Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Wäre ein Vorstandsmitglied von Scorpia nicht noch überzeugender?«
»Eine vortreffliche Idee«, sagte Razim.
»Schluss jetzt!« Kroll stand blitzschnell auf und hielt wie durch Zauberei eine Pistole in der Hand. Es handelte sich um die für das israelische Militär entwickelte 9-Millimeter-Pistole SP-21. Er konnte sie unmöglich aus einem Holster gezogen haben. Offenbar war unter seiner Jacke ein Federmechanismus verborgen, der sie ihm direkt in die Hand gedrückt hatte. Er richtete sie auf Zeljan Kurst. In sein Auge war ein Flackern getreten. »Ich hatte bereits den Verdacht, dass Sie mich loswerden wollen«, sagte er gefährlich leise. »Es überrascht mich nicht. Ich habe dieser Organisation über zwanzig Jahre meines Lebens geschenkt und wusste, was mein Lohn sein würde. Derselbe wie bei Max Grendel. Scorpia-Mitglieder gehen nicht in den Ruhestand.« Er lachte. »Vielleicht sollten die anderen einmal über ihre Zukunft hier nachdenken.«
Die Pistole blieb auf Kurst gerichtet, nur sein Auge wanderte für einen kurzen Moment zu den Zwillingen. »Sie werden mich nicht töten, Zeljan. Wie Sie sehen, bin ich vorbereitet. Sie glauben, Scorpia sei wieder im Kommen? Mitnichten. Scorpia ist am Ende. Und ich verabschiede mich als Erster.«
Niemand rührte sich. Mitten in einer Vorstandssitzung eine Pistole zu ziehen war unerhört. Doch alle blieben ruhig. Bestimmt hatte Kurst damit gerechnet und die Situation unter Kontrolle.
»Sie werden dem Kapitän jetzt befehlen, das Boot ans nächste Ufer zu steuern, und dann steige ich aus«, fuhr Kroll fort. »Sie haben von mir nichts zu befürchten. Sie interessieren mich nicht mehr. Aber wenn einer von Ihnen mich je belästigen sollte, werde ich Geschichten veröffentlichen, die Sie länger ins Gefängnis bringen, als Sie noch zu leben haben. Haben Sie mich verstanden?«
Zeljan Kursts Hände waren unter dem Tisch verschwunden. Kroll sah nicht, wie Kurst die rechte Hand ausstreckte und einen Knopf seitlich an seinem Stuhl drückte.
»Ich sagte: Haben Sie mich verstanden?«
»Vollkommen«, antwortete Kurst.
Ein leises Klirren wie von zerbrechendem Glas ertönte. Das Fenster hinter Krolls Kopf hatte auf einmal ein Loch.
Kroll zuckte ein wenig zusammen, blieb aber stehen. Erstaunen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ein kurzes Schweigen trat ein, dann sagte Kurst: »Ihnen wurde soeben von hinten ins obere Ende der Halswirbelsäule geschossen. Ich fürchte, Ihre Wirbelsäule wurde durchtrennt und Sie sind im Grunde bereits tot.«
Mit ungeheurer Anstrengung, als wüsste er, dass es seine allerletzte Bewegung war, öffnete Kroll den Mund. Die Hand mit der Pistole rührte sich nicht.
»Wir fahren gerade an der Pariser Münze vorbei.« Kurst warf einen Blick aus dem Fenster. Am Ufer erstreckte sich ein schmuckes langes Gebäude mit Säulen und Bögen. »Ich wusste natürlich, dass Sie eine Pistole bei sich tragen, und fürchtete, Sie könnten so dumm sein, sie zu ziehen. Deshalb habe ich vorsorglich einen Scharfschützen auf dem Dach platziert. Können Sie mich noch hören? Ihr Tod ist nicht umsonst. Es würde mich beruhigen, wenn Sie diese tröstliche Vorstellung noch mitnehmen könnten.«
Krolls Beine gaben unter ihm nach. Er fiel auf seinen Stuhl, Kopf und Schultern sackten nach vorn und schlugen auf den Tisch. Das Loch in seinem Nacken war überraschend klein.
»Wir müssen Levi bis zu seiner Verwendung im Kühlschrank aufbewahren«, fuhr Kurst fort. »Schließlich soll der Zeitpunkt seines Todes geheim bleiben. Und wir müssen uns genau überlegen, was wir ihm in die Tasche stecken. Schließlich sollen die Leute vom MI6 aktiv werden. Je schlauer sie sich vorkommen, desto eher gehen sie uns in die Falle.« Er warf Razim einen fragenden Blick zu. »Noch etwas?«
»Ja.« Razim wirkte genauso unbeeindruckt von dem Mord an seinem Kollegen wie alle anderen Anwesenden. Es war, als sei überhaupt nichts passiert. »Wir können den MI6 manipulieren und sicherstellen, dass Alex Rider wieder aktiviert wird. Sobald wir ihn haben, können wir ihn töten, allerdings …«, er lächelte in sich hinein, »erlauben Sie mir hoffentlich, dass ich davor noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen darf. Ich würde gern ein Experiment mit ihm anstellen.«
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Duval.
»Natürlich. Aber wir brauchen noch etwas. Ich konnte leider noch nicht darüber sprechen, bevor dieser unglückliche Vorfall uns unterbrach …« Sein Blick streifte den Toten, der mit dem Oberkörper auf dem
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