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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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angerannt kamen …
    »Hören Sie?! – sind Sie denn verrückt? Warum schlagen Sie dieses junge Mädchen nieder? Da sieht man's mal wieder: Ein Penner! Was glaubt der eigentlich?«
    Sievers gab keine Antwort. Er setzte sich erst mal auf den Boden. Das war schon gut. Dann stützte er die Hand auf: »Hol doch einer die Polizei.«
    Ignoranten, dachte Benno Sievers. Ignoranten wie immer! Blind vor Blödheit.
    »Sie wollte sich umbringen.« Er sagte es eher zu sich selbst und wandte den Blick zu dem Mädchen.
    Dunkelhaarig und hübsch, und so schrecklich blaß. Dunkelhaarig und hübsch, wie es einst seine Tochter gewesen war.
    Die Augen hatte sie geschlossen, aber sie atmete. Unter dem Zug dort hätte sie nicht mehr geatmet. Ganz sacht streichelte er ihre Schulter. Dann sah er endlich hoch. Und blickte in versteinerte Gesichter. Aber auch in das Gesicht einer Frau, einer Dame, die gerade sagte: »Ich hab es genau beobachtet. Der Mann hier hat ihr das Leben gerettet. Sie wollte sich umbringen, er aber warf sich dazwischen und hat sie von der Bahnsteigkante gestoßen. Dabei ist sie auf den Hinterkopf gefallen.«
    Sievers nickte: »Nun ruft doch endlich einen Arzt! Ist denn hier niemand, der helfen will?«
    An der Ecke des Postamts sah Brunner vom Schutzdienst einen seiner Leute neben einem wild gestikulierenden jungen Mann stehen und ging etwas schneller hin.
    Der Flughafenschutzbeamte nahm Haltung an.
    »Was ist denn, Abner?«
    »Der Herr hier«, sagte Abner und schob sich die Maschinen-Pistole zurecht, »der Herr hier sucht sein Mädchen.«
    Der Herr? Achtzehn oder neunzehn Jahre alt, schätzte Brunner, eher achtzehn. Bartflaum am Kinn, aufgeregtes Gesicht und dunkelbraune Augen unter dem blonden Haar.
    »Ich hab es versucht, die ganze Zeit«, haspelte er heraus, »aber was heißt denn hier suchen? Richtig suchen kann man ja gar nicht. Nur verrückt werden … Ich laufe hier herunter, ich renn durch diesen ganzen beschissenen Terminal, ich frag die Info-Tanten – und nichts. Dabei geht unser Flug doch in zwanzig Minuten.«
    »Welcher Flug?«
    »Ibiza. – Neckermann.«
    »Und Ihre Begleiterin haben Sie also verloren?«
    »Verloren? Ja, so kann man's nennen. Den Flugschein hab ich doch. Hier.« Er klopfte sich auf die dünne Lederjacke.
    »Na, dann gehen Sie zum Abfertigungsschalter. Dort muß sie sich melden.«
    »Da war ich ja schon die ganze Zeit. Die haben schon den dritten Ausruf raus. Aber niemand … Keine Karin!«
    Das schien nun auch Brunner ein wenig sonderbar. Vielleicht hatte es sich die Kleine – jung mußte sie ja sein, wenn man ihn ansah – vielleicht hatte sie es sich im letzten Moment anders überlegt?
    »Wie ist der Name?«
    »Karin.«
    »Das hab ich schon kapiert«, lächelte Brunner. »Der Nachname natürlich. Die Stadt, Alter? Und eine Beschreibung sollten Sie auch liefern.«
    »Andersen«, sagte der Junge. »Karin Andersen. Aus Stade. Siebzehn Jahre alt. Ein bißchen kleiner als ich. Ich bin einsachtzig – also sie, sagen wir, einsfünfundsiebzig. Blond, kurze Haare.«
    Brunner nickte, ging einige Schritte seitwärts und gab Name und Beschreibung sowie den Code für die Schnellfahndung an die Leitstelle des Flughafen-Schutzdienstes durch. Die Anfrage würde jetzt im Eilverfahren an die Schutzstreife, die Polizeiwache im Gebäude, den Bundesgrenzschutz, aber auch an die ›Sozialen Dienste‹ und die Klinik durchgehen.
    Er schaltete das Gerät ab und ging zu dem jungen Mann: »Gesund ist sie doch, Ihre Karin, nicht?«
    »Was heißt gesund?«
    »Gesund heißt gesund. Was glauben Sie, was hier auf dem Airport alles los ist? Wir haben jede Menge Menschen mit Drogenproblemen. Und dann haben wir die Desorientierten, Leute mit Angstproblemen, Depressive.«
    »Depressive?« sagte der Junge. Er nagte an seiner Unterlippe.
    Doch ehe Brunner nachhaken konnte, meldete sich die Leitstelle. »Flughafenklinik«, hörte Brunner die knappe Stimme des Wachhabenden. »Da wurde gerade ein Mädchen eingeliefert, auf das die Beschreibung ziemlich zutrifft. Blond, kurzes Haar, zirka einsfünfundsiebzig. Anscheinend ein Suizidversuch unten am Bundesbahn-Bahnhof.«
    »Und?« fragte Brunner und hielt den Atem an.
    »Nichts. Sie wurde zurückgerissen und ist dabei gefallen und hat eine Gehirnerschütterung erlitten.«
    Brunner ließ den Hörer sinken. Der Junge blickte ihn an aus weitaufgerissenen, fragenden Augen.
    »Kommen Sie mit!« sagte Brunner. »Wir haben vielleicht Ihre Karin.«
    »Teheran?!« Chefarzt Hansen

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