Acornas Heimkehr
die eigene Achse drehend, erspähte sie ein liebliches, dezent malvenrosafarbenes Brokatgewebe und griff danach. Es war das Unterkleid eines Gewands, das aus zahllosen, übereinander getürmten Lagen schrill regenbogenfarbener Rockschichten bestand, die sich von der Taille bis zu den Fußgelenken wie ein Ballett-Tutu aufbauschten.
Ohne diese überlagernden Rauschröcke war das Unterkleid allerdings doch ein bisschen zu durchsichtig. Also sah sie sich nochmals um, bis sie entdeckte, dass einer der fließenden, schleierähnlichen Überröcke einer anderen Robe eine wunderschöne Fliederfarbe aufwies, die sowohl ihren eigenen Körperteint als auch die Farbe des malvenrosanen Unterkleides aufs Prächtigste ergänzte. Das würde gehen.
Als sie schließlich gebadet und ihr Haar getrocknet hatte, schlüpfte sie in das malvenrosafarbene Kleid und legte sich einen langen Streifen des fliederfarbenen Stoffs um. Wie eine Schärpe führte sie diese Textilbahn unter dem einen Arm hindurch und heftete sie nach einigem Ausprobieren auf der gegenüberliegenden Schulter mit einer eindrucksvollen Brosche zusammen, auf der mit Silber eingefasste, fahle Amethyste und Rhodolitgranate prangten. Zu dieser Brosche gab es sogar passende Ohrringe.
Danach gelang ihr noch, in der Masse der Schuhe, die überall dort, wo keine Kleider oder Juwelen lagen, verteilt waren, fliederfarbene Slipper aufzustöbern.
»Und dein Horn?«, erinnerte Maati sie.
»Oh, richtig«, dankte ihr Acorna und schnappte sich die fliederfarbene Hornhaube, die zu ihrer Schärpe passte. »Das bedeutet also dann, dass niemand anderes mehr meine Gedanken lesen kann?«
»Nun, zumindest nicht mehr sehr deutlich. Du weißt schon, wenn man beispielsweise daran denkt – also, über Fortpflanzung und so, du weißt schon, dann kann die andere Person nicht…«
Der Versuch des jüngeren Mädchens, erwachsen zu klingen, als sie von Paarungsritualen sprach, mit denen sie noch gar nichts zu schaffen hatte, ließ Acorna belustigt aufglucksen.
»Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Ich werde also versuchen, meine Gedanken nicht zu laut auszustrahlen, damit ich die Dämpfungswirkung der Hornhaube nicht übertöne.«
Sie nahm die Einhornkappe noch einmal genauer in Augenschein. »Aber dieses Blauregen-Umgebinde hier muss noch weg.«
»Vielleicht wenigstens ein paar Blüten am Stirnansatz deines Horns?«, schlug Maati vor, als sie bestürzt mit ansehen musste, wie die Zierbommeln und die purpurnen Blütentrauben der Blume, die Acorna offenbar Blauregen nannte, achtlos zu Boden fielen.
»Ja, das sieht nett aus. Danke.«
»Dabei ist dieser Hornschmuck doch so hübsch«, sagte Maati traurig, als sie die ausgesonderten Blumen aufhob.
Acorna blieb unerbittlich. »Weniger ist mehr«, erklärte sie.
Maatis verblüffter Gesichtsausdruck zeigte, wie ganz und gar unfassbar ein derartiger Gedanke für sie zu sein schien.
Kaum hatte sich Acorna fertig angekleidet, als auch schon eine ganze Schar von Schneiderinnen, Juwelieren und Schustern über den Pavillon hereinbrach, um die von ihr nicht benötigte Ware wieder fortzuschleppen.
»Gleich morgen früh werden wir Ihnen noch unsere Kollektionen für Tageskleidung zur Begutachtung vorbeibringen, Khornya.«
»Oh, machen Sie sich bitte keine Umstände«, lehnte die Angesprochene ab. »Wenn Maati mir zeigt, wo Ihre Werkstätten liegen, werde ich liebend gerne selbst bei Ihnen vorbeischauen und mir ansehen, wo Sie diese hübschen Sachen anfertigen.«
Sie hatte sich ihre Hornbedeckung mittlerweile schon fest aufgesetzt und konnte sich eine diplomatische Flunkerei somit gefahrlos leisten. Die Schöpfer der beiden Kleider, die Acorna ausgeschlachtet hatte, um daraus ihre eigene Kreation zusammenzustellen, versuchten ihre Missbilligung zu verbergen, ein paar der anderen jedoch betrachteten sie mit unverhohlen prüfender Miene.
Als auch der Letzte der Bekleidungslieferanten mitsamt seinen Waren abgezogen war, was einen nunmehr ungehinderten Blick auf Neevas Möbel ermöglichte und dem Pavillon zumindest den Anschein einer wohnlichen Behausung zurückgab, traf Thariinye ein.
»Oh, tut mir Leid, Khornya«, entschuldigte er sich – was ihm sichtliche Mühe bereitete – mit verbal geäußerten Worten. »Ich dachte, du wärst inzwischen fertig mit dem Ankleiden.«
»Aber ich bin doch fertig angezogen!«, protestierte sie und drehte sich rasch einmal um die eigene Achse. »Gefällt es dir?«
Einen Moment lang sagte er gar nichts, dann
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