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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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hätte es gefreut, die angeblichen Missverständnisse von ihm selbst aufgeklärt zu bekommen.
         Doch all das blieb aus.
         Zu stolz war jeder von ihnen und wollte sich nicht dazu herablassen als Bittsteller dazustehen, denn sie ermunterten einander nicht gerade dazu, den Anfang zu machen. Halb voneinander abgewandt saßen sie mit ernsten Mienen da und die Haltung des anderen als Desinteresse deutend, schwiegen sie beharrlich weiter, während die Landschaft langsam an ihnen vorüberzog.     
         Mit der Ankunft an der Mühle trennten sich zu ihrer beider Erleichterung ihre Wege, denn während William mit einem der Helfer des Müllers den Wagen entlud, die schweren Getreidesäcke in die Mühle schaffte und frisch gemahlenes Mehl auf die Ladefläche des Wagens lud, zog sich Kate mit der Müllerin auf einen Plausch zurück.
         Ihre Pause von dem äußerst nervenaufreibenden Schweigen wurde sogar ausgedehnt, denn der Müller bestand darauf, dass sie mit ihm und seiner Frau zu Mittag aßen. Und da ihnen die Pause von der auf dem Wagen herrschenden Anspannung gar nicht lang genug sein konnte, sträubten sie sich auch nicht übermäßig gegen die Einladung.
         Auf das Essen wartend erkundete William gemeinsam mit dem Müller die Mühle und Kate saß mit dessen Frau zusammen und tauschte die neuesten Neuigkeiten aus. Die Zeit verging sehr angenehm und leider zu schnell, denn eh sie sich versahen, war das Essen beendet und William und Kate mussten sich wieder der alleinigen unwillkommenen Gesellschaft des anderen aussetzen.       
         Glücklicherweise war der Weg nach Crainesburgh nur noch halb so lang wie der, den sie zur Mühle haben zurücklegen müssen und so erreichten sie bald den Anfang der durch das Dorf verlaufenden Straße. Diese nahm in der Mitte von Crainesburgh eine scharfe Biegung nach rechts und war gesäumt von Ständen, an denen die Dorfbewohner ihre Waren feilboten. Es wurde alles Mögliche angeboten Felle, Gewürze, Waffen aller Art, verschiedene Speisen, Ale, Wein und noch einiges mehr und William war überrascht über die Größe des Marktes.
         „Ich denke es wäre besser, wenn wir uns trennen. Wir können uns wiedertreffen, bevor wir abfahren, um die Waren aufzuladen“, sagte Kate in Crainesburgh angekommen und vermied beim Sprechen jeden Augenkontakt.
         „Aye, das wäre wohl besser“, erwiderte William, sah dabei ähnlich unbehaglich zu Boden und nach einem kurzen Blickkontakt, den jedoch keiner von ihnen halten konnte, wandten sie sich ab und gingen ohne ein weiteres Wort ihre eigenen Wege.  
         Da William nun nichts weiter zu tun hatte, als zu warten, bis Kate ihre Besorgungen erledigt hatte, schlenderte er an den Ständen vorüber und betrachtete die ausgelegten Waren. Einige der Händler, die ihre Stände in Crainesburgh aufgestellt hatten, kamen eindeutig nicht von hier, denn die Waren, die sie anboten, stammten aus fremden Ländern und weckten mit ihrer Ungewöhnlichkeit großes Interesse bei den Dorfbewohnern. Auch William fand Gefallen an manchen ungewöhnlich gearbeiteten Waffen und staunte über die fremdartigen Motive, die diese zierten.
         Er spazierte von einem Stand zum anderen und hier und da blieb er stehen, plauderte ein wenig mit einem der Händler und beäugte seine Waren. An einigen Ständen wurde auch gewürfelt, doch trotz der Überredungsversuche ließ William sich nicht dazu verleiten. Er hatte noch nie viel für Glücksspiel übrig gehabt und ließ sich auch jetzt nicht dazu verlocken.
         Wem er sich jedoch nicht entziehen konnte, waren all die verschiedenen Gerüche, die auf ihn einströmten. Es roch nach getrockneten Kräutern, exotischen Gewürzen, doch vor allem die duftenden warmen Speisen, ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. An einem der Stände blieb er schließlich stehen und kaufte eine Fleischpastete, die er mit einem Becher Ale hinunterspülte.
         Er hatte eben seinen Becher geleert, als Kate auf ihn zukam.
         „Wenn die Dämmerung einsetzt, sollten wir wieder auf dem Heimweg sein“, sagte sie wieder, ohne ihn anzusehen.
         Wenn sie miteinander zankten, hatte sie kein Problem damit, ihm direkt in die Augen zu blicken aber nun war es ihr ein Ding der Unmöglichkeit, dachte sie, innerlich den Kopf über sich schüttelnd.
         Dann schob sie den Gedanken wieder beiseite und sprach weiter: „Deshalb sollten wir damit beginnen, den Wagen zu

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