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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Mutter hatte sie ihm gegeben!
    »Sieht so aus, als würden wir einen klaren Abend bekommen, meinst du nicht?«, fragte er gedehnt und schien sich auf einmal sehr für den Himmel zu interessieren.
    Schön, dachte Alissa kochend. Sie würde mitspielen. »Oh ja!«, sagte sie fröhlich. »Sehr klar.« Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie still an ihrem Wasser nippte und versuchte, das Ganze zu verstehen. Sie war noch nicht lange genug fort, als dass ihre Mutter plötzlich auf Wanderschaft gegangen sein könnte. Und warum hatte ihre Mutter ihm eine von Papas Karten gegeben? Sie waren zu kostbar, um sie wie Kekse am Markttag unter die Leute zu werfen. Asche, schäumte Alissa innerlich. Sie selbst hatte keine bekommen! Und dann auch noch mit Mutters Haarband verschnürt? Solch ein Band war ein Zeichen der Zuneigung oder gar ein Liebespfand, in der Ebene genauso wie im Vorgebirge. Warum hatte ihre Mutter ihm das gegeben? »Meinst du, dass das Wetter halten wird?«, fragte Alissa mit gequältem Lächeln.
    Strell hielt inne und blickte zu den raschelnden Blättern auf, als müsse er lange und ernsthaft darüber nachdenken. »Ach, ich weiß nicht. Was denkst du denn?«
    »Das ist schwer zu sagen«, murmelte Alissa. »Ich glaube, es könnte ein plötzliches Unwetter geben – vielleicht sogar ein gewaltiges Unwetter.«
    Ihr Fuß klopfte auf den Boden. Das Schweigen dehnte sich aus. Irgendwo in der Ferne ließ Kralle ihren Ruf erklingen. Sie würde das nicht mehr lange aushalten, dachte Alissa. Wenn er es ihr nicht sagte, würde sie noch etwas tun, das sie später bereuen würde – und Strell auf der Stelle. Alissa nahm ihren leeren Becher und stellte ihn mit unglaublicher Selbstbeherrschung und einem dumpfen Geräusch zwischen sie auf den Boden.
    »Also gut, also gut«, sagte er fröhlich. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin euren Bewässerungsgräben aus den Bergen hinaus bis zu eurem Hof gefolgt. Dort habe ich nach dem Weg gefragt. Sie hat mir die Karten gezeigt. Und ich habe diese hier eingetauscht, gegen ein paar Ellen Stoff von der Küste.«
    Ja, dachte Alissa, innerlich schnaubend, das klang ganz nach ihrer Mutter. Sie war wie ein kleines Kind, wenn es um Stoffe ging. Beklagte sich ständig über die mangelnde Qualität. Dann fiel Alissa etwas auf, und sie überschlug im Kopf die vergangenen Tage. Bei den Hunden. Das bedeutete, dass Strell zu ihr nach Hause und zurück gewandert war, in derselben Zeit, die sie bis hierher gebraucht hatte. Kein Wunder, dass sie kaum mit ihm mithalten konnte. Doch dann fiel ihr noch etwas ein, und ihr wurde plötzlich kalt. Was hatte Strell getan, dass sie ihn im Tiefland nicht wieder aufgenommen hatten?
    Stumm wog Alissa ihre Neugier gegen den Segen der Unwissenheit ab. Die Neugier siegte. »Nur damit ich das richtig verstehe«, sagte sie langsam. »Du warst auf dem Weg aus den Bergen, hast einen Handel mit meiner Mutter geschlossen, und dann bist du umgekehrt und zurück gegangen?«
    Strell klopfte losen Schmutz von seinem Mantel und brummte: »Hm.«
    Alissa schluckte schwer. Dieses Brummen kannte sie inzwischen. Es bedeutete, dass er ihr irgendetwas nicht sagen wollte. »Warum bist du nicht nach Hause gegangen?«, fragte sie schüchtern.
    »Weil es weg ist!«, explodierte Strell. »Vor fünf Jahren von einer verfluchten Flut weggespült! Mir ist nichts geblieben. Nichts!« Er sprang auf, stürmte davon und blieb schließlich mit dem Rücken zu ihr stehen, um in die Bäume zu starren.
    Alissas Schultern sanken erleichtert herab. Er war kein Dieb oder Mörder. Er rannte davon, weil er seine Familie verloren hatte. Kein Wunder, dass er umgekehrt war. Die Bande, die Heimat und Familie verknüpften, waren in der Tiefebene viel stärker als im Vorgebirge. Das war eine Frage des Überlebens. Er war sogar noch einsamer als sie, dachte Alissa, und Mitgefühl regte sich in ihr. Ihre Mutter hatte ihre Heimat nur verlassen, um der Verfolgung zu entgehen, nachdem sie sich den falschen Ehemann ausgesucht hatte. Mischehen zwischen Hügelland und Tiefland gab es niemals .
    Alissas Erleichterung wich einer düsteren Stimmung, als sie sich an jenen Frühling vor fünf Jahren erinnerte. Das war eine schwere Zeit für alle gewesen. Die Hälfte ihrer Frühlämmer war an den Schafpocken gestorben. Viele Siedlungen hatten unter der Flut gelitten, doch sie kannte nur eine, die vollständig vernichtet worden war.
    Sie hob den Blick zu seinem steifen Rücken. »Du bist ein Hirdun-Töpfer?«,

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