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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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und wollte weg von
ihr, Zeit gewinnen. Also habe ich ihr etwas vorgelogen. Ich habe ihr
versprochen, mit meiner Frau zu reden, und ihr gleichzeitig
klargemacht, dass sie sich nichts erhoffen darf. Wenigstens daran habe
ich keinen Zweifel gelassen. Daraufhin hat sie sich von mir
verabschiedet, wieder ohne mich zu berühren, und ist gegangen. Ich habe
sie hinter einem schwachen Lichtstrahl in der Dunkelheit verschwinden
sehen.«
    »Haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt das Manor betreten?«,
fragte Dalgliesh.
    »Nein.«
    »Hat sie Sie darum gebeten?«
    »Nein.«
    »Haben Sie, während Ihr Auto dort stand, jemand anderen
gesehen oder gehört?«
    »Niemanden. Ich bin sofort losgefahren, nachdem Shirley aus
dem Auto gestiegen war. Ich habe niemanden gesehen.«
    »In dieser Nacht wurde eine der Patientinnen dort ermordet.
Hat Shirley Beale irgendetwas gesagt, das Sie zu der Vermutung
veranlassen könnte, sie könne dafür verantwortlich sein?«
    »Nichts.«
    »Die Patientin hieß Rhoda Gradwyn. Hat Shirley Beale Ihnen
gegenüber diesen Namen erwähnt, hat sie über sie gesprochen oder Ihnen
irgendetwas über das Manor erzählt?«
    »Nichts, außer dass sie dort arbeitete.«
    »Und haben Sie bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal von dem
Manor gehört?«
    »Ja, das war das erste Mal. In den Nachrichten kam bestimmt
nichts, und sicher auch nicht in den Sonntagszeitungen. Das wäre mir
nicht entgangen.«
    »Bisher nicht, aber wahrscheinlich morgen früh. Haben Sie mit
Ihrer Frau über Shirley Beale gesprochen?«
    »Noch nicht, nein. Ich glaube, ich wollte das alles nicht
wahrhaben und habe mich der trügerischen Hoffnung hingegeben, dass ich
vielleicht nicht mehr von Shirley hören würde, sie davon überzeugt
hätte, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft gab. Die ganze
Geschichte war fantastisch, unwirklich, ein Alptraum. Sie wissen, ich
habe mir Michael Curtis' Auto für die Fahrt geborgt. Falls Shirley mir
wieder schreiben sollte, wollte ich mich ihm anvertrauen. Ich hatte das
verzweifelte Bedürfnis, es jemandem zu erzählen, und ich wusste, er
würde klug und umsichtig reagieren und mir zumindest raten, was ich tun
sollte. Erst dann wollte ich mit meiner Frau sprechen. Mir war
natürlich klar, dass meine Karriere im Eimer ist, wenn Shirley die
Vergangenheit ans Licht bringt.«
    Jetzt schaltete Kate sich wieder ein: »Aber doch sicherlich
nicht, wenn die Wahrheit akzeptiert würde. Sie haben sich freundlich
und liebevoll gegenüber einem offensichtlich einsamen und bedürftigen
Kind verhalten. Damals waren Sie außerdem erst zweiundzwanzig. Wie
hätten Sie voraussehen sollen, dass Ihre Freundschaft Lucy das Leben
kosten würde. Sie sind nicht verantwortlich für diesen Mord. Dafür ist
einzig und allein Shirley Beale verantwortlich. Natürlich war sie
genauso einsam und bedürftig, aber für ihr Leid waren nicht Sie
verantwortlich.«
    »Natürlich war ich verantwortlich. Indirekt und ohne es zu
wollen. Wenn Lucy mich nicht getroffen hätte, wäre sie heute noch am
Leben.«
    Kate sprach mit eindringlicher Stimme. »Woher wollen Sie das
wissen? Vielleicht hätte sich ein anderer Anlass zur Eifersucht
gefunden. Als Heranwachsende hätte sicher Lucy Freundschaften mit
Jungen geschlossen, sich Zuneigung und Liebe besorgt. Niemand kann
wissen, was passiert wäre. Wir können unmöglich die moralische
Verantwortung für die langfristigen Auswirkungen jeder unserer
Handlungen auf uns nehmen.«
    Sie hielt inne und blickte mit hochrotem Gesicht zu Dalgliesh
hinüber. Er wusste, was sie dachte. Sie hatte aus Mitleid und aus
Empörung heraus gesprochen, aber es war unprofessionell gewesen, diese
Gefühle preiszugeben. Kein Verdächtiger in einem Mordfall sollte den
Eindruck bekommen, dass die ermittelnden Beamten auf seiner Seite sind.
    Dalgliesh wandte sich direkt an Collinsby. »Ich hätte gerne,
dass Sie eine Aussage zu Protokoll geben und darin die Fakten darlegen,
wie Sie sie eben beschrieben haben. Wir werden ziemlich sicher noch
einmal mit Ihnen sprechen müssen, wenn wir Sharon Bateman verhört
haben. Bislang hat sie uns nichts erzählt, noch nicht einmal von ihrer
wahren Identität. Und wenn sie seit ihrer Haftentlassung weniger als
vier Jahre in der Gemeinde gelebt hat, dann steht sie noch unter
Beaufsichtigung. Bitte schreiben Sie Ihre Privatadresse auf die
Aussage, wir müssen wissen, wie wir Sie zu Hause erreichen können.« Aus
seiner Aktentasche holte er ein offizielles Formular und reichte es ihm.
    »Ich fülle es

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