Aliens in Armani: Roman (German Edition)
sein Gesicht noch immer wie aus Stein gemeißelt schien, sagten seine Augen doch alles. Ich hatte bereits Schmerz in ihnen gesehen, doch das war nichts gewesen im Vergleich zu jetzt. »Aber nur, wenn du einverstanden bist.«
»Das ist sie nicht!« Mum war außer sich. »Für einen solchen Einsatz ist sie nicht ausgebildet. Wie kannst du es wagen, so etwas auch nur vorzuschlagen?«
Ich sah Reader an, er bemerkte es und legte den Kopf schief. Ich hob eine Augenbraue. Er nickte.
»Er hat jedes Recht dazu, Mum, weil er hier die Verantwortung trägt.« Ich schaffte es, mich aus Dads Umklammerung zu befreien, und stand auf. Dabei sah ich Martini unverwandt an. »Ich bestimme, wer mich begleitet, ich bekomme Kleider, in denen ich mich bewegen kann, alle Informationen und die volle Ausrüstung eines Agenten im Einsatz.« Er nickte.
Ich sah Gower an. »Ich möchte, dass James mit mir kommt, Paul. Aber nicht du.«
Gower sah aus, als hätte ich ihm einen Schlag in die Magengrube verpasst. »Warum?«
»Weil er nicht wütend werden darf. Und ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann, von Mensch zu Mensch.« Ich sah Christopher an. »Du solltest dich allerdings darauf einstellen, mitzukommen.«
Er brachte ein Lächeln zustande. »Dacht ich’s mir doch. Wenn das für dich in Ordnung ist?«, fügte er an Martini gewandt hinzu, sein Ton war gehässig.
»Bestens.« Martinis Stimme klang noch immer scharf und abgehackt. Ich musste ihn nicht erst nackt sehen, um zu wissen, dass sein ganzer Körper angespannt war.
Ich atmete noch einmal tief durch. »Und ich möchte ein paar weibliche A.C.s dabeihaben.«
Der Tumult war wieder da. Nach dem, was ich aus dem Geschrei heraushörte, durften die Frauen nie an den Einsätzen teilnehmen. Aber ich erkannte auch, dass Claudia und Lorraine dabei sein wollten.
»RUHE!« Martinis Brüllen war eindrucksvoll – tief, zornig und laut, und es hallte noch einige Sekunden nach. A.C.s konnten also tatsächlich wütend werden. Entweder das, oder alle seine Blockaden waren am Ende, und er konnte es einfach nicht ertragen.
Es wurde totenstill im Raum. Martini beruhigte sich sofort wieder. »Danke. Kitty, bitte erklär uns, warum du das möchtest.«
»Weil ich glaube, dass einer der Gründe, dass ihr vor allem Mephisto nicht fangen könnt, der ist, dass ihr nur Agenten losschickt, die nicht im eigentlichen Sinne für die Vermehrung zuständig sind.«
Stille. Bedenkzeit für die Aliens. Aber ich beschloss, die zu erwartenden Fragen lieber gleich zu beantworten. »Es gibt vermutlich viele Möglichkeiten, jemanden innerlich zu verändern, ohne dass man es von außen sieht, jedenfalls nicht gleich. Es gibt allerdings nur einen Weg, der nach allen Überlieferungen immer funktioniert hat.«
»Indem man jemanden schwängert«, führte Reader grinsend aus.
Ich nickte. »In diesem Traums oder dieser implantierten Erinnerung oder was auch immer es ist, bin ich nicht gestorben, wisst ihr noch? Und Mephisto genauso wenig. Er hat mir etwas eingepflanzt, das mich verändert hat, aber nur innerlich. Rein äußerlich gab es keinen Unterschied.« Ich sog die Luft ein und wandte mich an White. »Deshalb bin ich der Auslöser. Ich bin das erste weibliche Wesen, dem Mephisto körperlich so nahe gekommen ist.«
»Und du warst wütend«, ergänzte Reader. »Du hattest keine Angst vor ihm, du hast gegen ihn gekämpft. Du warst ein gleichrangiger Gegner, kein verschrecktes Tierchen.«
»Genau das sehen er und die anderen Parasiten in uns. Für sie sind wir Tiere. Wir sind nicht so weit entwickelt, wie sie es waren, unsere Zivilisation ist so viel jünger, das habt ihr mir alle mehrmals erzählt.«
»Wart mal ’ne Sekunde.« Mum war noch immer wütend, und ich konnte ihr deswegen keinen Vorwurf machen. »Yates ist ständig von Frauen umgeben. Deine Theorie ist nicht wasserdicht.«
» Yates ist ständig von ihnen umgeben. Aber er verwandelt sich ja auch nicht alle fünf Minuten in ein Überwesen, oder?« Letzteres richtete ich direkt an White.
»Nein. Mephisto manifestiert sich nur ein paar Mal im Jahr.«
»Ach ja?« Noch so ein kleines Detail, das mir bisher verschwiegen worden war. »Ich wüsste außerdem gern endlich über alles Bescheid, bevor ich mich in Lebensgefahr begebe. Mal wieder.« Das galt Martini.
In seinen Augen blitzte es. »In Ordnung.«
»Und was ist mit den weiblichen Agenten?«
»Wen willst du?« Martini war genauso wütend wie aufgewühlt, ich hörte es in seiner Stimme, obwohl er sein
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