst mich doch alle in Ruhe.« Anne drückte das Gespräch weg und knallte das Telefon auf den Tisch. »Super!«, lobte sie sich. »Scheint so, als wäre ich spitze im
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