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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Hörweite.
    »Engländer und Gringos«, wiederholte Carlos bedeutungsvoll.
    »Glauben Sie, Montgomery hat sich abgesichert und noch andere Büros beauftragt?« Allmen klang etwas besorgt.
    »Bei fünfundvierzig Millionen, Don John, würde mich das nicht wundern.«
    »Darüber hätte er mich informieren müssen, finden Sie nicht?«
    Carlos dachte darüber nach. »Vielleicht weiß er nichts davon. Vielleicht hat sein Auftraggeber selbst noch andere engagiert.« Er stand auf, nahm die Flasche Aigle aus dem Eiskübel, wischte sie mit der Serviette trocken, die über dem Flaschenhals gelegen hatte, und schenkte Allmen in korrekter Kellnerhaltung nach. Dann setzte er sich und war wieder Gast.
    Allmen bedankte sich und nahm einen Schluck. »Oder vielleicht ist er Ihrer Meinung und findet die Sache zu groß für Allmen International.«
    Sie aßen eine Weile schweigend marinierte Calamares, Crevetten und Fischfiletstücke aus den hohen Coupe-Gläsern.
    »Haben Sie eine Idee, Carlos?«
    »Una sugerencia, nada mds«, antwortete Carlos bescheiden. Eine Anregung, mehr nicht.
    Allmen hatte gelernt, solche Anregungen ernst zu nehmen.
    »Im Prospekt über das Apartmenthaus in der Gelbburgstraße sind die Restaurants, Bars, Läden, Wäschereien und Sportanlagen in der Umgebung auf gelistet.«
    Allmen nickte. Das war ihm ebenfalls aufgefallen.
    »Auch ein Nachtclub.«
    »>Lonely Nights<«, bestätigte Allmen. »Und?«
    »Una sugerencia, nada más«, wiederholte Carlos.
    »Sie meinen, ein Apartmenthaus ist voller alleinstehender Herren. Und alleinstehende Herren neigen dazu, Nachtclubs zu besuchen.«
    »Vielleicht kennt ihn dort jemand.«
    »Vielleicht.« Allmen nahm sich vor, seine Siesta heute etwas zu verlängern. Es könnte spät werden.
     
    6
     
    Das Lonely Nights lag im Untergeschoss eines Intotels, »zehn Gehminuten von der Gelbburgstraße«, wie es in dem Prospekt für die Business Apartments hieß. Allmen stand vor einem hässlichen Gebäudekomplex und machte sich daran, die Treppe hinunterzusteigen, über der in rosaroten Leuchtbuchstaben »Lonely Nights« stand.
    Neben dem Eingang war ein Schaukasten angebracht mit drei, vier Fotos von nur mit einem winzigen schwarzen Zensurbalken bekleideten Asiatinnen.
    Die Tür war verschlossen, neben dem Türrahmen stand unter einer Messingklingel »Bitte läuten«.
    Allmen tat es, und augenblicklich öffnete sich die Tür. Ein bärtiger Mann im schwarzen Anzug musterte ihn kurz und ließ ihn ein. Wortlos.
    Der hellste Punkt war eine kleine Bühne, auf die ein einziger Scheinwerfer gerichtet war. In seinem Kreis tanzte zu lautem Techno eine der Asiatinnen, die in der Vitrine abgebildet war. Der Rest des Clubs lag im Halbdunkel. Allmen musste seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnen, bevor er sich orientieren konnte.
    Vor der Bühne waren ein paar kaum beleuchtete Tischchen gruppiert. Daneben zog sich eine Bar über die ganze Längsseite des Raumes. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen künstlerische Aktfotos angebracht, jedes mit einem schwachen Spot beleuchtet.
    Allmen setzte sich an die Bar und bestellte Wodka Perrier mit Eis und Zitrone.
    Die Barfrau, eine mütterliche Blondine mit viel Make-up und Glitter, sagte: »Geht auch ein anderes Wasser?«
    Eigentlich nicht. Aber Allmen wollte sich mit der Frau gut stellen und antwortete: »Geht auch. Und Sie?«
    Jetzt lächelte sie und zeigte dabei sehr regelmäßige, sehr weiße Zähne. »Das Gleiche. Aber ohne Wasser, Eis und Zitrone.«
    Weiter unten an der Bar waren zwei Männer mit dem Rücken zur Bühne in ein Gespräch vertieft. Zwischen ihnen und Allmen saß einer allein. Er hatte die Ellbogen rücklings auf den Tresen gestützt und verschlang die Tänzerin mit den Augen. Nur zwei der Tischchen waren besetzt. An einem saßen ein Mann und eine Tänzerin, am anderen drei Mädchen, die zu Allmen herübersahen.
    Er nahm seinen Drink, prostete der Bardame zu und wandte sich der Tänzerin zu.
    Die Show bestand aus einer unerotischen Aerobicnummer, die ihn kaltließ. Trotzdem sah er mit höflichem Interesse zu. Das tat er immer, wenn sich jemand die Mühe machte, ihm etwas darzubieten. Auch während der schon tausendmal gesehenen Sicherheitsinstruktionen des Bordpersonals vor dem Start las er weder Zeitung, noch sah er aus dem Fenster. Es war für ihn eine Frage des Respekts. Wer sich die Mühe machte, Allmen etwas vorzuführen, hatte das Recht auf seine Aufmerksamkeit.
    Die Musik brach abrupt ab, und die nackte

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