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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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wäre«, sagte sie.
»Commander Dalgliesh hatte nicht einmal genügend Beweise für eine
Verhaftung.«
    »Ich glaube, er stand kurz davor.«
    »Dann wäre er ein Risiko eingegangen. Was hatte er denn für
Beweise? Spuren am Tatort gab es nicht. Jeder von uns hätte es gewesen
sein können. Ohne den Angriff auf Sharon und Candace' Geständnis wäre
der Fall nie gelöst worden.«
    »Wenn er überhaupt gelöst ist.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sie gelogen hat, um jemand
anderen zu schützen?«, fragte Helena.
    »Nein, das wäre absurd, und für wen sollte sie das tun außer
für ihren Bruder? Nein, sie hat Rhoda Gradwyn ermordet, und ich glaube,
sie hatte auch vor, Robin Boyton zu töten. Das hat sie zugegeben.«
    »Aber warum? Warum hat er so eine Gefahr für sie dargestellt?
Was hat er denn gewusst oder erraten? War sie überhaupt wirklich in
Gefahr, bevor sie Sharon angegriffen hat? Wenn sie des Mordes an Rhoda
Gradwyn und Boyton angeklagt worden wäre, hätte jeder kompetente Anwalt
eine Jury davon überzeugen können, dass es begründete Zweifel gibt. Es
war der Angriff auf Sharon, der ihre Schuld bewiesen hat. Warum hat sie
das getan? Weil Sharon in der Nacht an jenem Freitag gesehen hat, wie
sie das Manor verlassen hat? Das hätte sie doch einfach abstreiten
können! Wer würde denn Sharon glauben, wenn Candace alles leugnete? Und
der Angriff auf Sharon. Wie konnte sie nur hoffen, ungestraft
davonzukommen?«
    »Ich glaube, Candace hatte einfach genug«, meinte
Chandler-Powell. »Sie wollte Schluss machen.«
    »Schluss machen womit? Mit den dauernden Verdächtigungen und
der Ungewissheit, der Angst, jemand könnte ihren Bruder beschuldigen?
Oder um uns zu entlasten? Das kommt mir unwahrscheinlich vor.«
    »Schluss mit sich. Ich glaube, für sie war ihre Welt nicht
mehr lebenswert.«
    »Das finden wir doch alle manchmal«, sagte Helena.
    »Aber das geht vorbei, es ist nicht wahr, und wir wissen, dass
es nicht wahr ist. Ich müsste schon unerträgliche Schmerzen haben oder
den Verstand, meine Unabhängigkeit, meine Arbeit, diesen Ort hier
verloren haben, bevor ich so empfinden würde.«
    »Ich glaube, dass sie den Verstand verloren hat. Sie muss
gewusst haben, dass sie verrückt war. Gehen wir zum Steinkreis. Sie ist
tot, und ich empfinde nur noch Mitleid für sie.«
    Schroff sagte er: »Mitleid? Ich empfinde kein Mitleid. Sie hat
meine Patientin getötet. Bei der Narbe habe ich gute Arbeit geleistet.«
    Sie sah ihn kurz an und wandte sich ab, aber in diesem
flüchtigen Blick hatte er eine Mischung aus Überraschung und amüsiertem
Verständnis erkannt.
    »Die letzte Privatpatientin hier im Manor«, meinte sie. »Und
auf ihre Privatsphäre hat sie wirklich Wert gelegt. Was wussten wir
denn über sie? Was wussten Sie?«
    »Nur, dass sie sich eine Narbe entfernen lassen wollte, weil
sie sie nicht mehr brauchte.«
    Seite an Seite spazierten sie die Lindenallee hinauf. Die
Knospen waren aufgebrochen, die Bäume trugen noch das erste zarte Grün
des Frühlings.
    »Die Pläne für das Restaurant – das alles steht und
fällt natürlich damit, ob Sie bereit sind, hierzubleiben oder nicht«,
sagte Chandler-Powell.
    »Sie werden jemanden brauchen, der sich um alles
kümmert – die Verwaltung, das Management, die
Haushaltsführung, das Sekretariat. Im Grunde wird sich an der Arbeit
nicht viel ändern. Ich könnte auf jeden Fall bleiben, bis Sie jemanden
gefunden haben, der geeignet ist.«
    Schweigend gingen sie weiter. Ohne stehen zu bleiben fügte er
hinzu: »Ich dachte an etwas Dauerhafteres, wahrscheinlich auch
Anspruchsvolleres. Sie könnten auch behaupten, etwas weniger
Reizvolles, zumindest für Sie. Für mich ist es zu wichtig, um eine
Enttäuschung zu riskieren. Deshalb habe ich noch nichts gesagt. Helena,
ich möchte dich bitten, mich zu heiraten. Ich glaube, wir könnten
zusammen glücklich werden.«
    »Es war zumindest ehrlich, das Wort Liebe nicht zu gebrauchen.«
    »Ich glaube, das liegt daran, dass ich nie richtig verstanden
habe, was dieses Wort bedeutet. Als ich Selina geheiratet habe, dachte
ich, ich würde sie lieben. Es war eine Art Wahnsinn damals. Dich mag
ich. Ich respektiere und bewundere dich. Wir arbeiten jetzt seit sechs
Jahren zusammen. Ich würde gern mit dir schlafen, aber welcher halbwegs
normale Mann würde das nicht? Ich langweile und ärgere mich nie, wenn
wir zusammen sind, wir teilen die Leidenschaft für dieses Haus, und
wenn ich hierher zurückkehre und du nicht da bist, dann

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