Alle Naechte wieder
kein Scott. Kein Kojak, der ihr die Füße wärmte. Sie saß da und konnte sich nun einen Weihnachtsfilm nach dem anderen im Fernsehen ansehen, wusste aber nicht genau, ob sie sich das antun sollte.
Es würde mit Sicherheit nicht das schönste Weihnachtsfest ihres Lebens werden.
Scott vermisste Chloe.
Selbst jetzt, da er mit seinen Eltern am Esstisch saß, mit seiner Schwester und ihrem Mann und der kleinen Bethany, fühlte er sich einsam und verlassen. Sicher, es war seine Familie, aber sobald sie alle nach den Feiertagen nach Hause zurückkehrten, war er wieder allein, wenn man von Kojak einmal absah.
Er war jederzeit willkommen, über Nacht bei seinen Eltern zu bleiben und den Weihnachtsmorgen mit den Seinen zu verbringen, aber das war es nicht, worum es ihm ging. Er wollte neben seiner Frau aufwachen und auf das Tappen kleiner Füße lauschen, das die Treppe herunterkam, weil da jemand nachsehen wollte, was Santa unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte.
Nach nur drei Wochen kam es ihm etwas verrückt vor, davon auszugehen, dass Chloe diese Frau sein sollte, neben der er erwachte, dennoch war es immer ihr Gesicht, das er vor sich sah, wenn ihm solche Gedanken kamen.
Es hatte teuflisch wehgetan, als er aus ihrem Haus gegangen war, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wie gern hätte er sie ein letztes Mal geküsst, aber er hatte gewusst, dass er sich überhaupt nicht mehr von ihr hätte losreißen können, sobald er ihr wieder nahe gekommen wäre. Er hätte sich zum Narren gemacht und ihr alles Mögliche gestanden, was sie vielleicht gar nicht hören wollte. Ehe er riskierte, von ihr abgewiesen zu werden, war er lieber gegangen.
„Habt ihr gehört, was den Burkes passiert ist?“, fragte seine Mutter in die Runde.
Sein Kopf fuhr so heftig herum, dass selbst Kojak, der zu seinen Füßen lag, es merkte und aufsprang. „Was ist bei den Burkes los?“
„Wie sie in den Nachrichten sagten, hat der Sturm alles lahmgelegt. Sie sind in Boston praktisch eingeschneit und kommen nicht weg. Nicht einmal Busse verkehren noch. Welch eine Ironie des Schicksals. Da kommt Chloe extra zu Weihnachten zu ihnen, und nun ist sie hier, und ihre Eltern hängen in ihrer Wohnung in Boston fest.“
Wenigstens ist ihnen nichts Ernstes zugestoßen, dachte Scott. Dennoch saß Chloe ganz allein in dem Haus, und das über Weihnachten. Das konnte nicht sein. Ihr Flirt war möglicherweise zu Ende, aber Freunde waren sie trotzdem. Und Freunde ließen sich nicht im Stich.
Eine Stunde später hatten er und Lanie den Abwasch erledigt, was schon immer die Aufgabe der Kinder war, selbst wenn sie längst keine Kinder mehr waren, und die Familie versammelte sich zur Bescherung um den Christbaum. Natürlich waren die meisten Päckchen für Bethany, doch auch für jeden Erwachsenen gab es etwas. Scott sah Lanie, seinen Eltern und seinem Schwager zu, wie sie seine Geschenke auspackten, die auszusuchen Chloe ihm geholfen hatte. Er fühlte sich ein wenig unbehaglich dabei. An jenem Tag war er so mürrisch gewesen, weil ihm Shopping zuwider war. Trotzdem hatte sie ihn mit Engelsgeduld so lange von Geschäft zu Geschäft geschleift, bis alle auf der Liste abgehakt waren.
„Onkel Scott, bitte aufmachen.“
Bethany packte ihm einen ganzen Haufen Spielsachen auf den Schoß. Nachdem sich früher Lanie dabei abgeplagt hatte, die vielen Plastikschnüre, mit denen die Sachen verpackt waren, aufzubekommen, war er auf die Idee gekommen, seine kleine Kabelzange mitzubringen, jetzt war es sein Job, Bethany zu helfen.
Als er damit fertig und sämtliche Verpackung beseitigt war, hatte sich sein Vater schon in die Garage fortgeschlichen, um dort seine Verdauungszigarre zu rauchen und der Gefahr zu entgehen, mit Bethany zusammen mit den Anziehpuppen spielen zu müssen. Scott folgte ihm. Er war zwar Nichtraucher, nutzte aber die Gelegenheit, sich eine Dose Bier zu gönnen, mit der er sich auf den Fahrersitz des Rasenmähers setzte.
„Köstliches Essen“, bemerkte sein Vater und rieb sich den Bauch.
„Mhm.“
„Was istlos mit dir, mein Junge? Deiner Mutter ist auch aufgefallen, dass du so still bist, als ob dich etwas bedrückt. Du hast doch sonst so viel zu erzählen.“
Ebenso gut konnte er die Katze gleich aus dem Sack lassen. Er war sowieso ein lausiger Schauspieler, und sie würden nicht nachgeben, bis sie herausbekommen hatten, was mit ihm nicht stimmte. Die Sorge, ihnen falsche Hoffnungen zu machen, brauchte er jetzt nicht mehr zu haben.
„Ich habe
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