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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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stieg, um sich ein Vollkornsandwich mit Truthahnfleisch und Salat zu kaufen. Danach fuhr sie weiter zu ihrer Wohnung nach Stamford, um ihre Post abzuholen und die Zimmerpflanzen zu gießen, bevor das Treffen mit Ian im Restaurant anstand.
    Im Postkasten waren nur Reklameblätter und Rechnungen, und auf dem Anrufbeantworter fand sie keine neuen Nachrichten. Rowena machte sich eine Tasse Tee und setzte sich an den Tresen der Küchenzeile, um ihr Sandwich zu essen. Jedes Mal, wenn sie in die Wohnung kam, gefiel sie ihr ein bisschen weniger, und sie sah kaum noch einen Grund, sie zu behalten. Doch sie schob die Entscheidung vor sich her, da seit Claudias Tod nicht einmal ein Monat verstrichen war und es unschicklich gewesen wäre, wenn sie schon so schnell Umbaumaßnahmen am Haus eingeleitet hätte. Allerdings kümmerte es im Grunde niemanden, was sie mit dem Haus anfing, genauso wie es niemanden gab, der sie wegen ihrer neuen Frisur hätte kritisieren können. Die Umbaukosten wurden von der Versicherungssumme gedeckt. Es gab somit keinen Grund, die Sache aufzuschieben.
    Sie sprach den drei Bauunternehmern, deren Telefonnummern sie nunmehr bereits seit über einer Woche mit sich herumtrug, eine Nachricht auf den Anrufbeantworter, wobei sie sich genauso waghalsig und nervös wie vorher bei ihrer Friseurin fühlte. Dann wässerte sie ihre Topfpflanzen, steckte die Rechnungen in die Handtasche und machte sich auf den Weg zum Restaurant, nachdem sie im Bad einen raschen, immer noch ungläubigen Blick auf ihr Spiegelbild geworfen hatte.
    Die quirlige Mae, die gerade mit einem Tablett voller Geschirr der Küche zustrebte, blieb bei Rowenas Anblick wie angewurzelt stehen und rief: „Hey! Tolle Frisur! Sie sehen ja ganz anders aus!”
    Rowena lachte, und ihr Gesicht brannte vor Verlegenheit. „Finden Sie es nicht ein bisschen zu kurz?”
    „Nein, sieht super aus! Ehrlich!”
    „Danke, Mae!”
    Ian starrte sie sekundenlang an und meinte dann nüchtern: „Erstaunliche Wandlung, Rowena. Aber äußerst attraktiv. Steht Ihnen!”
    „Ist noch ziemlich gewöhnungsbedürftig”, erwiderte sie, während sie sich mit ihm im Büro am Schreibtisch niederließ, um die ausgedruckten Betriebsunterlagen, die Ian vom Steuerberater besorgt hatte, durchzugehen.
    Das Lokal schrieb solide schwarze Zahlen und verfügte über erhebliche Mittel auf dem Geschäftskonto. Die Ausgaben erschienen vernünftig berechnet zu sein, mit Ausnahme der Gehälter für das Personal. Als Einziger kam Philippe, der Küchenchef, auf ein einigermaßen anständiges Einkommen. Alle anderen waren erheblich unterbezahlt, insbesondere in Anbetracht der erklecklichen Schecks, die Claudia sich zweimal pro Monat genehmigt hatte.
    „Sehe ich das vielleicht falsch, Ian, oder sind sie tatsächlich alle erheblich unterbezahlt?”
    „Die Bedienung, die Hilfskellner und Terry bekommen gute Trinkgelder. Und davon geben sie Julio einen kleinen Anteil ab.”
    „Trotzdem! Zwanzig Cent die Stunde über dem Mindestlohn? Da zahlt ja wahrscheinlich sogar McDonald’s besser!”
    Ian musste zustimmen. „Kann schon sein. Wie ich bereits erwähnte, galt die Loyalität des Personals in der Vergangenheit dem Einkommen, das sich an einem guten Wochenende auf über hundert Dollar pro Abend für die Bedienung und auf fünfzig bis sechzig für die Hilfskräfte belaufen kann.”
    „Ohne Sozialleistungen.”
    „Richtig.”
    „Haben Sie mal kurz einen Taschenrechner zur Hand?”
    „Sicher.” Er holte einen Rechner aus der Schreibtischschublade, rückte dann, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, beiseite und sah zu, wie Rowena einige Zahlen durchrechnete und auf den Rand der Ausdrucke notierte.
    „Also”, sagte sie schließlich. „Folgender Vorschlag: Zunächst verdoppeln wir Julios Lohn.”
    „Einverstanden.”
    „Dann bekommt jede Bedienung eine Lohnerhöhung von einem Dollar die Stunde.”
    „Nichts dagegen.”
    „Jill kriegt fünfundsiebzig Dollar die Woche mehr.”
    „Ausgezeichnet.”
    „Und Sie müssten eigentlich mindestens hundertfünfzig die Woche mehr verdienen.”
    „Ach nein, ich brauche keine …”
    „Doch”, beharrte sie. „Diese Erhöhungen reichen bei weitem nicht an das heran, was Claudia sich selbst gönnte, und dennoch bleibt genügend übrig, um daraus ein Sozialversicherungspaket zu finanzieren. Wenn wir weiter schwarze Zahlen auf dem Geschäftskonto schreiben, werde ich in Zukunft einen kleineren Betrag als Wochenendvergütung auszahlen. Der

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