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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Entweihung des Westflügels oder
Rhoda Gradwyn, die auf eine so unerfreuliche und beschämende Weise die
Banalität kriminalpolizeilicher Ermittlungsarbeit in die heiligen
Hallen ihrer Ahnen geholt hatte? Kate fragte: »Wie sind Sie an die
Stelle gekommen?«
    »Ich habe mich beworben. Wie das bei einer Stelle so üblich
ist. Ich habe die Anzeige gesehen und mir gedacht, es könnte ganz
interessant sein, in das Manor zurückzukehren und zu sehen, was sich
hier, abgesehen von der Einrichtung einer Klinik, noch so alles
verändert hat. Von Beruf, wenn man das so nennen will, bin ich
Kunsthistorikerin, eine Tätigkeit, die sich mit einem Leben hier
schwerlich kombinieren ließe. Es war nicht meine Absicht gewesen, so
lange zu bleiben, aber die Arbeit ist interessant, und für den Moment
habe ich keine Eile, sie aufzugeben. Ich vermute, das ist es, was Sie
wissen wollten. Aber ist meine persönliche Lebensplanung wirklich von
Belang für Rhoda Gradwyns Tod?«
    »Die Antwort darauf, was von Belang ist und was nicht, können
wir nicht finden, ohne Fragen zu stellen, die indiskret erscheinen. Und
es manchmal auch sind. Wir können nur auf Zusammenarbeit und
Verständnis hoffen. Eine Morduntersuchung ist kein Gesellschaftsspiel.«
    »Dann wollen wir auch nicht so tun, als wäre es eines,
Inspector.«
    Ein Erröten huschte wie ein flüchtiger Ausschlag über ihr
blasses, markantes Gesicht. Der kurzzeitige Verlust der Kontrolle hatte
sie menschlicher und – erstaunlicherweise –
attraktiver gemacht. Sie hielt ihre Emotionen unter Kontrolle, aber sie
waren da. Sie war keine leidenschaftslose Frau, dachte Benton, sondern
eine, die begriffen hatte, dass es klug war, seine Leidenschaften im
Zaum zu halten.
    »Was hatten Sie für einen Kontakt zu Miss Gradwyn, bei ihrem
ersten Besuch und später?«, fragte er.
    »Praktisch gar keinen, außer dass ich bei beiden Gelegenheiten
Teil des Empfangskomitees war und ihr die Räumlichkeiten gezeigt habe.
Wir haben dabei kaum ein Wort gewechselt. Mit den Patienten bekomme ich
bei meiner Arbeit nicht viel zu tun. Die Behandlung und Unterbringung
liegt in der Verantwortung der beiden Chirurgen und der Oberschwester.«
    »Aber Sie rekrutieren und beaufsichtigen das Hauspersonal?«
    »Ich sehe mich nach Ersatz um, wenn eine Stelle frei wird. Ich
habe mich an eine leitende Stelle im Haus gewöhnt, ja, und die Leute
unterstehen meinem Befehl, auch wenn das Wort viel zu stark ist für die
Art Kontrolle, die ich ausübe. Nur wenn sie mit den Patienten zu tun
haben, was hin und wieder vorkommt, fällt das in Schwester Hollands
Zuständigkeit. Ich fürchte, an manchen Stellen überschneiden sich die
Kompetenzen, weil ich auch für das Küchenpersonal zuständig bin und die
Oberschwester für die Art der Verpflegung, die die Patienten erhalten,
aber das funktioniert ganz gut.«
    »Haben Sie Sharon Bateman eingestellt?«
    »Ich habe die Anzeige in mehrere Zeitungen gesetzt, und sie
hat sich beworben. Sie hatte in einem Altersheim gearbeitet und konnte
ausgezeichnete Referenzen vorweisen. Das Einstellungsgespräch habe ich
nicht geführt. Ich war zu der Zeit in meiner Wohnung in London, deshalb
haben Mrs. Frensham, Miss Westhall und Schwester Holland sie in
Augenschein genommen und eingestellt. Ich habe nicht das Gefühl, dass
jemand Veranlassung hatte, das zu bereuen.«
    »Haben Sie Rhoda Gradwyn gekannt oder schon einmal gesehen,
bevor sie hier ins Haus kam?«
    »Ich habe sie nie gesehen, aber ich hatte natürlich von ihr
gehört. Ich wusste, dass sie eine erfolgreiche und einflussreiche
Journalistin war. Ich hatte keinen Grund, ihr gegenüber freundliche
Gefühle zu hegen, aber eine persönliche Abneigung, eigentlich nur ein
leises Unbehagen, als ich ihren Namen hörte, hat mich keinesfalls dazu
veranlasst, mir ihren Tod zu wünschen. Mein Vater war der letzte
männliche Cressett, und er hat beim Lloyd-Desaster fast das gesamte
Vermögen der Familie verloren. Er war gezwungen, das Manor zu
verkaufen, und Mr. Chandler-Powell hat es gekauft. Kurz nach dem
Verkauf war in einem Finanzblatt ein kurzer Artikel von Rhoda Gradwyn
erschienen, in dem sie sich kritisch über einige Protagonisten der
Lloyd's-Affäre äußerte, unter anderen über meinen Vater. Sie kam zu dem
Schluss, dass die Leute ihr Unglück selbst verschuldet hatten. Sie gab
auch eine kurze Beschreibung des Manor und seiner Geschichte, aber die
hatte sie wohl aus einem Architekturführer abgeschrieben, denn unseres
Wissens ist sie

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