Affinity Bridge
kleinen
Lederpolstern versehen waren, damit er nicht das Glas zerstörte â und schenkte
Brandy aus der Flasche ein. Dann kam er quer durch die Werkstatt zurück und bot
Villiers das Glas an, ohne auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben.
Newbury staunte. »Bravo, bravo!« Er blickte zwischen Villiers und
Chapman hin und her. »Das ist wirklich eine revolutionäre Erfindung. Was kann
es sonst noch tun?« Er war vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.
Villiers lächelte, nahm dem Automaten das Glas ab und deutete auf
den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setz dich!« Der Automat gehorchte und
setzte sich zurecht, als wartete er auf weitere Anweisungen. Villiers ging
ebenfalls zum Schreibtisch, und Newbury folgte ihm. Der Erfinder suchte einen
Brief heraus und legte ihn vor dem Automaten neben einer Schreibmaschine auf
einen Ständer. »Kopiere dies!« Er deutete auf das Blatt. Der Automat
antwortete nicht, die einzigen Regungen waren die unsteten spiegelnden Augen
und das bläuliche Flackern in der Brust.
»Ah, bitte verzeihen Sie mir.« Villiers überlieà Newbury den Brandy
und beugte sich vor. Er zog eine Schublade auf und nahm einen Stapel Lochkarten
heraus, die er durchblätterte, bis er die richtige gefunden hatte. Er hielt sie
hoch. »Diese Einheit muss erst noch lernen, diese Aufgabe zu verrichten.«
Er drückte auf eine Platte auf dem Rücken des Automaten, die
daraufhin aufschwang und einen Blick in das Innenleben der Einheit ermöglichte.
Newbury spähte fasziniert hinein. »Sagen Sie, Monsieur Villiers, wie lernt der
Apparat? Ihren bisherigen Bemerkungen glaubte ich entnehmen zu können, dass die
Maschine keine eigene Intelligenz besitzt, doch sie scheint durchaus in der
Lage zu sein, auf komplizierte mündliche Anweisungen zu reagieren.«
Villiers schob die Lochkarte in einen Schlitz im Rücken der
Maschine. »Wie ich schon erwähnt habe, Sir Maurice, arbeitet der Automat eine
Reihe von vorher festgelegten Programmen ab. Diese Programme sind auf
Lochkarten festgehalten, die der innere Mechanismus des Geräts deuten kann,
worauf entsprechende Handlungen ausgelöst werden. Das Gerät hat die Fähigkeit,
bis zu achtundzwanzig dieser Karten auf einer drehbaren Spindel aufzubewahren.
Wenn es aufgefordert wird, eine bestimmte Aufgabe zu verrichten, überprüft es
die Programme auf der Spindel, ob dort die passende Karte vorrätig ist. Falls
das zutrifft, entnimmt es die Karte und führt die Aufgabe aus. Wenn nicht â nun
ja, Sie haben gerade beobachtet, was in einem solchen Fall passiert.«
Newbury schüttelte ungläubig den Kopf. »Eine Maschine, die lernt â¦Â«
Villiers klappte den Deckel zu und wiederholte den Befehl. »Kopiere
das dort!«
Im Brustkasten des Automaten war ein Surren zu hören, dann flogen
die Hände förmlich über die Tasten der Schreibmaschine, und nach wenigen
Sekunden hatte er das ganze Blatt abgetippt. Newbury beugte sich vor, zog das
Blatt aus der Schreibmaschine und verglich es mit dem Original. Es war in
jeder Hinsicht völlig identisch, sogar die Fehler waren übernommen, denn ein
falsch geschriebenes Wort war ausgeixt.
»Veronica, haben Sie das gesehen?« Er zeigte ihr die Blätter.
»Völlig identisch.« Er wandte sich an Villiers. »Die Maschine hat doch
sicherlich zehnmal so schnell geschrieben wie ein Mensch.«
»Zweifellos.«
Newbury schüttelte den Kopf, ihm fehlten die Worte.
Veronica musterte unterdessen das Original und die Kopie. »Das ist
gewiss höchst beeindruckend.« Sie blieb skeptisch und wollte sich nicht von der
Begeisterung anstecken lassen.
Newbury dagegen war ganz in seinem Element. »Monsieur Villiers,
erzählen Sie mir doch etwas über die Energiequelle.«
Der Erfinder genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. »Das Gerät treibt
sich selbst an. Wenn sich der Automat bewegt, dreht sich ein Kreisel im Innern
des Bauchs hin und her, betätigt den Spannmechanismus und zieht die Triebfeder
in der Brust auf. Im Grunde versorgt sich die Einheit damit selbst mit Energie
und bleibt immer betriebsbereit, solange sie keine gegenteiligen Befehle
bekommt. Wenn die Einheit allzu lange ohne Anweisungen ruht, bewegt sie sich
nach einer Weile von selbst, um den Spannmechanismus in Gang zu setzen.«
»Dann unternimmt sie einen kleinen Spaziergang? Das ist wirklich
ganz wunderbar.«
Veronica
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