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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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bestand keine Notwendigkeit zur Vorsicht mehr. Elena musste beinahe rennen, um mit Er’ril Schritt zu halten.
    Als sie einen Blick über die Schulter nach hinten warf, stellte sie fest, dass ihr Onkel immer weiter zurückfiel. Er schleppte sich in gebückter Haltung dahin und rieb sich andauernd mit dem Handrücken über die Stirn. Zitterte seine Hand? Vielleicht sollte sie den Schwertkämpfer bitten, langsamer zu gehen. Während sie noch versuchte, den Mut zum Sprechen aufzubringen, hob Er’ril warnend die Hand.
    Sie war erleichtert, dass er eine Unterbrechung des schnellen Marsches anordnete, und schloss zu Er’ril auf. »Mein Onkel…«, sagte sie und deutete nach hinten. Sie nahm wieder einen Mund voll Luft, überrascht über ihre eigene Kurzatmigkeit, und fuhr fort: »… er braucht unbedingt eine Pause.«
    Der Schwertkämpfer stieß ein unverständliches Grunzen aus, während sein Blick forschend über eine Gruppe großer Felsbrocken schweifte, die wie Dracheneier rechts vom Weg aufgehäuft waren. »Bleib hier«, sagte er und ging zu den Steinen.
    Sie stand da, verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und verdrehte den Hals. Onkel Bol war immer noch ein Stück weit weg, und er hielt sich beim Gehen die linke Seite. Er wurde noch langsamer, als er sah, dass seine Gefährten stehen geblieben waren. Elena verzog das Gesicht und schlich hinter dem Schwertkämpfer her.
    Er hatte ihre Schritte gehört oder eine Veränderung des Lichts bemerkt, denn er drehte sich zu ihr um. »Hör zu, Mädchen, du musst dich an meine Anweisungen halten. Ich habe zu prüfen, ob sich zwischen den Steinen da vorn ein Hinterhalt verbirgt, und ich kann keine Störung gebrauchen, falls es Schwierigkeiten gibt.«
    »Aber da drüben ist es dunkel. Wenn ich dir leuchte, kannst du besser sehen.« Tränen drohten ihr in die Augen zu treten bei dem Gedanken, allein gelassen zu werden. Sie blickte zurück, wo ihr Onkel stehen geblieben war und sich an einen großen Stein lehnte.
    »Nein, denn sollten sich dort Kobolde verstecken, verrät mich dein Licht wie hundert Flammenzeichen. Ich erledige das allein. Kehr zu deinem Onkel zurück.«
    Sie nickte fügsam und schob die Schultern zurück, um zu zeigen, dass sie sich vor nichts fürchtete, doch ihre Unterlippe zitterte leicht.
    Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Seine sonst so straffen Züge furchten sich in mitfühlender Erheiterung; es waren Furchen, die tief in sein Gesicht eingegraben waren. Sie erkannte, dass er früher einmal gern gelächelt hatte, obwohl das offenbar sehr lange zurücklag. »Wir alle haben Angst, Elena«, sagte er. »Manchmal müssen wir unsere Angst jedoch überwinden und weitergehen. Lass dich nicht davon beherrschen.«
    »Hast du jemals Angst?«
    Er sah sie wortlos an, dann zuckte er mit den Schultern. Seine Augen schienen in weite Ferne zu blicken, und seine Stimme klang verhalten. »Seit ich meinen Bruder verlor, habe ich mich niemals mehr sicher gefühlt.«
    Sie berührte ihn am Ellenbogen. »Mir geht es genauso«, sagte sie kleinlaut.
    Ihre Worte schienen ihn zu verwirren, dann leuchtete Erkenntnis in seinen Augen auf. »Wir werden deinen Bruder finden.«
    »Joach fehlt mir so sehr.«
    »Nun ja, hier unten werden wir ihn nicht finden. Wir müssen uns weiter durchschlagen. So, jetzt hilf deinem Onkel - es sieht so aus, als könne er eine Schulter zum Anlehnen gebrauchen -, während ich die Steine da vorn untersuche.«
    Sie nickte, ihr Zittern ließ nach. Er betrachtete sie eindringlich, dann machte er auf dem Absatz kehrt und schritt mit erhobenem Schwert auf das Felsgewirr zu. Sie sah, wie er sich duckte und hinter einem Felsbrocken verschwand, der die Form eines kleinen Hauses hatte. Sie wartete noch einige Herzschläge lang und hielt Ausschau nach dem Schwertkämpfer. Nichts bewegte sich, doch überall schwebten Schatten zwischen den Steinen. Alles Mögliche konnte dort lauern. Wie sie so mit dem mondhellen Vogel dastand, wurde ihr bewusst, dass sie für jeden, der hinter den Felsen hervorspähte, wie ein Stern leuchten musste.
    Ein Schauder überlief sie. Plötzlich hatte sie das Gefühl, von verborgenen Augen angestarrt zu werden, und wich von den Gesteinsbrocken zurück.
    Rührte sich da etwas im Schatten unterhalb des Felsens, der wie eine eingestürzte Scheune geformt war? Sobald sie sich bewegte, waberten die Schatten mit der Bewegung ihres Lichts. Die Schatten selbst schienen lebendig zu sein, in böser Absicht umherhuschend.

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