Als ich lernte zu fliegen
»Und außerdem, du Erbsenzähler, war es kein königliches Wir , sondern ein ganz ordinärer Plural, Lynn kommt gleich nach.«
Während dieses Schlagabtauschs starrt Asif traumverloren auf Matts Getränk, das ihm als Inbegriff der Schönheit erscheint, wie ein Glas voll Sommer. Ob er jemals mutig genug wäre, selbst so ein Getränk zu bestellen? Da sickern endlich Matts Worte zu ihm durch. »Lynn? Sie meinen, Mei Lin kommt noch?«
»Hab ich doch gerade gesagt, oder?«, antwortet Matt leicht ungeduldig. »Ah, da kommt sie ja endlich. Sie hat bestimmt absichtlich getrödelt, um einen großen Auftritt hinzulegen – und mich nennst du schwul.« Mei Lin tritt mit einem schwer beladenen Tablett aus der Tür, sieht sich um und entdeckt Matt bei Asif und Ravi; dankbar lächelnd nähert sie sich.
»Nett, dass wir uns dazusetzen dürfen, Jungs«, sagt sie fröhlich, setzt das Tablett ab und stellt zwei Teller mit Sandwiches und ihr eigenes Glas Pimm’s auf den Tisch. »Du bist wirklich ein echter Gentleman, dass du dich erboten hast, unser Essen rauszutragen, Matt«, sagt sie ironisch. »Ach richtig, hast du ja gar nicht.« Sie zwinkert Asif und Ravi zu und verschwindet dann wieder, um das Tablett zurückzubringen.
»Aber ich habe bezahlt!«, protestiert Matt lautstark. »Außerdem«, vertraut er Asif an, »kann sie schwere Sachen viel besser tragen als ich, sie hat erstaunlich kräftige Bizepsmuskeln von ihrem andauernden Fitnesstraining. Ich selbst bin mehr wie ein Schwimmer gebaut …« Er bricht ab, als er bemerkt, dass Asif gar nicht richtig zuhört, sondern ständig zu der Tür hinübersieht, in der Mei Lin bald wieder auftauchen muss. »Ravi, ich glaube, unser junger Freund hier hat sich in Lynn verguckt.«
Ravi lacht und klopft Asif auf den Rücken. »Im fünften Stock weiß jeder, dass Asif ein bisschen in Lynn verknallt ist, außer Lynn natürlich, und anscheinend auch außer dir, Matt. Ich hätte gedacht, der Chef der Internen Kommunikation hätte bessere Antennen fürs Bürogeflüster. Oder sollte ich sagen, Liebesgeflüster, Asif?«
»Sei nicht blöd«, murmelt Asif verlegen.
»Du hast recht! Er macht sich nicht mal die Mühe, es abzustreiten«, sagt Matt entzückt. »Mein Gott, Asif, sehe ich da tatsächlich Röte auf Ihren Wangen?«
»Bitte, seid bloß still«, fleht Asif, da Mei Lin in der Tür erscheint.
»Hacken die beiden auf Ihnen rum, Asif?«, fragt Mei Lin und wendet sich dann mit gespielter Strenge an Matt und Ravi. »Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt euch benehmen.«
»Hi, Mei Lin«, begrüßt Asif sie dankbar. »Normalerweise kommen Sie mittags nicht hierher.«
»Matt hat mich überredet«, sagt Mei Lin. »Anscheinend ist der Pimm’s hier zum Dahinschmelzen , ich zitiere wörtlich.«
»Genau wie der stattliche Australier hinterm Tresen«, fügt Matt hinzu.
»Ich muss schon sagen, keiner der beiden hat mich enttäuscht«, sagt Mei Lin verschmitzt und nippt an ihrem obstüberfrachteten Cocktail. »Im Gegensatz zu den Sandwiches.« Sie hält ein durchweichtes, mit Kartoffelchips garniertes Dreieck in die Höhe, beißt zögernd ab und legt es auf den Teller zurück, deutlich bemüht, das Gesicht nicht zu verziehen.
»Moment mal – wieso habt ihr überhaupt schon euer Essen?«, beschwert sich Ravi. »W ir zwei warten schon ewig. Ich geh mal rein und knöpf mir den Barmann vor.«
»Ich komm mit.« Matt kippt hastig den letzten Rest Pimm’s hinunter. »Ich sitze auf dem Trockenen. Außerdem liebe ich es, wenn du den starken Mann markierst.«
»Aber nur, wenn du dich benimmst«, warnt ihn Ravi; dann verschwinden die beiden unter freundschaftlichem Geplänkel durch die Schwingtür.
Asif und Mei Lin bleiben allein am Tisch zurück. Sie sitzen nebeneinander, werfen sich einen Seitenblick zu und brechen in Gelächter aus. »Ganz schön starkes Komikerduo, die beiden, was?«, sagt Mei Lin. »W eshalb hatten die Sie denn in der Mangel?«
»Ach, nur so«, weicht Asif achselzuckend aus. Aus Angst, womöglich wieder rot anzulaufen, schwenkt er auf ein anderes Thema über, um Mei Lin abzulenken: »W ie geht’s Melody?«
»Oh, super«, sagt Mei Lin. »Sie gewöhnt sich allmählich an Stephen, er versucht immer noch, sie ungefähr alle zwei Wochen zu sehen. Vielleicht bringe ich sie morgen mit aufs Sommerfest, am Wochenende lasse ich sie ungern bei der Babysitterin.«
»Meinen Sie das Sommerfest der Finanzdienste und der Konkursverwaltung?«, fragt Asif. Er hatte nicht vorgehabt
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