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legte den Arm um mich. Ich schloss die Augen und genoss es.
Wieder in Carmis Wohnung, wollte Jan einen Jazzsender einstellen. Genau wie damals in Belgien - ein seltsamer Auftakt zum Liebesspiel. Er hatte die Augen geschlossen, als würde er meditieren; ein Saxophon tönte aus den Lautsprechern. Durch das Fenster sah ich, dass es zu schneien begonnen hatte - ein wilder Tanz zarter Flocken, die sich umeinander drehten und hüpften, bis sie auf etwas Festes trafen und zerschmolzen.
Schließlich küsste Jan mich auf den Mund und verweilte lange, als ob er etwas Leckeres probierte. Mir fiel wieder auf, wie gemächlich er küsste - er hatte alle Zeit der Welt. Er konnte tagelang, ja sogar jahrelang küssen. Er schmeckte köstlich - wie gezuckerter Kaffee. Als er sich von mir löste, fragte er: »Haben wir uns wieder aneinander erinnert?«
»Ich glaube nicht, dass ich dich je vergessen habe.«
Er küsste mich, während seine Hände sich über meine Bluse bewegten. Langsam öffnete er Knopf für Knopf. Es war kaum auszuhalten. Irgendwie gelang es mir, mich aus meiner Jeans zu schälen. Je mehr ich zappelte und mich wand, desto langsamer schien er zu werden. Nach einer Weile stand er auf, zog sich aus und hängte die Sachen über einen
Stuhl. Er rieb sich den flachen Bauch. Ich blieb auf der Couch und betrachtete seinen Körper. Bis auf ein paar dunkle Muttermale war er weiß wie eine Kartoffel. Ich erinnerte mich wieder daran, dass die Muttermale trocken wie Sandpapier waren und ich immer versucht hatte, sie nicht zu berühren. Seine Füße waren knochig und vogelähnlich. Auch das hatte ich vergessen. Nun kam alles zurück, als wären wir gerade noch in dem Hotel mit den blauen Fensterläden gewesen. Mit Jan zu schlafen, hatte etwas Konstantes - er spielte wieder und wieder dieselbe Grundmelodie. Es war wie ein Ritual, ein Kult.
»Du hast mir gefehlt«, sagte er, während er sich auf mich legte. Seine Haut roch nach Talkum.
»Du mir auch«, murmelte ich.
Er schob seine Arme unter meinen Rücken und öffnete mit seinen spinnenschnellen Händen meinen BH. Dann stand er auf und streifte seine Unterhose ab. Er war lang und gekrümmt und die Vorhaut bedeckte die Spitze wie ein Stück weiches, gefaltetes Leder. Ich legte meine Hände darum. Er schauderte, dann drängte er sich zwischen meine Lippen. Ich nahm ihn in den Mund. Ein Tropfen salziger Flüssigkeit rann über meine Zunge. Schließlich zog er ihn wieder heraus, streifte mir die Unterhose ab und stieg auf mich. Seine Hände neben meinen Ohren, seine Brust über mir. Er drang ein und begann, sich gemächlich zu bewegen. Ich schloss die Augen. Ich schwitzte, während ich versuchte, es mir bequem zu machen und den richtigen Rhythmus zu finden. Die Heizung knackte im Hintergrund, ein moschusartiger Geruch lag in der Luft. Ich drückte meine Fersen in seinen flachen Hintern und wand mich unter ihm. Jan atmete schwer, sein Gesicht war in dem Kissen oberhalb meines Kopfes vergraben. Ich klammerte mich an seinen Rücken und spreizte die Beine, so weit ich konnte. Ich hatte ganz vergessen, wie feierlich Sex mit Jan war. Jan machte kein Geräusch, stöhnte nicht einmal - ganz im Gegensatz zu den Schreihälsen, mit denen ich sonst zusammen gewesen war. Auch ich war ungewöhnlich still. Ich traute mich nicht, einen Laut von mir zu geben. Irgendwie schien es verboten. Wir kamen schweigend im gleichen Moment und Jan brach über mir zusammen wie eine baufällige Hauswand. Als er wieder zu Atem gekommen war, rollte er sich von mir und griff nach seinen Zigaretten. Er nestelte erst an der Schachtel herum und mühte sich dann mit dem Feuerzeug ab, das er wiederholt schütteln musste. Dann sagte er: »Alex, ich muss dich was fragen.«
Ich wälzte mich auf die Seite und stützte den Kopf auf. »Was?«
»Hast du mit jemand anderem geschlafen?«
Ich gab keine Antwort. Was deutlich genug sein musste.
»Klar«, sagte er. »Wir beide hatten natürlich auch keine Abmachung getroffen.«
Es gab nichts weiter zu sagen. Ein paar Augenblicke verstrichen. Dann musste ich ihn einfach fragen. »Und du?«
»Was?«
»Hast du mit einer anderen geschlafen?« Nicht, dass ich es wirklich wissen wollte.
Er stieß einen Seufzer aus, den ich mir mit ja übersetzte. Das Licht im Zimmer wurde grau. »Vergiss es«, sagte Jan. »Es hat nichts zu bedeuten.« Ich war mir nicht sicher, ob ich seine Meinung teilte. Etwas an der Art, wie er mich ansah, ließ in mir die Frage aufkommen, ob er vielleicht von
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