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Alle Naechte wieder

Alle Naechte wieder

Titel: Alle Naechte wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Stacey
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schaute nun zu, wie er ihn zusammenfaltete und ihn sich hinten in die Hosentasche steckte.
    „Also …“ Er zögerte einen Moment, dann zuckte er die Achseln. „Ich denke, ich werde jetzt mal mein Werkzeug zum Wagen bringen und mich verkrümeln, bevor John und Anna auftauchen.“
    Sie hätte ihn gern zurückgehalten, doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hätte ihn bitten können, sie erneut in die Arme zu nehmen. Vielleicht hätte sie einen dummen Witz machen können. So etwas wie: Komm, noch einen auf den Weg. Aber das hätte alles nur schwerer gemacht. Außerdem waren ihre Eltern im Anmarsch.
    Als Kojak zu ihr kam, um sich ein Bauchkraulen zum Abschied abzuholen, für den Scotts Griff nach der Werkzeugkiste das Signal war, dass es nach Hause zu seinem Fressnapf mit dem Trockenfutter ging, war sie kurz davor zu weinen.
    „Du bist ein guter Hund“, sagte sie zu ihm, es schien ihm nichts auszumachen, dass ihre Stimme dabei ein wenig kippte. Er leckte sogar eine verirrte Träne vom Fußboden, die sie nicht hatte unterdrücken können.
    „Alles okay mit dir?“
    Sie raffte sich auf, ließ von Kojak ab und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich werde diesen Burschen richtig vermissen. Ich schätze, du lässt ihn mir nicht hier, oder?“
    „Tut mir leid, uns gibt es nur im Doppelpack.“
    Für ein paar unbehagliche Sekunden blieben die Worte im Raum stehen und ihr gingen Sätze durch den Kopf wie: Ist das ernst gemeint? Ich nehme liebend gern das ganze Paket …
    Dann war dieser Augenblick vorüber.
    „Wenn du dasnächste Mal zu deinen Eltern kommst, ruf mich an. Wir könnten essen gehen oder so etwas.“
    Sie nickte tapfer und konzentrierte sich weiter darauf, nicht in Tränen auszubrechen. „Und du versprichst mir, mich zu besuchen, solltest du mal in Boston sein.“
    „Mach ich. Also …“ Er zuckte die Achseln und gab mit einem Fingerschnippen Kojak ein Zeichen. „Dann bis demnächst.“
    Chloe brachte nur ein kurzes Nicken zustande. Sie hatte einen solchen Kloß im Hals, dass sie nicht sicher war, ob sie überhaupt ein Wort herausbringen konnte. In der Tür drehte Scott sich zu ihr um. Vielleicht küsst er mich noch einmal zum Abschied, dachte sie. Sie wünschte es sich sehnlichst und doch fürchtete sie, dass sie ihn nie mehr gehen lassen würde, wenn er sie jetzt berührte.
    „Auf Wiedersehen, Chloe.“
    Sie blieb stehen und wartete, bis sein Lieferwagen außer Hörweite war. Dann schlich sie die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hoch und fühlte sich wie eine Frau, die die Stufen zum Schafott erklimmt. Oben angekommen, warf sie sich aufs Bett und weinte sich ausgiebig aus.
    Jedenfalls hatte sie vorgehabt, das zu tun, doch schon eine Viertelstunde später klingelte ihr Handy. Der Name auf dem Display verursachte ihr Magenschmerzen. „Hi, Mom.“
    „Chloe?“
    „Ja, ich bin’s. Soweit mir bekannt ist, bin ich die Einzige, die dich Mom nennt.“
    „Bist du krank? Du klingst ja fürchterlich.“
    Nein, es war nichts, abgesehen von einem gebrochenen Herzen. „Ich schaue mir gerade Magnolien aus Stahl auf DVD an.“
    „Ich weiß nicht, warum du dir ausgerechnet diesen Film ansiehst. Du bist jedes Mal in Tränen aufgelöst. Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten, Honey. Wir sitzen hier in Boston auf dem Logan Airport fest. Wegen des Sturms geht nichts mehr. Wir haben alles versucht, aber wir kommen nicht weg, außer wir mieten uns einen Wagen für die Strecke.“
    „Nein, ihr könnt nicht fahren.“ Das fehlte ihr noch, dass sie ihre Eltern in den Elf-Uhr-Nachrichten zum letzten Mal sah. „Soviel ich weiß, werden sie den Highway ohnehin schließen.“
    Chloe konnte am anderen Ende der Leitung ein leises Schniefen ihrer Mutter vernehmen und hoffte, dass es sich nicht zu einem Schluchzen auswuchs, da sie selbst kurz davor war.
    „Hör zu, ihr habt doch die Schlüssel zu meiner Wohnung, nicht?“, fragte sie rasch, bevor sie noch beide zu heulen anfingen.
    „Ja. Wir bleiben nur so lange, bis wir irgendwie nach Hause kommen können. Notfalls mieten wir uns eben einen Wagen.“
    „Aber wartet, bis die Straßen richtig geräumt sind, Mom. Ich vermisse euch zwar, trotzdem feiere ich Weihnachten lieber ein paar Tage später, als einen Anruf von der State Police zu kriegen.“
    Sie redeten noch einige Minuten miteinander, auch mit ihrem Vater sprach Chloe, dann mussten sie Schluss machen, damit ihre Eltern sicher in die Wohnung kamen.
    Stunden der Einsamkeit lagen vor ihr. Keine Mom, kein Dad,

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