Acornas Welt
bedeutete, dass er kräftiger und gesünder wurde und besser im Stande sein würde, damit umzugehen. Jedenfalls hoffte sie das.
Becker verdrehte jedes Mal die Augen, wenn er Aari sah. Er hatte mehrmals erfolglos versucht, mit dem jungen Mann ins Gespräch zu kommen. Aari antwortete höflich, »Ja, Joh«, oder
»Nein, Joh«, und wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu.
Acorna erzielte für gewöhnlich dieselben Reaktionen.
Wären der Kater und die KEN-Einheit nicht gewesen, hätten sie vielleicht nie herausgefunden, was es damit auf sich hatte.
Nachdem SBs ursprüngliche Neugier bezüglich des Piiyi erschöpft war, beachtete er das Ding mehrere Tage nicht mehr.
Doch da das ständige Wiederholen der Aufzeichnung bedeutete, dass Aari, der zu den Lieblingspersonen des Katers gehörte, sich auf der Brücke aufhielt, verbrachte SB nun ebenfalls mehr Zeit dort. Am Ende jedoch kam er offenbar zu der Ansicht, dass es nun reiche. Als Aari sich weiterhin weigerte, sich vollkommen auf SB zu konzentrieren, begann auch der Kater, das Geschehen auf dem Schirm zu betrachten, und seine Schwanzspitze begann zu zucken. Acorna bemerkte, dass die Katze jedes Mal, wenn die Khleevi auf dem Schirm auftauchten und Aari zu quälen begannen, das Doppelte ihrer ohnehin beträchtlichen Größe annahm, die Ohren anlegte und fauchte. Als Becker diese Reaktion das erste Mal erlebte, lachte er, bis er vom Stuhl fiel. Dann fauchte SB auch ihn an.
Selbst Aari lachte.
Doch SB, der offensichtlich immer mehr von dem verstand, was er da sah, wurde jedes Mal zorniger über die Szene. Und eines Tages, als alle an Deck waren und es wieder so weit war, warf die Katze sich auf den Schirm, die Krallen weit ausgefahren, die Zähne gefletscht. Die Wucht des Zusammenpralls mit der harten, glatten und vollkommen unbeeindruckten Bildschirmoberfläche schleuderte SB aufs Deck, wo er einen Augenblick lang liegen blieb. Dann setzte er sich hin und leckte sich das Fell der linken Körperseite, als hätte er nie etwas anderes vorgehabt.
Aari hob den Kater hoch, streichelte ihn und lachte.
»Da hast du wirklich einen Verteidiger gefunden, Aari«, bemerkte Becker.
Acorna streckte die Hand aus und kraulte SB unterm Kinn.
Die Katze erlaubte ihr das großzügig, ging jedoch nicht so weit, zu schnurren.
Während der langen Stunden, in denen sie nicht auf Wache war und die anderen zu tun hatten oder schliefen, beschäftigte sich Acorna damit, KEN zu »erziehen«, wie Becker es ausdrückte.
Sie hatte dem Kapitän erklärt, dass der Androide nicht zivilisiert genug sei. Er war zwar grundlegend als Diener oder zumindest als Angestellter programmiert, hatte jedoch noch Unmengen an Datenspeicherplatz frei.
»Es könnte dir beim Sammeln von Bergungsgut helfen«, sagte sie zu Becker. »Wenn du zum Beispiel auf einem Planeten landest, auf dem es viel zu holen gibt, die Atmosphäre nicht atembar ist, könnte der Androide für dich arbeiten, lange nachdem der begrenzte Sauerstoffvorrat in deinem Druckanzug dich bereits gezwungen hat, aufs Schiff zurückzukehren.«
Becker nickte. »Klingt gut.«
»Ich brauche Zugang zu den Datenspeichern der Condor.«
»Mi casa es su casa«, erwiderte Becker.
»War das aus der intergalaktischen Verkehrssprache?«
»Nein, diese Sprache wird heute nur noch von den Palomelanern gesprochen«, meinte Becker. »Es bedeutet ›mein Haus ist auch dein Haus, mein Schiff ist auch dein Schiff.‹
Also mach dich an die Arbeit.«
Meistens war die KEN-Einheit während des Programmierens ausgeschaltet; während der übrigen Zeit jedoch blieb sie bei Bewusstsein und verrichtete ihre übliche Arbeit. Acorna war überrascht, wie natürlich der Androide wirken konnte. Er war immerhin nicht gerade das neueste Modell.
»Warst du ursprünglich programmiert, Emotionen zu empfinden und zu zeigen?«, fragte sie den Roboter.
»Nein«, antwortete er. Und dann, einen Augenblick später, fragte er scheinbar nervös: »War das die falsche Antwort?«
Sie lächelte, um ihn zu beruhigen. Es kam ihr albern vor anzunehmen, dass jemand, der nichts als eine Maschine war, beruhigt werden musste – andererseits hatte sie gehört, wie ihre Onkel mit ihrem Schiff sprachen, und sie hatte miterlebt, wie Becker auf dieselbe Weise mit der Condor sprach wie mit SB, also gab es keinen Grund anzunehmen, dass Maschinen nicht in gewisser Weise auf emotionalen Input reagierten.
Besonders Maschinen, die als Abbilder von Menschen gebaut worden waren. »Ich glaube nicht, dass es
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