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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Wasser eines Hallenbeckens glitt (aus irgendeinem Grund kamen mir eine Toga und Weintrauben in den Sinn), daß es einen Moment dauerte, ehe mir bewußt wurde, daß wir in den Salon weitergewandert waren, wo die meisten Gäste Champagner tranken (eine unnötige Extravaganz, fand ich, typisch für Ferald; unser Auftrag war es schließlich, für Bildung zu sorgen, nicht für gute Unterhaltung). Das Getränk rief merkliche Ausgelassenheit unter den Gästen hervor, seine sprudelnde Leichtigkeit verlieh den Stimmen allenthalben einen melodischen Klang. Es wurde viel gelacht, was nicht unwillkommen war. Ja, so mancher meinte später, Feralds Fest sei eines der lebendigsten in der jüngeren Collegegeschichte gewesen.
    Kanapees wurden gereicht. Und noch mehr Champagner. Moxon ging im Gedränge verloren. Ich legte Etna meine Hand auf den Rücken, aber so, wie manchmal ein Ruderboot sich aus seiner Vertäuung löst und davontreibt, so wurde sie im Lauf des Abends durch verschiedene Begegnungen und Begrüßungen von mir getrennt. Ich unterhielt mich gerade mit Arthur Hallock über William Bliss’ Befinden (nicht gut), als ich nicht weit entfernt Eliphalet Stone stehen sah, einen Angehörigen des Verwaltungsrats. Da ich hier eine günstige Gelegenheit witterte, etwas für meine Kandidatur zu tun, wenn auch nur, indem ich ein Gespräch mit dem Mann anknüpfte, schob ich mich in seine Richtung.
    »Es soll heute abend Hummer geben«, bemerkte ich, als ich ihn erreicht hatte.
    Stone, der mindestens achtzig Jahre auf dem Buckel hatte, war kaum anderthalb Meter groß, und ich mußte mich zu ihm hinunterbeugen, um mich bei dem allgemeinen Lärm verständlich zu machen.
    »Was sagten Sie?« Er hielt eine Hand hinter sein Ohr.
    »Hummer!« Ich schrie fast.
    »Oh, Hummer«, sagte er mit sichtlichem Ekel. »Kann ich nicht ausstehen.«
    »Ach so«, sagte ich. »Hm, ja, vielleicht haben Sie recht.«
    »Ich hab mich vorhin mal mit dem Burschen aus Bates unterhalten«, sagte Stone, ohne Umschweife zur Sache kommend. »Der, der es auf Ihren Posten abgesehen hat.«
    »Sie meinen Fisher Talcott Ames.«
    »Ziemlich langweiliger Kerl«, erklärte Stone. Das war ein recht interessanter Kommentar aus dem Mund eines Mannes, der weder für seine geistreiche Unterhaltung noch für seinen Witz bekannt war. »Ich bin für Sie«, fügte Stone hinzu. »Ich hasse Veränderungen.«
    »Ja«, meinte ich zustimmend. »Das geht den meisten von uns so.«
    »Wo ist denn Ihre schöne Frau?« erkundigte sich Stone.
    Ich blickte umher, um meine schöne Frau zu präsentieren, und merkte erst da, daß sie mir abhanden gekommen war.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte ich zu Stone. Etna machte immer einen vorteilhaften Eindruck auf die Leute, ich sollte daher eine Gelegenheit zu einem Gespräch zwischen ihr und Stone nicht ungenutzt lassen. »Ich will gleich einmal sehen, ob ich sie finden kann.«
    Aber wo war meine Frau? Nicht im Salon und nicht im Speisesaal. Ich begann unruhig zu werden. War ihr nicht wohl, war sie krank geworden?
    Ich stahl mich davon und ging durch einen Korridor, in dem ziemlich gute Bilder hingen (darunter auch einige von der Hand eines niederländischen Meisters, wie ich mit Genugtuung feststellte). Das heitere Lärmen der Gäste verebbte, während ich weiter voranschritt. Der Flur war gefliest und führte, wie ich bald entdeckte, zur Schwimmhalle. Ich trat in einen blaugekachelten feuchtwarmen Raum. Das Becken war nicht so beeindruckend, wie ich es mir vorgestellt hatte; es schien kaum einem einzelnen ungestümen Schwimmer Platz zu bieten.
    »Wozu ist es da, was meinst du?«
    Ich schreckte zusammen. Etna hatte unmittelbar rechts neben der Tür gestanden, als ich eingetreten war, und ich hatte sie nicht bemerkt.
    »Etna«, sagte ich erstaunt. »Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich wollte das Schwimmbad sehen.«
    »Du hättest mir Bescheid sagen sollen.«
    »Du hast dich mit Mr. Stone unterhalten. Ich wollte euch nicht stören.«
    »Wir haben hier nichts zu suchen«, sagte ich. »Das ist eine Übertretung des Gastrechts.«
    Sie lächelte – ein entzückend spitzbübisches Lächeln. »Meinst du, man wird uns bestrafen? Vielleicht ohne Abendessen nach Hause schicken?«
    Wäre es nicht gerade Feralds Haus gewesen, so hätte ich darauf bestanden, unverzüglich zur Gesellschaft zurückzukehren. Aber ich hatte bereits zwei Gläser Champagner getrunken, und die Vorstellung, Ferald zu nahe zu treten, reizte mich plötzlich.

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