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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zerstören von Beziehungen.«

26

     
     
    Das Labor hatte Martin inzwischen den schriftlichen Bericht geschickt. Es stand nun fest, dass der Mörder jedes Mal ein Messer vom Tatort mitgenommen hatte, um damit dem nächsten Opfer den Haken auf die Brust zu ritzen. Eine interessante Tatsache, wie Martin fand, aber auch nicht mehr. Bedauerlicherweise ließen sich bis jetzt keine weiteren Schlüsse daraus ziehen.
    Barbara Hansen kam, nachdem sie von Egon Milster gehört hatte, dass Kommissar Sandor in seinen Ermittlungen nicht weiterkam, an einem Nachmittag überraschend im Präsidium vorbei. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Nein, nein. Kommen Sie rein. Wir haben zurzeit nicht viel zu tun.« Martin lud sie mit einer Geste ein, Platz zu nehmen.
    »Sie kommen nicht weiter in Ihrem Fall?«
    »Nicht wirklich.«
    »Haben Sie Lust, mit mir einen kleinen Spaziergang zu machen?« Noch bevor Martin antworten konnte, hatte Barbara seine Jacke vom Kleiderständer genommen und ihm zugeworfen. »Na, los. Ein bisschen frische Luft tut Ihnen ebenso gut wie mir.«
    Eigentlich war ihm nicht nach Smalltalk mit dieser Psychologin, andererseits würde ein kurzer Gang wirklich nicht schaden. So zog er sich die Jacke über und verließ mit ihr das Gebäude. Draußen wehte ein frischer Wind. Martin stellte den Kragen seines Anoraks hoch und steckte die Hände in die Taschen. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann brach Barbara Hansen das Eis. »Es bedrückt Sie ganz schön, dass Sie nicht vorankommen.« Interessiert schaute sie ihn von der Seite an.
    Er lächelte vor sich hin. Typisch Psychologin. »Sie können es nicht lassen, was? Alles und jeder muss analysiert werden.«
    »Ich wollte mich nur nach Ihrem Wohlbefinden erkundigen«, verteidigte sie sich.
    »Mir geht’s gut. Das ist nur ein Job.«
    »Von dem Sie aber das Gefühl haben, ihn nicht ordentlich zu machen, weil Sie den Mörder nicht finden.«
    Martin antwortete nicht. Im Stillen gab er ihr recht. Sicher war es nur ein Job, aber einer, der ihn nicht losließ, solange er nicht erledigt war. Er wünschte, es wäre anders.
    »Ich weiß«, sie lächelte, »mir geht’s ja auch oft nicht anders. Ich bin auch erst zufrieden, wenn Dinge erledigt sind. In meinem Job ist das manchmal allerdings schwierig zu entscheiden. Ob ich jemandem tatsächlich geholfen habe, weiß ich in vielen Fällen gar nicht.«
    »Das wär nichts für mich.«
    »Von Psychologie halten Sie sowieso nicht viel, stimmt’s?« Sie hakte sich bei ihm unter und blickte ihn herausfordernd an.
    Martin zögerte.
    »Sie können ruhig ehrlich sein«, ermunterte sie ihn zu antworten.
    »Also gut. Ich stehe dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Meiner Meinung nach kann jeder vernünftige Mensch seine Probleme selbst bewältigen. Dazu bedarf es keiner Hilfe.«
    »Sie denken doch nur so, weil sie an nichts glauben, was man nicht fassen kann. Nur das Absolute zählt für Sie.«
    »In Ihren Augen wahrscheinlich völlig falsch.«
    »Völlig!« Sie lachte. »Oft ist es doch der Schein, der trügt und uns falsche Schlüsse ziehen lässt. Das müssten Sie doch besser als jeder andere wissen. Ihnen passiert das doch vermutlich ständig.«
    »Das ist wohl wahr, aber trotzdem lassen uns die Schlüsse, die wir ziehen, letztendlich doch zu einem Ergebnis kommen. Ein Ergebnis, an das ich glauben kann, weil es zu fassen ist.«
    »Aber in Ihrem jetzigen Fall lässt das Fassbare ganz schön auf sich warten.«
    »Das liegt wohl daran, dass die Hinweise, die wir haben, eigentlich keine Hinweise sind, sondern nur Fakten, Indizien, die uns nicht weiterbringen.«
    »Vielleicht ist das Fehlen von Hinweisen ja der Hinweis selbst.«
    Er betrachtete sie einen kurzen Moment von der Seite und dachte über ihren letzten Satz nach. Vielleicht war da was dran und er sollte den Fall mal aus einer anderen Perspektive betrachten.
    »Was ist denn mit Ihrer Verdächtigen?«, hörte er Barbara Hansen fragen. »Diese Frau aus dem Haus des dritten Opfers? Konnten Sie sie nicht überreden, die Schuld für die Morde auf sich zu nehmen?«
    »Nein, bisher nicht.« Er lächelte schwach.
    »Glauben Sie denn, dass sie es war?«
    »Ich weiß es nicht. Eher nicht. Aber sagen Sie es mir, Sie sind doch die Psychologin.«
    »Psychologin ja, aber keine Hellseherin.« Nach einer kleinen Pause fügte sie leicht gekränkt hinzu: »So wie Sie das sagen, merke ich genau, dass Sie mich nicht ernst nehmen. Ich werde aber gern ernst genommen.«
    »Ihre Ausführungen

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