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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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Nummer in sein Telefon. »Jetzt versteh ich das mit dem Abhören!«
    »Abhören?« Schlomi runzelte die Stirn.
    »Hallo, Zadok, wie steht’s? Kann es sein, dass es das FBI ist, das die Leitung angezapft hat?«
    »Ja sicher. Um ehrlich zu sein, ich dachte schon daran, dass
sie es sind, aber ich wollte es nicht sagen. Ich hab dir ja gesagt, dass es was Offizielles ist, oder? Dann ist es also das FBI? Die haben eine megacoole Ausrüstung. Wenn ich die hätte …«
    »Danke, Zadok. Ich ruf dich später wieder an«, unterbrach ihn Chaim. Dann deutete er nach vorn. »Schau mal«, er senkte seine Stimme unwillkürlich zum Flüstern, »ein weißer Laster. Und sieh dir die zwei Komiker in der Fahrerkabine an. Ich glaub’s nicht.«

STOLICZNA IN VEGAS
    Über den Fernsehbildschirm flimmert Sam Neill in einem besonders grässlichen Film, dessen Titel keiner kennt. Sam Neill hat in einer Menge speziell grauenhafter Filme mitgespielt, deren Titel kein Mensch kennt, die aber fast täglich in den Hotelzimmern von Las Vegas ausgestrahlt werden.
    »Schalt auf CNN.« Dieser kurze Satz - Bitte oder Befehl - kommt aus der Richtung des bebrillten Achmadan Pozailov, der mit seinem ganzen massigen Körper in einem riesigen Sessel lungert, am Leib nur eine orangefarbene Trainingshose. Sein Oberkörper ist nackt, seine breite Stirn glänzt. Popeye, der verkehrt herum auf dem Bett liegt - mit den Füßen zur Wand und dem Gesicht zum Fernseher - wendet ihm überrascht den Blick zu.
    »Wozu brauchst du CNN?«
    »Stell’s ein, nu, los.«
    »Lass mich das noch fünf Minuten anschauen. Was drängelst du so?«

    »Popeye, lass mich nicht aufstehen und die Fernbedienung selber suchen müssen. Das willst du lieber nicht. Das ist kein Film, und das weißt du. Schau doch hin - Sam Neill!«
    Popeye gehorcht. »Schon wieder Monica Lewinsky? Hast du nicht bald mal genug von ihr?«
    Pozailov lacht. »Wieso genug, das fängt jetzt erst an. Sieh dir mal die ganzen Mädels an!«
    »Moment, hat er die alle …«
    »Verstehst du diesen Clinton jetzt?«, grinst Pozailov.
    Das Wasserrauschen in der Dusche reißt ab. Eine Minute darauf tritt Vladimir ins Zimmer, tropfend und dampfend, in ein Handtuch gewickelt. »He! Wieso Nachrichten? Der Film mit dem einen, nu, der vom Jura-Park oder so was, ist der schon aus?«
    »Aus, zu Ende«, bestätigt Pozailov.
    Vladimir trocknet sich die Haare mit dem Handtuch. »Shit. Schade«, sagt er. »Also vorwärts, Pozi, schmeiß dich ins Hemd, gehen wir was essen?«
    Innerhalb einer Sekunde hat Pozailov sein Hemd an und ist auf den Beinen. »Ich könnte jetzt einen ganzen Gaul verdrücken«, meint er und schaltet den Fernseher ab, den gerade das Bild einer lächelnden Lewinsky ausfüllt.
     
    Im Büro von Sababa Moving and Storag’e in New York, das sich in den letzten Tagen in die Kommandozentrale eines Zweifrontenkriegs verwandelt hat, der in strahlender Einsamkeit von Chen Eizenberg geführt wird, sitzen Chen, Jotam und Ohed, der einen Anzug trägt und ein Sandwich isst, das er unterwegs gekauft hat. Sie sehen sich einen Film mit Sam Neill als Starbesetzung an. Hin und wieder wird das Schweigen von Oheds Schmatzgeräuschen gestört, wenn er in eine Gurke beißt.

    Als die Werbung kommt, fragt Ohed: »Sag mal, wo ist Chaim denn jetzt, weißt du das?«
    Chen antwortet: »Keine Ahnung. Ich habe aufgehört, diese Komiker zu verfolgen.«
     
    Der weiße Lastwagen bog nach links in eine kleine Landstraße ab. Richtung Noodle, Texas. Der gemietete Chevi Suburban befand sich hinter ihnen. Chaim und Jake hatten Kontakt aufgenommen und entdeckt, dass sie fast nebeneinander hinter dem Lastwagen herfuhren. Den beiden im Lastwagen fielen die Autos nicht auf, die ihnen dicht auf den Fersen folgten, denn sie waren viel zu beschäftigt mit der Auseinandersetzung, dem ewig gleichen Streit, der immer wieder zwischen ihnen aufflammte und erstarb, während sie Hershey-Küsse mümmelten.
    Izzi sagte: »Du bist voll bekloppt. Wir hatten großes Glück, dass wir dem FBI genau dann in die Arme gelaufen sind, als wir die Automaten zufällig gerade nicht hatten. Wir haben eine Gelegenheit, ungeschoren davonzukommen, und du fährst zurück?«
    »Du raffst es einfach nicht«, erwiderte Jonsy, »und mir stinkt’s langsam, es dir ständig zu erklären. Sie suchen nicht uns, sie suchen die Russen. Sie werden uns überhaupt nichts tun. Und wenn ich vor einer Goldgrube stehe, dann buddel ich das Gold auch aus! Wer hier bekloppt ist, das bist du.«
    Izzi

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