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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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erklärt wird, Pfeiffer schreibt sich mit drei f, da war es geschehen.«
    Dr. Rakow schwieg eine Weile. Ich beobachtete ihn stehend, meine Knie wurden langsam weich und ich wünschte, es wäre alles vorbei. Langsam legte er den Füller beiseite.
    »Setzen Sie sich. Sie sprachen von Heimweh? Wo kommen Sie her?«
    In groben Zügen erzählte ich, wie ich mit Frau Weiler nach Niederau kam, um eine Haushaltslehre zu machen.
    »Mein Vater wollte mich mit 14 Jahren auf ein Lyzeum schicken. Ich sollte, wenn es nach ihm ginge, Kinderärztin werden.«
    »Wollten Sie das nicht?«, fragte Dr. Rakow.
    »Nein«, sagte ich, »ich kann kein Blut, keine Wunden sehen. Es wäre kein Beruf für mich.«
    »Was wollen Sie denn überhaupt mal beruflich machen?« Dr. Rakow sah mich erstaunt an, als ich seine Frage so beantwortete:
    »Am liebsten würde ich auf einem großen Bauernhof leben, mit vielen Tieren und vielen Kindern. Ich würde den wirtschaftlichen Teil erledigen und die Mitarbeiter mit Essen versorgen. Diese Schulausbildung wäre doch eine gute Voraussetzung«, redete ich weiter. »Das Haushalten und das Kochen habe ich ja auch gelernt.«
    »Sie sind ein unglaubliches Mädchen«, meinte Dr. Rakow, »glauben Sie denn, dass Sie solch großen Anforderungen gewachsen wären? Sie nehmen sich sehr viel vor.«
    »Ich glaube, dass ich da hineinwachsen würde. Da bin ich mir ganz sicher, einfach deshalb, weil es mir bestimmt Freude machen würde.«
    »Kennen Sie eigentlich Herrn Stern von früher?«, kam plötzlich die Frage von Dr. Rakow.
    »Nein«, antwortete ich, »an seinem ersten Schultag sah ich ihn auch zum ersten Mal. Dass er sich neben mich setzte, hat sich so ergeben. Dorothe König, Erika Finke und Isabell Siebert, wir hatten uns angefreundet, bevor Herr Stern in unsere Klasse kam. Dann hat sich Fräulein König zurückgezogen. So kam es, dass Fräulein Siebert und Erika Finke sich zusammensetzten. Für mich blieb dann Franz Stern. Aber Näheres weiß ich nicht. Mir gegenüber hat er mal erwähnt, dass er bei seiner Mutter wohnt.« »Gut«, sagte nun Dr. Rakow. »Sie haben mich überzeugt. Dies aber nur mit Rücksicht auf Ihre momentane Stimmung. Ich muss Ihnen aber nicht mit auf den Weg geben, dass ich eine solche Störung nicht noch einmal dulden kann. Ich habe Auflagen zu erfüllen und darf auf keinen Fall Nachlässigkeit unterstützen.«
    Fest versprach ich Dr. Rakow, dass so etwas bestimmt nicht mehr passieren würde.
    »Wenn ich auch keine Wechsellehre mag«, sagte ich, »Mühe werde ich mir trotzdem geben, um auch auf diesem Gebiet bestehen zu können.« Er gab mir das Buch zurück. Beim Hinausgehen drehte ich mich an der Türe noch einmal um und verabschiedete mich: »Danke, Herr Dr. Rakow.« Ehe ich die Türe schloss, meinte er so leichthin:
    »Schön, dass Sie sich Franz Sterns so annehmen!«
    Erika hatte sich Franzl angeschlossen. Sie warteten beide am Altmarkt auf mich.
    »Fein, dass ihr gewartet habt«, meinte ich, noch gar nicht in der Lage, mich freuen zu können.
    »Hast du Lust auf einen Kaffee?«, fragte Franzl. »Erika will mit dir bis Weinböhla zurückfahren. Dort kann sie ja umsteigen.«
    »Das ist lieb von dir, Erika. Deine Begleitung wird mir gut tun.« Erst als wir unseren Malzkaffee hatten und ein Stück Bienenstich – Franzl spendierte auch die Marken, er wolle Gastgeber sein, wie er meinte – , fragte er so ganz sachte:
    »Bist du in der Lage, uns zu erzählen?«
    »Na, es geht schon wieder«, lachte ich. Erst ganz langsam wich die Spannung von mir und ging in Freude über. Das Gespräch mit Dr. Rakow war beinahe so verlaufen, als hätte ich mich mit Vater unterhalten. Er hatte mich einfach reden lassen, zugehört und das tat mir gut. Trotz der Angst, die mir im Nacken saß. Ich hätte ja auch verlieren können, egal, was ich sagte.
    Den ganzen Inhalt des Gesprächs verriet ich den beiden nicht. Nur so viel, dass ich gestanden hatte, einen großen Fehler begangen zu haben und ich mich dafür entschuldigte. Das Versprechen, dass so etwas nicht mehr passieren würde, hatte er mir abgenommen. Das gab ich ihm auch gerne. Franzl meinte, und Erika schloss sich ihm an, dass sie jetzt auf mich aufpassen würden, und vor dem Unterricht wollte Franzl mir das Buch, das ich eventuell in der Tasche hatte, abnehmen. Mit allem war ich einverstanden, froh darüber, dass alles so gut für mich verlaufen war und dankbar dafür, dass ich so gute Freunde hatte.
    Es war schon eigenartig, wenn einen mehrere schöne

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