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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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blickt mich überrascht an.
    »Meinen Sie Jannis Chalatsis?«, fragt sie.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nur dem Namen nach. Sein Anruf kam, wie Dimos sich ausdrückte, wie ein Blitz aus heiterem Himmel und machte meinen Mann furchtbar nervös. Danach hängte sich Dimos gleich ans Telefon, um sich mit seinen Leuten zu beratschlagen.«
    »War er mit Ihrem geschiedenen Mann befreundet?«
    »Er muss ein alter Bekannter gewesen sein, den Dimos aus den Augen verloren hatte. Er forschte bei alten Freunden und Bekannten nach, um ihm auf die Spur zu kommen. Als ich meinen Mann fragte, warum ihn der Mann so aufgeschreckt hatte, erklärte er mir, es handele sich um einen Versager, der alle aus seiner Generation hasse, die es zu etwas gebracht hatten. ›Ein missgünstiger Versager ist immer gefährlich. Man weiß nie, wozu er fähig ist‹, sagte er zu mir. Dann bin ich mit Lefteris ausgezogen und weiß daher nicht, wie es weiterging. Es hatte auch keine Bedeutung mehr für mich.«
    Die gute Nachricht ist: Jannis hat einen Nachnamen bekommen. Allerdings ist es manchmal trotzdem nicht leicht, die betreffende Person zu finden. Dennoch sind wir einen großen Schritt weiter.
    »Vielen Dank, Frau Dermiri. Das wär’s meinerseits.«
    »Hoffentlich haben Sie den Mörder bald, Herr Kommissar. Nun ja, zum Glück spielt das keine Rolle mehr für mein Leben und das von meinem Lefteris.«
    Die Wendung »mein Lefteris« bringt die Bäuerin wieder zum Vorschein.
    Als wir das Haus der Dermiri verlassen, habe ich eine Eingebung, und mit einem Schlag ist mir klar, wer mir mehr über Jannis Chalatsis verraten kann.

33
    Diesmal melde ich meinen Besuch nicht bei Herrn Safiris an, sondern gehe direkt in die Ankunftshalle, wo ich Kasantsis an seinem Stammplatz gegenüber von dem aufgepeppten Tante-Emma-Laden vorfinde. Er blättert gerade in einer alten Zeitschrift, die auf seinen Knien liegt. Als er mich erkennt, nickt er mir zur Begrüßung zu, und ich winke ihn zu mir heran.
    »Herr Kasantsis, ich hätte da noch eine Frage. Sagt Ihnen der Name Jannis Chalatsis etwas?«
    »Jannis? Selbstverständlich, den habe ich allerdings schon eine Weile nicht mehr gesehen. Seit ich obdachlos bin, habe ich kaum noch Kontakt zu meinen früheren Kreisen, sondern lauter neue Bekannte«, fügt er mit einem bitteren Lächeln hinzu.
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »In einem alten Einfamilienhaus in der Plapouta-Straße in Petroupoli, die Hausnummer weiß ich nicht.«
    »Herr Kasantsis, ich muss Sie dringend ausführlicher befragen, aber das geht hier nicht. Ich möchte Sie bitten, in mein Büro aufs Präsidium mitzukommen. Keine Angst, das ist keine Festnahme. Ich möchte mich nur in aller Ruhe mit Ihnen unterhalten, und mein Büro ist am besten dafür geeignet.«
    Noch zögert er, doch andererseits fürchtet er, dass ich ihn sonst abführen lasse. Er möchte am Flughafen keinesfalls Aufsehen erregen.
    »Ich gebe nur schnell Safiris Bescheid«, meint er dann.
    Wir nehmen die Rolltreppe in die Abflughalle. Safiris steht auf und begrüßt mich per Handschlag. Kasantsis flüstert ihm etwas ins Ohr, worauf Safiris’ Blick zu flackern beginnt, doch der andere beruhigt ihn mit den Worten:
    »Es ist nichts Schlimmes. Reine Formsache.«
    Im Streifenwagen sitzt Dermitsakis am Steuer, während ich mit Kasantsis im Fond Platz genommen habe.
    »Ist etwas mit Jannis?«, fragt er während der Fahrt besorgt.
    »Vorläufig liegt nichts gegen ihn vor. Es hat sich im Zuge der Ermittlungen nur herausgestellt, dass er zwei der drei Opfer kannte. Deshalb wollen wir ihn sprechen.«
    »Das ist doch nichts Besonderes, mich kennt er ja auch. Wir waren alle im gleichen Alter und verkehrten, zumindest in der Juntazeit, in denselben Lokalen.«
    Ich gehe auf seinen Einwand nicht ein, da ich die Befragung lieber anders aufziehe. Ich möchte erst mal ein Charakterbild von Chalatsis gewinnen, bevor ich ihm gegenübertrete.
    Im Präsidium führen wir ihn direkt in mein Büro, wo wir ihm einen Kaffee spendieren. Als er ein paar Schlucke genommen hat, fange ich an.
    »Herr Kasantsis, ich möchte, dass Sie mir alles sagen, was Sie über Jannis Chalatsis wissen. Dabei erwarte ich nicht, dass Sie ihn in irgendeiner Weise belasten, sondern ich will mir von Ihrem Freund nur ein umfassendes Bild machen.«
    »Wie soll ich es am besten beschreiben, Herr Kommissar? Jannis ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht – teils aus eigenem Verschulden, teils aufgrund der Umstände. Am Polytechnikum zählte er zu den

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