Aerzte zum Verlieben Band 58
überlegte Ed. Wahrscheinlich hätte es sie entzückt zu erfahren, dass er, Ed, und nicht George Erbe des Titels und der Ländereien war. So ganz anders als Jane …
Einem spontanen Entschluss folgend, bekannte er: „Jane, wir sind erst ein paar Monate zusammen. Du findest es sicher verfrüht, das zu sagen, aber … ich liebe dich.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Von Anfang an, seit wir uns kennen, habe ich mich auf einer Wellenlänge mit dir gefühlt. All meine guten Vorsätze, es langsam angehen zu lassen, sind längst vergessen. Keine Ahnung, wie ich es anders ausdrücken soll, mit dir fühle ich mich so … vollständig. Als hätte der Topf den passenden Deckel gefunden.“
„Ach, Ed.“ Janes Augen füllten sich mit Tränen. „Ich hätte auch nie geglaubt, dass ich noch mal einem Mann vertrauen kann, aber ich vertraue dir. Aus ganzem Herzen. Du bist so anders. Und ich liebe dich.“
Sie besiegelten ihr Bekenntnis mit einem langen, innigen Kuss.
Als Ed am Samstagmorgen mit George auf dem Weg zum Familiensitz war, kam er sich vor, als überstelle er einen Verurteilten dem Henker. Wobei sich noch herausstellen würde, ob sein Bruder der einzige Verurteilte war.
Fast wünschte er, er hätte Jane gebeten, sie zu begleiten. Ihre ruhige, besonnene Art hätte er jetzt als willkommene Unterstützung empfunden. Aber die Bombe, die sie platzen lassen würden, explodierte besser im engen Kreis der Familie. Er wollte Jane ungern da mit hineinziehen.
Seine Gedanken waren so düster wie das Wetter. Schweigend steuerte er den Wagen über die regennasse Fahrbahn.
Es klingelte, und Jane drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Um diese Uhrzeit an einem Samstagmorgen konnte das eigentlich nur Ed sein. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt und wollte sie doch bitten, ihn nach Suffolk zu begleiten. „Hallo?“
„Ich bin’s, Jenna.“
Beim Klang der vertrauten Stimme überlief es Jane eiskalt. Was konnte ihre Schwester wollen? Sich entschuldigen wohl kaum. Dann hätte sie sich schon weit eher nach dem Erscheinen des Zeitschriftenartikels melden müssen.
„Lässt du mich jetzt rein, oder was?“, nörgelte Jenna. „Es fängt an zu regnen, und meine Haare werden nass.“
Sekundenlang spielte Jane mit dem Gedanken, Nein zu sagen. Aber dann erinnerte sie sich daran, was sie Pippa Duffield gesagt hatte: Es war nie zu spät, eine Brücke zu bauen. Also ließ sie Jenna herein. „Komm rauf.“
Bis Jenna oben war, hatte Jane Pfefferminztee für ihre Schwester aufgebrüht. Den mochte sie besonders gerne.
„Du hast mich ja ewig da unten stehen lassen“, meinte Jenna schlecht gelaunt, ohne Janes guten Willen zu würdigen.
Jane warf einen fragenden Blick auf die große Reisetasche, die Jenna mit angeschleppt hatte. „Kommst du gerade von einem Fotoshooting?“
Ihre Schwester verdrehte genervt die Augen. „Warum sollte ich sonst wohl hier sein? Ich war in New York.“
Aha, ihre Wohnung durfte mal wieder als kostenlose Herberge herhalten. „Du hast also einen Nachtflug hinter dir.“ Jane bemühte sich um einen versöhnlichen Ton. „Möchtest du frühstücken?“
Wieder verdrehte Jenna die Augen. „Dr. Perfect …“
Wie bitte? „Was soll das, Jenna?“
„Du kannst es einfach nicht lassen, oder? Du bist echt immer so was von nervig.“
Normalerweise hätte Jane die unfreundliche Bemerkung einfach mit einem Achselzucken abgetan. Aber heute, da ihre Nerven ohnehin schon angespannt waren, riss ihr der Geduldsfaden. „Sag mal, warum hasst du mich eigentlich?“
„Na, was glaubst du wohl?“ Jenna schnaubte verächtlich. „Du und dein perfekter Job und dein perfektes Leben … Du hast doch keinen Schimmer, was es heißt, sich durchzukämpfen.“
Das ausgerechnet aus Jennas Mund! „Ziemlich unfair, findest du nicht? Ich kann schließlich nichts dafür, dass du immer geschwänzt hast, während ich gelernt habe.“
„Natürlich, die kleine Streberin hat gepaukt und eine Eins nach der anderen eingeheimst, während die nichtsnutzige Jenna sich ständig anhören musste, warum sie sich nicht ein Beispiel an ihrer Schwester nimmt.“
Damit war Jenna zu weit gegangen. Jane sah rot. „Wenn du dich in der Schule nur ein bisschen angestrengt hättest, anstatt dich den ganzen Tag mit deinen Haaren und deinem Make-up zu beschäftigen, hättest du auch gute Noten haben können. Also wage es ja nicht, mir für dein Versagen die Schuld zu geben, ja? Akzeptiere doch einfach mal, dass wir verschieden sind und
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