Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
auszuprobieren, was sie sich alles erlauben kann. Ich habe sie und ihre Freundinnen hier mehr als einmal beim Rauchen erwischt und rausgejagt. Und dann ist sie auch noch frech geworden.« Er blieb stehen. Wir hatten das Ende des Tunnels erreicht. »Jedenfalls, da wären wir.«
    Direkt vor uns führten ein paar Betonstufen nach oben zu einer Tür. Hier hatte man die Positionsmelder gefunden. Allerdings war der Schauplatz der Entführung schon vor Tagen wieder freigegeben worden. Eigentlich gab es nichts mehr zu sehen, aber ich musste mich einfach mit eigenen Augen davon überzeugen.
    Wir setzten unseren Weg fort und kamen durch den Gärtner-Schuppen, der ungefähr so groß war wie mein Haus, wieder ans Tageslicht. Jetzt standen wir auf einem Rasen gleich neben ein paar Sportplätzen und dem südlichen Tor.
    Auf dem Hügel, hinter einer Reihe alter Eichen, konnte ich das Hauptgebäude erkennen. Von dort waren wir gekommen. Sehr hübsch angelegt, das alles. Nicht gerade die Art von Landschaft, die man mit Tragödien in Verbindung brachte.
    »Dort sollen die Kinder angeblich rausgesprungen sein«, sagte O’Shea und deutete auf die Aula-Fenster.«
    Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, nahm die ganze Umgebung in mich auf. Waren sie hier herunter gekommen? Waren sie bei Bewusstsein gewesen? Oder betäubt?
    »Ist ja ’ne ziemlich gerade Linie von da oben bis hierher, oder?«, sagte der Hausmeister. »Einfach hier runter und dann zum Tor raus. Was meinen Sie, ob sie sie so weggebracht haben?«
    »Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Die Menschen bewegen sich nicht immer auf geraden Wegen. Besonders die nicht, die etwas zu verbergen haben, um ehrlich zu sein.«
    Er nickte, fast so, als wäre er der Polizist.
    »Tja«, meinte er dann. »Sie müssen’s ja wissen.«

   55
    Den gesamten Rest des Tages verbrachte ich damit, an der Branaff School mit so vielen Menschen wie nur möglich zu sprechen. Gespräche mit Schülern und Schülerinnen waren mir ohne Einwilligung der Eltern streng untersagt, also konzentrierte ich mich zunächst auf das Lehrerkollegium und das übrige Personal.
    Der Schuldirektor hieß Dale Skillings. Er gab sich zunächst ziemlich unzugänglich, was sicherlich auch damit zusammenhing, dass ihn die Medien und bestimmt auch die Eltern kräftig in die Mangel genommen hatten. Alle wollten wissen, wie so etwas geschehen konnte, ausgerechnet in Branaff. Logisch, dass auch er mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen konfrontiert worden war. Wenn er sich mir gegenüber also ein bisschen kurz angebunden oder abweisend benahm, dann konnte ich das verstehen.
    »Feinde?«, begann er die Antwort auf meine Frage. »Das sind zwei der prominentesten Kinder auf der ganzen Welt. Da lassen sich gewisse Animositäten überhaupt nicht vermeiden. Aber falls Sie konkret auf Zoes Streit mit Ryan Townsend hinauswollen, darüber darf ich nicht sprechen. Dazu müssen Sie sich an den Kongressabgeordneten und seine Frau persönlich wenden.«
    Ich hatte, ehrlich gesagt, diesbezüglich schon ein paar Telefonate geführt. Skillings würde sich, was die Kinder anging, strikt an die Vorschriften halten, aber sein Personal stand mir ohne Einschränkung zur Verfügung, und dafür war ich ihm sehr dankbar.
    Von einer der Mathematiklehrerinnen, Eleanor Ruff, erfuhr ich, dass Zoe in ihrer Klasse eindeutig zu den Schwächeren gehörte und immer am hinteren Ende des Leistungsspektrums herumkrebste, während Ethan, nicht weiter überraschend, sich in sämtlichen Tests als Überflieger erwiesen hatte. Sie war seit zwanzig Jahren hier an der Schule und sprach so offen wie sonst niemand über ihre Gefühle.
    »So etwas mag man sich ja nicht einmal vorstellen«, sagte sie. Dabei wieselte sie in ihrem Klassenzimmer umher und goss die Pflanzen. Ich kauerte unterdessen auf einem Stühlchen, das selbst für einen Mann, der nur halb so groß war wie ich, zu klein gewesen wäre. »Und dann, mit einem Mal, passiert es doch. Ich bin bloß froh, dass sie gemeinsam entführt worden sind. So haben sie wenigstens einander...«
    Im gleichen Augenblick schlug sie die Hand vor den Mund und brach in Tränen aus. »O Gott! So war das nicht gemeint. Es tut mir leid!«
    Ich reichte ihr ein Papiertuch aus der Schachtel auf ihrem Schreibtisch und sagte, dass sie etwas nachsichtiger mit sich selbst sein solle. Alle Erwachsenen an der Schule waren ausführlich und mehrfach befragt worden, vom MPD, dem FBI und dem Secret Service. Der Druck und die Anspannung zeigten

Weitere Kostenlose Bücher