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Acornas Heimkehr

Titel: Acornas Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
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bemerkte er mit einem Ausdruck der Erleichterung auf seinem Gesicht, dass sie ihre Hornkappe trug, wie sie ihren ornamentalen Gedankenschild im Geiste nannte. Er schenkte ihr ein breites, falsches Grinsen und nickte so heftig mit dem Kopf, dass sie schon befürchtete, er würde sich das Horn herunterschütteln.
    Nun ja, er war schließlich erst ein heranreifender Diplomat.
    Hier im Herzen der Linyaari-Kultur gab es wohl wenig Gelegenheit zur Lüge, und so war er in dieser Kunst eben noch recht ungeübt. Vermutlich sollte sie es ihm schon hoch anrechnen, dass er überhaupt merkte, wann ein wenig höfliche Schwindelei angebracht war.
    Hastig setzte Thariinye eine eigene Hornkappe auf, die perfekt zu seinem Kostüm passte. Genau auf der Kappenspitze thronte ein dreidimensionaler, stilisierter roter Stoffvogel, der das Dekorelement all der anderen Vögel wiederholte, die auf seinem wallenden Wams und der um seine Taille geschlungenen Bauchbinde aufgesteppt, aufgestickt und aufgenäht waren sowie in gepolsterter Variante wie Epauletten auf jeder seiner Schultern und nicht zuletzt keck auf einer übergroßen Schamkapsel hockten.
    Acorna täuschte höflich einen plötzlichen Hustenanfall vor, um jenen Teil ihrer Reaktion auf diesen Anblick zu kaschieren, der nicht von ihrer Hornkappe verborgen wurde. An den Modegeschmack der Linyaari würde sie sich wohl erst noch gewöhnen müssen. Seltsam – auf all ihren bisherigen Reisen quer durch die Galaxis hatte sie doch noch nie auch nur einen Augenblick lang eine ethnozentrische Haltung an den Tag gelegt, hatte sie nie auch nur in Erwägung gezogen, dass die Bekleidung oder Sitten anderer lächerlich sein könnten. Sie vermutete, dass die Linyaari-Sitten sie deswegen sehr viel mehr berührten, weil diese ja letzten Endes ihre Sitten waren und man von ihr erwartete, dass sie sich diese ebenfalls zu Eigen machte. Eine ihrer Verkleidungen als Didi hätte hier wohl nicht das mindeste Aufsehen erregt, ihr eigener, natürlicher Stil hingegen tat das zweifelsohne.
    »Ich habe unsere Mannschaftskameraden noch verabschiedet, als sie zu ihrer neuen Mission aufgebrochen sind«, wechselte Thariinye das Thema. Acorna war froh, dass sein Ton so ernst ausfiel. Das half ihr, die Fassung endgültig wiederzugewinnen.
    Sie hörte jedoch auch eine Andeutung von Kritik aus seiner Stimme heraus, als ob sie selbst auch hätte dort sein müssen, um ihren Freunden auf Wiedersehen zu sagen. Aber Thariinye hatte doch sicherlich mitbekommen, wie die Viizaar ihr ausdrücklich befohlen hatte, sich auf das anstehende Ereignis vorzubereiten?
    Sie sprachen kein Wort, als sie abermals die Singenden Steine überquerten. Stattdessen genossen sie deren Melodie, die harmonisch mit der aus einem Pavillon herausdringenden Linyaari-Musik verschmolz, der sogar noch größer war als jener, den die Viizaar bewohnte. Dieser hier war auf der Außenseite mit Unmengen von Blumengebinden dekoriert, und flatternde Wimpel und Stoffbänder ergänzten die üblichen goldenen Quastenverzierungen. Leute strömten scharenweise hinein – treffender war es vielleicht zu sagen, dass sich von Linyaari-Leibern gebildete Blütenkonglomerate formten und in den Pavillon hinein oder nach draußen auf die Tanzfläche drifteten, die sich rings um das Festzelt herumzog, sodass das Ganze wie ein sich drehendes Karussell aussah, das ausschließlich aus Einhörnern bestand.
    So lächerlich die Kleider der Frauen und die Gewänder der Männer einzeln betrachtet auch aussehen mochten, in ihrer Gesamtheit boten sie einen geradezu atemberaubenden Anblick; sie erinnerten an ein fruchtbares Feld aus vielfarbigen Blüten, das mit funkelnden Edelsteinen gesprenkelt und sogar von Bändern durchzogen war, die verblüffend echt wie fließendes Wasser wirkten.
    Etliche der Männer hatten ähnliche Vogelkostüme an wie Thariinye, während die Gewandungen anderer andere Tiere oder auch Naturelemente wie Feuer und Wasser zum Thema hatten. Ein oder zwei Trachten waren auch mit Stickereien bedeckt, deren Muster an die der Linyaari-Raumflotte erinnerten. Ein paar hatten Sternenhimmelmotive für ihre Bekleidung gewählt. Die Gesamtwirkung all dessen war sehr viel ansprechender, als Acorna es sich vorgestellt hätte.
    Zu ihrer Überraschung diente das riesige Zelt selbst nicht zum Tanzen, sondern wurde lediglich für das Empfangsdefilee und das Festessen benutzt. Die sättigende Wirkung der Äsung vom Nachmittag hatte schon wieder nachgelassen, und so sahen die

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