Alles Ist Ewig
einige davon zu finden?«
»Gern«, willigte Haven ein und suchte nach einem guten Ansatzpunkt. »Ich habe die Hälfte der Frauen in diesem Gebäude schon einmal gesehen. Wie lange verfolgen Sie mich schon? Wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?«
Phoebe kicherte abermals. »Immer eine Frage nach der anderen, wenn es dir recht ist. Wir folgen dir seit deinem ersten Besuch hier in New York vor achtzehn Monaten. Ich wusste, dass dich dein Weg eines Tages zur Ouroboros-Gesellschaft führen würde, und meine Schwestern und ich haben auf deine Ankunft gewartet. Nachdem du nach Italien gezogen warst, haben wir deine Spur für etwa ein Jahr verloren. Dann haben wir dich in Rom wiedergefunden und sind dir bis nach Florenz gefolgt. Wir wollten dort schon mit dir in Kontakt treten, aber dann bist du wieder verschwunden. Ich muss zugeben – dein Auftauchen im Spa war wirklich eine ziemliche Überraschung.«
»Sie reden nur von diesem Leben«, sagte Haven. »Aber ich weiß, dass ihr mich schon viel länger verfolgt. Im neunzehnten Jahrhundert war mein Name Constance Whitman. Ich habe eine Nachricht gefunden, die ihr damals jemand zugeschmuggelt hat – ein Nachricht, in der stand, dass Constance eine bestimmte Telefonnummer anrufen sollte, für den Fall, dass er sie findet.«
»Ja, diese Nachricht habe ich selbst geschrieben. Aber Constance hat nie angerufen. Ich nehme an, du weißt, was mit ihr passiert ist? Sie hätte ein längeres Leben haben können, wenn sie meinem Rat gefolgt wäre.«
» Er war also Adam Rosier?«, fragte Iain knapp.
Phoebe wandte sich ihm zu. »Ja, aber wir nennen ihn nicht bei diesem Namen. Wir nennen ihn den Magos. Er ist der Grund, warum ich euch beide heute Abend hergebeten habe.« Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloss einen alten Ebenholzschrank am anderen Ende des Zimmers auf. Der Schrank war ganz offensichtlich von Menschen gefertigt, deren Kunsthandwerk heute niemand mehr beherrschte, und wie dafür geschaffen, wertvolle Dinge zu verwahren. Phoebe griff hinein und holte ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus, das sie Haven mit großer Vorsicht reichte. »Dies ist unsere Geschichte. Wir tragen sie zu jeder Zeit bei uns, um uns immer wieder die Wichtigkeit unserer Mission vor Augen führen zu können. Dieses Buch enthält jeden Schnipsel an Informationen, die wir über unseren Feind sammeln konnten.«
Behutsam blätterte Haven das Buch durch. Nur die letzten paar Seiten waren in einer Sprache getippt, die sie verstand. Andere Abschnitte waren handgeschrieben – von Hieroglyphen bis hin zu Altenglisch. Im Einband des Buchs jedoch steckten Dutzende von Fotos. Das erste zeigte Adam, wie er über einen Friedhof spazierte. Am Stil seines Anzugs erkannte Haven, dass das Foto aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stammen musste. Er trug einen kleinen Spitzbart, ansonsten hatte er sich kein bisschen verändert. Auf die Rückseite des Fotos hatte jemand geschrieben: Friedhof Père Lachaise, 29. Mai 1871.
Das nächste Foto, das Haven in die Hand fiel, war in New York aufgenommen worden. Im Hintergrund sah sie die Börse an der Wall Street. Tausende von Männern mit Hüten und Zwanzigerjahre-Anzügen drängten sich dort auf der Straße und blockierten den Verkehr. Ein Mann blickte von einem Fenster aus auf das Chaos auf der Straße herab. Haven spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Dieses attraktive Gesicht kannte sie nur zu gut.
»Ich erkenne Adam, aber das meiste hiervon kann ich nicht lesen«, sagte sie, und ihre Hände zitterten zu stark, um auch nur eine Seite weiterzublättern. »Können Sie mir nicht einfach sagen, was hier drinsteht?«
Phoebe setzte sich in einen der Sessel, und Haven kam es vor, als ließe ihr die alte Frau eine große Ehre zuteil werden; wie eine Königin, die mit einem ihrer Untertanen Tee trinkt.
»Vielleicht sollte ich ganz am Anfang unserer Geschichte beginnen. Wir sind zwölf«, erklärte Phoebe. »Heute sehen wir uns kein bisschen mehr ähnlich, aber es gab eine Zeit, da waren wir alle Schwestern. Wir lebten in einer kleinen Stadt an der östlichen Küste Griechenlands. Eines Tages starb unser Vater, und weil wir so viele waren, mussten wir uns als Waschfrauen verdingen, um über die Runden zu kommen. Es war harte, aber ehrliche Arbeit. Dann begann sich ein Gerücht zu verbreiten. Ein Mann, den seine Reisen in unsere Stadt geführt hatten, war auf uns Schwestern aufmerksam geworden. Er erzählte den Menschen in der Stadt, wir
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