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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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Rest verbleibt auf dem Konto, trägt dort Zinsen und wird dann unter Umständen für einen Betriebsausflug, vielleicht am 1. Mai, oder für die Weihnachtsfeier verwendet, plus Prämien.”
    „Ein sehr großzügiger Vorschlag, der aber ein ganz schönes Loch in den Gewinn reißen wird.”
    „Ich weiß, aber trotzdem werden wir noch genügend Gewinn machen. Wir haben ein gutes Team, und ich möchte, dass sich jeder wohl fühlt. Ich würde nur sehr ungern jemanden von Ihnen an die Konkurrenz verlieren.”
    „Das Risiko ist eher gering”, meinte er. „Besonders dann, wenn sich Ihr Vorschlag herumspricht.” Für einige Augenblicke blieb er stumm, um dann hinzuzufügen: „Sie haben so gar nichts von Ihrer Schwester, nicht wahr?”
    „Unsere Schuh- und Konfektionsgröße – das war so ziemlich das Einzige, was wir gemeinsam hatten.”
    „Ja, mir fiel bereits auf, dass Sie ihre Sachen tragen.”
    „Ein großer Teil ihrer Garderobe war sogar noch ungetragen”, erklärte Rowena, als müsse sie sich entschuldigen. „Ich hätte es für geradezu absurd gehalten, die Sachen einfach wegzuwerfen.”
    „Ganz recht”, erwiderte er hastig. „Das war eben auch nicht als Kritik gemeint.”
    „Ach, beinahe hätte ich es vergessen. Endlich hat sich Dr. Reid gemeldet. Ich habe morgen einen Termin bei ihm.”
    Ian konnte seine Verblüffung – oder war es vielleicht sogar Entsetzen? – nicht ganz verbergen, hatte sich aber schnell wieder in der Gewalt. „Sicher hat ihn Claudias Tod überrascht, könnte ich mir vorstellen.”
    „Er war höflich, wirkte jedoch nicht sonderlich verwundert oder schockiert.”
    „Tja. Wer weiß, was das zu bedeuten hat!” Er sah bewusst auffällig auf seine Uhr und drückte seine Zigarette aus. „Was Ihre Vorschläge angeht, so sehe ich keinerlei Probleme. Vermutlich wird das Personal Ihnen sehr dankbar sein. Das gilt natürlich auch für mich. Im Übrigen habe ich mit dem Versicherungsmakler gesprochen, den ich kenne. Er bereitet gerade ein Angebot für ein Sozialversicherungspaket vor. Wenn Sie mich jetzt aber bitte entschuldigen wollen – ich muss noch zur Bank und Geld einzahlen.” Er erhob sich und steckte die Zigarettenschachtel ein. „Die Papiere können Sie gern behalten. Gegenüber den Mitarbeitern werde ich zunächst Schweigen bewahren, bis Sie die Zahlen noch einmal in Ruhe durchgerechnet haben.”
    „Nein, sagen Sie es nur allen.” Rowena hätte gern gewusst, wieso Ian sich in ihrer Gegenwart einmal begeistert, im nächsten Augenblick aber reserviert benahm. „Ich nehm mir schnell einen
    Kaffee und fahre dann zum Haus zurück. Ich erwarte einige telefonische Kostenvoranschläge bezüglich der Renovierung.”
    „Dann übernehmen Sie das Haus also doch?” Sein Interesse war betont überschwänglich.
    „Es sieht so aus.” Passt es ihm nicht, dachte Rowena, dass ich Tony Reid erwähnt habe? Oder habe ich etwas Falsches gesagt und damit diesen neuerlichen Stimmungswandel herbeigeführt? Wieso frage ich ihn nicht ganz sachlich, was er eigentlich hat?
    In der Tür schaute er sich noch einmal um. „Sehen wir uns am Freitag?”
    „Ich werde da sein.”
    „Prima. Bis dann!” Er drehte sich um und verschwand, ehe sie noch etwas sagen konnte.
    Bekümmert über ihre offenbar zunehmende Unfähigkeit, Ian auf seine Launen anzusprechen, trat sie aus dem Büro. Bis auf Julio, der den Küchenfußboden wischte, lag das Lokal verwaist vor ihr. Rowena verzichtete auf ihren Kaffee, verließ das Restaurant durch den hinteren Notausgang und begab sich zu ihrem Honda.
    Da sie zu ihrem Termin etwas verfrüht erschienen war, brachte sie zwanzig Minuten im Wartezimmer zu, wo sie in einer veralteten Ausgabe von
Psychology Today
blätterte. Gerade hatte sie einen Artikel über Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft und die schädliche Wirkung auf das Ungeborene beendet, als ihr die Sekretärin mitteile, sie könne nun ins Sprechzimmer gehen.
    Rowena klopfte an, öffnete die Tür, trat ins Zimmer und erstarrte beim Anblick des Mannes, der sich hinter seinem Schreibtisch erhob. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen. Einen Moment lang konnte sie ihn nur hilflos anstarren, während es in ihrem Kopf summte wie von einem schwachen Stromstoß. Er schien etwa einen Meter neunzig groß zu sein und um die neunzig Kilo zu wiegen. Mit der sehr weißen Haut, dem dichten, seitlich gescheitelten schwarzen Haar und den faszinierenden, strahlend blauen Augen war er der schönste Mann, den Rowena

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