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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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und ich Ihnen die ganze andere Polizeiarbeit«, lautet meine Antwort.

23
    Polytechnikum, das: höhere technische Lehranstalt; Ingenieurschule; technische Hochschule. Vgl. Nationales Metsovio-Polytechnikum in Athen, umfasst auch die Hochschule für Kunst, gegr. 1836 als älteste griechische Schule für technische Berufe, ab 1843 Hochschulstatus, ab 1873 Hauptgebäude an der Patission-Straße, Namensgebung durch die aus Metsovo stammenden Gründerväter und Stifter.
    Polytechniker, der: Student an einer technischen Fachschule, (veraltet:) vieler Künste kundig, kunstreich.
    polytechnisch: viele Künste und Gewerbe betreffend, viele Zweige der Technik umfassend.
    Die Frage ist, ob Theologis als trockener Wissenschaftler unter »vieler Künste kundig« eingestuft werden kann. Man könnte sagen: Sein Fach ist die Juristerei, und die Künste, die er als Dozent und Advokat beherrscht, sind zwei: die Hochschullehre und der Anwaltsberuf. Dazu kommt, falls seine Tochter recht hat, die Kunst des Ränkespiels an der Universität.
    Die politische Intrige hat sich in Griechenland auf allen möglichen Gebieten etabliert – wenn nicht als Kunst, so doch zumindest als Handwerk. Die beruflichen Seilschaften funktionieren gewerbsmäßig und auf verschiedenen Ebenen – in den Ministerien, bei der Polizei und an den Universitäten
    Weitere Beispiele für professionell betriebene Günstlingswirtschaft wären Demertsis, Lakodimos und – als Bindeglied – Petrakos, die sich heimlich zusammengetan hatten, um sich gegenseitig Aufträge für die olympischen Sportanlagen zuzuschanzen.
    Bis in die sechziger Jahre musste einer, der nicht wie ich im öffentlichen Dienst war, vieler Künste kundig sein, da er zwei bis drei Jobs brauchte, um sich über Wasser zu halten. Heute hilft auch das nicht mehr. Auch mit drei Jobs kann man in einem Obdachlosenheim landen, wenn man die Kunst der Tricksereien und Mauscheleien nicht beherrscht.
    »Seit wann bist du wach?«, fragt mich Adriani, als sie das Wohnzimmer betritt.
    »Seit sechs.«
    »Kostas, setz dich doch nicht so unter Druck. Noch haben wir Geld, wir müssen niemanden anpumpen.«
    Ich sage ihr nicht, dass ich seit sechs auf den Beinen bin, weil mir dieser neue Fall den Schlaf raubt. Stattdessen lächle ich sie an. Es steht ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie noch immer guter Laune ist, weil sie gestern Katerina im Radio gehört hat. Da möchte ich jetzt die Stimmung nicht verderben.
    Gestern Abend setzte ich mich gleich nach der Arbeit an den Computer. Fanis hatte sich um den Internetanschluss gekümmert. Dann tat ich das Einzige, was ich bisher gelernt hatte: Ich klickte das Symbol des Radiosenders an. Da ich keine Kopfhörer habe, hörte ich die Sendung über Lautsprecher. Katerinas Stimme drang aus dem Gerät. Zu meiner Überraschung erzählte sie den Zuhörern von ihrem Entschluss, nach Afrika auszuwandern, um für das UN -Flüchtlingskommissariat zu arbeiten. Doch schließlich habe ihre Familie sie davon abgebracht, meinte sie dann. Sie zog alle Register, um die Zuhörer zum Bleiben und zum Weiterkämpfen zu motivieren.
    Das war der Moment, als Adriani ins Zimmer trat.
    »Was, Katerina redet über dieses Ding mit dir?«, fragte sie perplex.
    Als ich ihr die Sache erklärte, nahm sie neben mir Platz.
    »Ach, ich bin ja so stolz auf sie«, sagte sie immer wieder, bis ihr vor Rührung die Tränen kamen.
    »Zum ersten Mal höre ich, dass du stolz auf Katerina bist«, necke ich sie, um die emotionsgeladene Stimmung zu entspannen.
    »Da irrst du dich gewaltig. Ich habe immer schon viel von ihr gehalten.«
    »Du kritisierst sie doch ständig.«
    »Nur weil du immer nur Süßholz raspelst.«
    Als Katerina eintraf, fiel sie ihr um den Hals und gratulierte ihr zu dem Beitrag.
    »Wenn ihr mich schon zum Bleiben überredet habt, muss ich mich doch auch nützlich machen«, meinte Katerina.
    Sie hatte Uli für meine erste Lektion am Computer mitgebracht. Als ihm Katerina erklärte, dass auch Adriani Radio Hoffnung hören wollte, holte er sie gleich dazu. Er zeigte ihr, wie man den Computer anwirft, und richtete es dann so ein, dass der Radiosender – ganz ohne Einsatz der Maus – durch bloßes Drücken der F3-Taste angeht.
    Das genügte Adriani, und sie zog ab. Nun war ich an der Reihe. Wofür ich allein zwei Wochen gebraucht hätte, brachte mir Uli in zwei Stunden bei: wie man Texte schreiben und speichern kann, wie man sein Postfach öffnet und sich Daten aus dem Internet herunterlädt. Dabei

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