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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Stunde? Die Kleinen und ich haben bereits das Füttern erledigt.«
    Falls wir noch eine Bestätigung des herannahenden Sturmes brauchten, so erhielten wir sie durch Arabella, unserer Kuh mit dem höchsten Intelligenzquotienten der Herde. Plötzlich kam sie quer über die am Haus gelegene Weide geschlenkert und schaukelte dabei ihre knochigen Hüften wie eine kokette Kurtisane. Ihr Ziel war der überdachte Viehhof. Nur wenige Minuten später folgten die übrigen Kühe nach.
    »Das Wetter wird sich ändern«, sagte ich, als sie an uns vorbeizogen.
    »Und ich dachte immer, daß sich Kühe einfach nur mit dem Hintern gegen den Wind stellen, weil ihnen der Regen nichts ausmacht.«
    »Aber nicht unsere Arabella, wenn sie sich statt dessen in einen warmen, trockenen Schuppen unterstellen kann.«
    »Ich hoffe bloß, daß dies nicht ein verregnetes Osterfest bedeutet«, sagte Shirley. »Wegen Nicks Geburtstagsfeier am Samstag.«
    Es scheint Zeiten zu geben, in denen ich nicht, wie der Rest der Familie, auf derselben Wellenlänge bin. »Nicks Geburtstag ist doch im August!«
    Seufzend schüttelte Shirley den Kopf. »Ich hab’s dir doch bereits vor mehr als einer Woche erklärt. Im August waren seine besten Freunde alle verreist, deshalb hatten wir beschlossen, daß er sie zu einem anderen Zeitpunkt einladen könnte. Und er möchte nun, daß es dieser Samstag ist.«
    , Nachdem sie mir die Sache geschildert hatte, konnte ich mich Vage an ein derartiges Gespräch erinnern. »Wie viele werden kommen?«
    »Das ist etwas problematisch«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viele er eigentlich eingeladen hat. Es sieht so aus, als käme die ganze Klasse. Wir werden uns überraschen lassen müssen.«
    Was hätte man sonst in einer derartigen Lage machen können?
     
    Als die Kinder schlafen gegangen waren, saßen wir abends vor dem Kaminfeuer. Shirley legte ihr Buch beiseite und sagte: »Morgen wird es eine Menge zu tun geben. Deswegen sollten wir früh zu Bett gehen.«
    Dieser Ratschlag sollte zu einem Witz entarten. Das laute Quieken eines Schweins ließ mich aus dem Schlaf hochfahren. Selbst Dracula wäre davon bleich geworden. Auch Shirley setzte sich neben mir auf. »Mein Gott, was war das?«
    »Ein Schwein in Not«, sagte ich, kletterte aus dem Bett und zog ein Paar Hosen über den Pyjama.
    »Was passiert mit ihm?«
    »So wie’s sich anhört, wird es von irgend etwas angegriffen.«
    Ich schnappte nach meinem Morgenmantel und eilte aus dem Zimmer.
    »Was willst du machen?« rief sie hinter mir her.
    »Weiß noch nicht«, war meine Antwort. Fast fiel ich die Treppen hinunter.
    Das Quieken wurde lange genug unterbrochen, daß ich Gummistiefel anziehen konnte und einen alten Regenmantel. Dann ging’s von neuem los. Das Geräusch war bereits schlimm genug, aber das Wetter, das mich beim Öffnen der Tür begrüßte, war noch schlimmer. Eine Mischung aus Schnee und Graupelregen peitschte mir ins Gesicht, doch mir blieb nichts anderes übrig, als tief einzuatmen und mich dem entgegenzustemmen.
    Die Ursache des Lärms war eine junge Sau, die ihren verflixten Kopf in dem Gatter zu ihrem Stall eingeklemmt hatte. Das Gatter hatte Stahlrohre sowie Querstreben aus flachen Eisenstangen, und den unteren Teil hatte man für Schweine ausgestattet, indem Sperrholz daraufgeschraubt worden war. Irgendwie hatte das Schwein es geschafft, dieses Sperrholzbrett zu lösen, hochzuschieben und anschließend den Kopf zwischen zwei Querstreben zu stecken. Warum, um alles in der Welt, es zu dieser unchristlichen Zeit umherwühlte oder was es zu erreichen suchte, konnte ich mir nicht erklären.
    Die Schwierigkeit war eingetreten, als es den Kopf wieder herausziehen wollte. Die Kopfform erlaubte es nicht. Durch die Querstreben saß es absolut fest. Das Schwein war in Panik geraten, hatte den Kopf etwas zur Seite gedreht — und sich noch ärger eingeklemmt. Daraufhin hatte es so beinerweichend zu quieken begonnen...
    In unseren Handbüchern stand nichts über eingeklemmte Schweine, aber falls es weiterhin so zappelte und seinen fetten Nacken an den scharfkantigen Eisenstäben hin- und herrieb, dann würde es sich schwer verletzen. Vielleicht sogar mit tödlichem Ausgang. Irgend jemand mußte etwas unternehmen, und zwar schnell. Unglücklicherweise war außer mir niemand sonst anwesend.
    Das war keine sehr erfreuliche Aufgabe, denn Schweine haben ausgezeichnete Zähne und bei weitem die stärksten Kiefer auf einem Bauernhof. Ich habe

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