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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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schlagen, wenn sie wollte.
    Wir saßen am Küchentisch und tranken Tee mit Milch und zu viel Zucker. Die meiste Zeit schwiegen wir, aber das war irgendwie schön. Ich bin ein Familienmensch. Ich liebe Familie, habe sie schon immer geliebt. Alles, was ich bin, fließt daraus hervor, Familie zu haben. Damon gähnte und stand auf. Er ging zur Spüle und wusch seine Tasse aus.
    »Wahrscheinlich kann ich jetzt schlafen«, verkündete er.
    »Jedenfalls werde ich’s versuchen.«
    Er kam zurück zum Tisch und gab Nana und mir einen Kuss, ehe er nach oben ins Bett ging. »Sie fehlt dir, nicht wahr?«, flüsterte er an meiner Wange.
    »Natürlich fehlt mir Christine«, sagte ich. »Immer. Jede Minute, die ich wach bin.« Ich erwähnte nichts davon, dass ich so spät noch unterwegs gewesen war, um den Schweinehund zu beschatten, der Christine vielleicht entführt hatte. Ich sagte auch nichts über die Kollegin, die mit mir die Beschattung vorgenommen hatte, Patsy Hampton.
    Nachdem Damon gegangen war, legte Nana ihre Hand in die meine, und wir blieben eine Zeit lang so sitzen, ehe auch ich nach oben ins Bett ging.
    »Ich vermisse sie auch«, sagte Nana schließlich. »Ich bete für euch beide, Alex.«
    A m nächsten Abend machte ich gegen sechs Uhr Schluss und ging zu Damons Chorprobe in der Sojourner Truth. Ich hatte eine ziemlich dicke Akte über Geoffrey Shafer zusammengetragen, hatte aber nichts, das ihn konkret mit einem der Morde in Verbindung brachte. Patsy Hampton auch nicht. Vielleicht war Shafer bloß ein Fantasy-Spiel-Fanatiker. Oder das Wiesel war viel vorsichtiger geworden, seit wir das Taxi gefunden hatten.
    Es zerriss mir das Herz, in die Sojourner Truth School zu gehen, aber ich musste es tun. Mir war klar, wie schwer es für Damon und Jannie war, jeden Tag dort hinzugehen. Die Schule beschwor zu viele Erinnerungen an Christine herauf. Ich hatte das Gefühl zu ersticken; mein Atem schien aus der Lunge gepresst zu werden, und kalter Schweiß lag auf meinem Hals und der Stirn.
    Die Probe hatte gerade angefangen, als Jannie still meine Hand ergriff. Ich hörte, wie sie leise schluchzte. Seit Bermuda zeigten wir alle viel mehr Gefühl und berührten einander öfter als zuvor. Ich glaube nicht, dass wir uns als Familie je näher gewesen waren.
    Wir hielten uns fast während der gesamten Chorprobe an den Händen. Es wurden wunderschöne Stücke gesungen, darunter das walisische Volkslied »All Through the Night«, Bachs »Erfreut euch, ihr Herzen« und ein besonderes Arrangement des Spirituals »O Fix Me«.
    Ich stellte mir immer wieder vor, dass Christine plötzlich auftauchte, und ich drehte mich tatsächlich zweimal um und schaute zu dem Mauerbogen, der zu ihrem Büro führte. Sie war nicht da, natürlich nicht. Tiefste Traurigkeit und unendliche Leere erfüllten mich. Schließlich verscheuchte ich sämtliche Gedanken und gab mich ganz der Musik hin, dem herrlichen Gesang der Knabenstimmen.
    Als wir nach der Chorprobe wieder zu Hause waren, meldete sich Patsy Hampton von ihrem Beobachtungsposten aus bei mir. Es war kurz nach acht Uhr. Nana und die Kinder stellten kaltes Huhn auf den Tisch, dazu in Scheiben geschnittene Äpfel und Birnen, Cheddar-Käse und eine Schüssel mit Endivien-und Kopfsalat.
    Shafer war immer noch zu Hause. Heute fand dort eine Kindergeburtstagsparty statt, meldete Patsy. »Jede Menge fröhliche Kinder aus der Nachbarschaft. Und sie lassen einen Clown kommen. Silly Billy. Vielleicht sind wir hier doch auf der falschen Fährte, Alex.«
    »Das glaube ich nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Bursche unser Mann ist.«
    Ich fügte hinzu, dass ich gegen neun Uhr – die Zeit, zu der Shafer für gewöhnlich das Haus verließ – zu ihr kommen und ihr Gesellschaft leisten würde.
    Kurz nach halb neun klingelte das Telefon in der Küche, gerade als wir das kalte, gut gewürzte, köstliche Huhn verputzten.
    Nana runzelte die Stirn, als ich den Hörer abhob.
    Ich erkannte die Stimme sofort.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich zurückziehen.
    Jetzt müssen Sie die Konsequenzen für Ihren Ungehorsam tragen. Es ist Ihre Schuld. Am alten Affenhaus im National-Zoo ist ein öffentliches Telefon. Der Zoo schließt um acht Uhr, aber Sie können durchs Tor für die Gärtner rein. Vielleicht wartet Christine Johnson ja im Zoo auf Sie. Sie sollten möglichst schnell dorthin kommen, um das herauszufinden. Beeilen Sie sich, Cross. Los! Wir haben sie. «
    Der Anrufer legte auf, und ich stürmte

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