African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern
einen Kredit. Die Konditionen waren schlecht. Ich erkundigte mich bei anderen Banken, handelte, feilschte. Schließlich näherten wir uns an, aber sie verlangten als Sicherheit unglaublich viele Papiere.
Danach wieder Häuser, Häuser, Häuser. Wir sahen schöne, wir sahen schäbige und wir fanden eines, das Helena ganz und gar nicht gefiel. Es war seit vielen Jahren unbewohnt und total heruntergekommen. Der Müll lag meterhoch im Hof. Alles war mit Dornenhecken überwuchert. Aber es gab zwei Gebäude auf dem Grundstück, was meinen Vorstellungen sehr entgegenkam. Immer hatte ich mir gewünscht, die Mädchen und Jungs in getrennten Häusern unterbringen zu können. Helena aber rümpfte die Nase.
Wir sahen uns weitere Häuser an. Darunter waren einige, die meiner Freundin ausnehmend gut gefielen. Die Renovierungsarbeiten wären bei diesen Objekten zwar überschaubar gewesen, für unsere Zwecke waren sie jedoch ungeeignet.
»Helena, wir ziehen nicht mit einer Familie dort ein. Wir haben 26 Kinder und ich möchte, dass es bald doppelt so viele sind.«
Helena riss die Augen auf. Ich bat sie, mit mir noch einmal zu dem verwahrlosten Anwesen zu fahren. Ich konnte fühlen, wie es in ihr kochte.
Die beiden Häuser brauchten wirklich eine gründliche Sanierung. Von den Stromleitungen bis zur Wasserversorgung – alles war kaputt. Auf dem Grundstück stank es entsetzlich. Wir traten ständig in Glasscherben.
»Das ist doch nicht dein Ernst«, meinte Helena.
Doch, es war mein Ernst. Das Grundstück war dreimal so groß wie das der anderen Objekte, die wir besichtigt hatten. Statt einem Gebäude standen hier zwei und es gab jede Menge Platz, um anzubauen. So heruntergekommen das Grundstück auch war, es lag in einer guten Gegend.
»Wenn du das wirklich tust«, kündigte Helena beleidigt an, »dann lasse ich mich nicht mehr mit dir blicken.«
»Aber Helena«, versuchte ich sie zu besänftigen, »du kannst mich doch jetzt nicht im Stich lassen.«
Sie ließ sich nicht erweichen.
Ungeachtet davon begann ich, mit dem Besitzer zu feilschen. Er wollte 150000 amerikanische Dollar, nach vielen und zähen Diskussionen hatte ich ihn auf 100000 Dollar heruntergehandelt. Das Problem aber war: Ich besaß keine 100000 Dollar, sondern nach den neuesten Spendeneingängen gerade mal 75000 Dollar. Da der Besitzer den Kaufpreis bereits so stark reduziert hatte, wollte er das Geld auf einmal haben. Wir vereinbarten einen Termin beim Notar, bis dahin sollte ich die Summe überweisen.
Ich überwies aber nur 70000 Dollar. Die restlichen 5000 Dollar wollte ich für die Renovierung zurückbehalten und mehr hatte ich einfach nicht. Als der Hausbesitzer das merkte, flippte er aus. Ich aber sagte: »Beruhigen Sie sich. Sie werden Ihr Geld natürlich bekommen. Aber zuerst ziehe ich in das Haus ein und schau nach, ob auch alles so ist, wie Sie es behaupten.«
Ich habe mich selbst gewundert, dass ich damit durchkam.
»Ich will jetzt die Schlüssel«, fuhr ich selbstbewusst fort. »Die restlichen 30000 Dollar bekommen Sie nächste Woche.«
»Ganz sicher?«
»Ja, ganz sicher.«
In Wahrheit hatten wir kein Geld mehr. Wir zogen ein, begannen mit der mühevollen Säuberung des Grundstücks und mit dem Umbau. Die Tage vergingen und ich konnte vor lauter Sorgen nicht schlafen. Ich betete ununterbrochen: »Herr, lass ein Wunder geschehen. Ich brauche 30000 Dollar, und zwar schnell.« Als die Woche fast um war, rief ich Peter in Deutschland an.
»Wie sieht es auf unserem Konto aus?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
»Harriet«, sagte Peter fröhlich, »es sind ein paar dicke Spenden eingegangen. Stell dir vor, wir haben 30000 Euro auf dem Konto. Dieser Film vom WDR wirkt echte Wunder.«
Gott ist es, der dieses Wunder bewirkt hat, dachte ich, und sandte ein stummes Dankesgebet. Am letzten Tag der Frist überwies Peter die fälligen 30000 Dollar.
Wieder einmal war es im letzten Augenblick gut gegangen. Ich konnte also auch unserer erstaunten Hausbank mitteilen, dass wir den Kredit nicht benötigten.
Heute sagt Helena: »Ich habe damals die Gegenwart gesehen. Harriet sah die Zukunft.« Sie sah die viele Arbeit. Ich sah das Potenzial. Und wir hatten beide recht. Es ist eine echte Plackerei gewesen. Allein für die Säuberung des Grundstücks haben wir Wochen gebraucht. Die Zeit rannte uns davon: Bis Weihnachten musste das Haus bezugsbereit sein.
Gegen Ende schlief ich auf der Baustelle und die Bauarbeiter trugen meine Matratze täglich
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